Grosseinsatz Morgenröte
unserer Psychologen verlassen. Was für einen normal aussehenden Mann nicht wahrscheinlich war, mußte auf einen lebensfreudigen Schönheitschampion unbedingt zutreffen.
Wenn ich also die Flucht ergriff, damit alles aufgab und in ein Ungewisses Schicksal flog, so brauchte mir nicht unbedingt die Todesstrafe zu drohen.
Bei dem gründlichen Studium der Hofartschen Psyche hatte es sich herausgestellt, daß ein Mann von seiner Art schon bei Ereignissen verzweifeln und spontane Maßnahmen ergreifen konnte, die einen normalen Menschen völlig kalt gelassen hätten. Für Hofart mußte bereits eine kurze Zuchthausstrafe schrecklich sein. Er war zwar ein tüchtiger Wissenschaftler; aber sein Lebenswandel bot uns unverhoffte Möglichkeiten. Nebenbei stand es fest, daß man ihn nicht mehr bei so wichtigen Projekten beschäftigen würde. Leichtsinnige Leute seiner Art waren immer mühelos zu dummen Streichen zu verleiten, und das konnten wir uns nach diesen Vorfällen einfach nicht mehr leisten.
Die Kollegen hatten mich im neuen Verteidigungs-Ministerium von Washington abgeliefert. Der Chef hatte mir noch einige Informationen gegeben. Jetzt rückten die Zeiger der Uhr auf die zehnte Morgenstunde. Der Ausschuß mußte schon in dem großen Saal sein.
Ich saß, scharf bewacht von ahnungslosen Beamten der Geheimen-Bundeskriminalpolizei, in einem Nebenraum. In der Vorhalle drängten sich die zugelassenen Vertreter der Presse und der Fernsehgesellschaften.
Als man mich durch diese Halle geführt hatte, war die Atmosphäre schon spannungsgeladen. Die Leute verlangten energisch Einlaß zur Verhandlung. Doch schwerbewaffnete Militärpolizisten vor den schalldichten Flügeltüren verwehrten ihnen den Zutritt.
Während ich noch wartete, hörte ich draußen eine markante Stimme aufklingen. Der Chef sprach über die Rundrufanlage des Ministeriums zu den Vertretern der Presse.
Er führte aus, daß es sich nicht um eine Gerichtsverhandlung, sondern vorläufig nur um eine Klarlegung der Tatbestände durch den Untersuchungsausschuß handelte. Sobald es sich im Zuge der Vernehmung erweisen sollte, daß die Anschuldigungen gegen Dr. Hofart den Tatsachen entsprächen, würde er persönlich nähere Erklärungen abgeben, soweit das im Rahmen der militärischen Geheimhaltungspflicht möglich wäre. Abschließend bat er um Geduld.
Die Gemüter beruhigten sich.
Dann ergriff ein Fernsehreporter, dessen Kameramänner mit tragbaren Geräten »schußbereit« im Vorraum standen, das Wort. Er fragte direkt nach dem Geheimnis des neuen Triebwerks. Vor einigen Stunden wären annähernde Daten durchgesickert. Er verlangte zu wissen, ob eine mit einem solchen Triebwerk ausgerüstete Rakete fähig wäre, den Planeten Venus anzufliegen und wieder auf der Erde zu landen.
Atemlose Spannung lag über den Leuten. Ich konnte jedes Wort mithören. Von da an dehnte der Alte das große Spiel noch weiter aus. Entschlossen klang es aus den Lautsprechern:
»Wir haben keine Ursache, die Neuentwicklung zu verschleiern. Ja – die ALPHA hätte mit einem verwendungsreifen Plasmareaktor die Venus erreichen können.«
Bildtelefone wurden gestürmt. Die Vertreter größerer Zeitungen besaßen eigene Sichtsprechgeräte mit Spezialfrequenzen. Drahtlos gaben sie ihre Informationen direkt an die Redaktionen weiter. Die Fernsehleute nahmen die Dinge vor die Objekte, die sie sehen durften.
Anschließend wurde die Frage gestellt, ob Dr. Clint Hofart über das Triebwerk informiert wäre.
Nun waren wir genau dort, wohin wir hatten kommen
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