Grosseinsatz Morgenröte
haben. Jetzt erteile ich Ihnen den Befehl, sich gut auszuschlafen. Haben Sie mich verstanden!«
Ich machte »hmm«. Es entlockte ihm ein heimliches Schmunzeln. Dann wurde der Schirm dunkel. Das war auch wieder ein Befehlsempfang gewesen, der für den Alten typisch war.
Auf dem Weg zu meinem Zimmer überdachte ich noch einmal die Ereignisse des Tages und den bevorstehenden Einsatz. Hannibal hatte sich in seine Anweisungen vertieft. Als ich eintrat, rief er mir zu:
»He, Langer, das wird aber bunt. Weißt du auch, daß ich hiermit den Befehl erhalte, einen zufällig näher kommenden Jäger der Raumgarde zu beschießen? Weißt du das?«
»Nein«, stöhnte ich entsetzt.
»Doch. Lies selbst. Wenn der Alte diesmal nicht alles auf eine Karte setzt, dann will ich meine schönen Vornamen wechseln. Ich werde natürlich alles versuchen, so etwas zu vermeiden. Ich kann doch nicht unsere eigenen Leute angreifen.«
Wir schauten uns schweigend an. Ich glaubte in seinen Augen die bange Frage zu erkennen, die auch ich mir in diesem Augenblick stellte: Welche Situationen würde der neue Einsatz uns bringen?
Um die bedrückende Stille zu verscheuchen und Hannibal aus seinem seelischen Zwiespalt zu befreien, sagte ich aufmunternd:
»Pauke deine Anweisungen durch. Bestimmt kreuzt niemand unseren Kurs! Der Alte hat diesen Befehl nur vorsichtshalber gegeben. Wir haben bisher immer erlebt, daß er rechtzeitig Mittel und Wege fand, Zwischenfälle dieser Art zu vermeiden.«
5.
Die von Washington nach Kanada zurückgekehrten Wissenschaftler hatten mich seltsam angeblickt – kein Zweifel.
Während sie ihre Wohnräume aufsuchten, mußte ich die Transportmaschine mit den Symbolen der GWA besteigen.
Dieser Dr. Alfred, der frühere Abteilungschef des echten Clint Hofart, hatte mich drohend angesehen. Das hatte mich zwar innerlich amüsiert, aber angenehm war die Situation trotzdem nicht gewesen.
Meine Kollegen hatten mir jedenfalls einen guten Abgang verschafft. Als die Maschine gestartet war, gab man mir sämtliche Unterlagen über die Anklage. Ich hatte genau fünfunddreißig Minuten Zeit, um mich darin zu vertiefen und die mir bereits bekannten Daten zu ergänzen.
Aus den Akten ging hervor, daß ich ein Mann mit schlechtem Leumund war, den man endlich überführt hatte. Für die Hauptanklage, nach der ich mit europäischen und afrikanischen Industriegruppen in Verbindung gestanden haben sollte, waren einwandfreie Beweise hergestellt worden. Da Hofarts Vorliebe für schöne Frauen allgemein bekannt war, hatte der Alte die Unterlagen dementsprechend ausrichten lassen. Meine verräterische Tätigkeit war infolgedessen immer durch die Vermittlung einiger Damen erfolgt.
Eine von ihnen sollte vor dem Ausschuß erscheinen. Nur der Chef wußte, daß es sich um eine Kollegin vom FBI handelte.
Während diese Anklage Hand und Fuß hatte, basierte die Nebenanklage nur auf schwachen Indizien. Man würde mir auch noch den Verrat wichtiger Geheimnisse an Agenten und Mittelsleute des Großasiatischen-Staatenbundes vorwerfen. Natürlich hatten in dieser Richtung keine Unterlagen geschaffen werden können, da Peking sehr genau wissen mußte, daß Dr. Clint Hofart niemals an eine solche Tat gedacht hatte.
Immerhin war der Verrat an europäische, besonders aber an afrikanische Interessengruppen schwerwiegend genug, um mich notfalls in die Gaskammer zu bringen. Zumindest drohte mir aber Zwangsarbeit in den Uranminen des Mondes – und das war auch keine verlockende Aussicht für einen Mann wie Hofart.
Der Chef hatte sich bei der Konstruktion der Unterlagen auf die Ratschläge
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