Grosseinsatz Morgenröte
wollen. Aufmerksam lauschte ich Relings Ausführungen.
»Dr. Hofart gehört zu den engsten Mitarbeitern von Professor Scheuning. Es ist deshalb selbstverständlich, daß er genauestens informiert ist. Hofart überwachte die Plasma-Herstellung und war als verantwortlicher Physiker an Bord des Schiffes, als der Probeflug zum Mond stattfand. Es dürfte kein Geheimnis geben, das ihm nicht bekannt ist. Ich gebe diese Information deshalb ab, um Sie nochmals zur Vernunft zu mahnen. Bei dem Verhör werden Dinge zur Sprache kommen, die keinesfalls veröffentlicht werden dürfen. Ich versichere Ihnen jedoch, daß wir Sie mit den rein kriminellen Daten der Angelegenheit vertraut machen werden. Wahrscheinlich werde ich Ihnen sogar einige Details über das revolutionäre Triebwerk mitteilen können. Mehr kann ich Ihnen nicht versprechen.«
»Werden wir Dr. Hofart interviewen können?«
»Ja, aber nur in Anwesenheit des Ausschusses. Wählen Sie bitte Ihre Sprecher. Nach Abschluß des Verhörs können Sie den Saal betreten. Bis dahin bitte ich um Geduld.«
»Noch eine Frage, Sir«, rief der technische Reporter der »Space-News« in die Mikrophone. »Hat die ALPHA nun den Planeten Venus erreicht oder nicht? Ist das Schiff dort gelandet? Welche Ergebnisse brachte die Expedition?«
»Ich kann mich nicht erinnern, zugegeben zu haben, daß die Rakete den Planeten überhaupt angeflogen hat. Ich erwähnte nur, daß es möglich gewesen wäre. Leider kann ich Ihnen keine näheren Auskünfte geben.«
Die heftigen Rufe der Presseleute konnte ich sogar durch die geschlossenen Türen verstehen. Da midi die FBI-Beamten scharf beobachteten, mußte ich ein belustigtes Lächeln krampfhaft unterdrücken. Der Alte spielte da eine gefährliche Partie; aber er schien sie zu gewinnen. Man war nun davon überzeugt, daß die ALPHA die Venus angeflogen hatte.
General Reling beantwortete noch einige Fragen. Dann schlug es zehn Uhr. Unwillkürlich blickte ich auf die harmlos aussehende Armbanduhr, die mir im Flugzeug von den Kollegen überreicht worden war. In dem flachen Gehäuse verbarg sich das mikrotechnische Wunderwerk eines exakt arbeitenden Bandgerätes. Armbanduhren waren überhaupt die Spezialität unserer Mikrotechniker. Es war erstaunlich, was man darin alles unterbringen konnte.
Ich war fest entschlossen, jedes Wort von Senator Woolfman aufzunehmen.
Die Türen glitten auf. Ich wurde in den Saal geführt. Die Mitglieder des Untersuchungsausschusses saßen hinter einem hufeisenförmigen Tisch, vor dem in der Mitte ein Stuhl für mich bereitstand. Ich hatte keinen Anwalt, wie das bei diesen Ausschüssen üblich war. Ich konnte mich auch nicht auf einen Rechtsberater berufen.
Ganz allein, nur flankiert von Beamten des FBI, saß ich vor den zwölf Männern, die mir durchaus keine freundlichen Blicke zuwarfen. General Reling hatte den Vorsitz übernommen. Seine blauschwarze GWA-Uniform schien eine düstere Drohung auszustrahlen.
Außer ihm war niemand über meine wahre Identität informiert. Die Senatoren des Ausschusses konnten also ganz unbefangen urteilen, was für unser Vorhaben nur gut war.
Ich konzentrierte mich unmerklich auf den korpulenten Mann mit den aufgeschwemmten Wangen. Woolfman musterte mich anscheinend interesselos. Ich hatte jedoch den Eindruck, als könnte er kaum seine innere Unruhe verbergen. Vielleicht bildete ich mir das aber nur ein, da ich hinsichtlich seiner Person verständlicherweise voreingenommen war.
Reling verhielt sich kühl und zurückhaltend. Wenn ein anderer Mann an meiner Stelle gewesen wäre, hätte er schon durch die
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