Grosseinsatz Morgenröte
klaren? Bestenfalls kommen Sie mit zwanzig Jahren Zwangsarbeit auf dem Mond davon.«
Ich spielte einen Mann, der verzweifelt an seinen alten Aussagen festhält.
»Sie werden mich nicht zu einem Geständnis bewegen können«, keuchte ich. »Ich habe nichts zu gestehen.«
»Die GWA wird Ihnen das Gegenteil beweisen. Unterschätzen Sie diese Organisation nicht. Ich habe Ihnen im letzten Augenblick aus der Patsche geholfen, sonst wären Sie heute schon unter der Einwirkung einer Droge vernommen worden.«
Er hatte das so eigenartig gesagt, daß ich aufmerksam werden mußte.
»Wie meinen Sie das?« flüsterte ich erregt. Meine Augen irrten durch den Raum. Auffällig sah ich zu der durchsichtigen Wand hinüber, hinter der die Maschinenwaffen der Bundespolizisten drohten.
»Werden Sie nicht so nervös. In spätestens drei Tagen sind Sie überführt. Aus der Verlesung Ihrer Unterlagen ging hervor, daß Sie zur Zeit mit der Erprobung eines neuen Raumjägers beauftragt sind. Stimmt das?«
Ich begann noch unruhiger zu werden, zumal er auch seine Gelassenheit allmählich zu verlieren schien. Er ging tatsächlich ein großes Risiko ein, unter den Augen der FBI-Beamten einem »Landesverräter« derartige Andeutungen zu machen.
»Ja. Sprechen Sie doch. Was wollen Sie?«
»Ich will überhaupt nichts«, erklärte er abweisend. »Ich sage Ihnen nur, daß Sie in drei Tagen so gut wie tot sein werden. Vielleicht besinnen Sie sich darauf, daß Sie den Jäger fliegen können. Sie haben noch etwas Zeit, und Sie scheinen ein geschickter Mann zu sein. Ich an Ihrer Stelle würde einen nicht erlaubten Start vorziehen.«
Mehr sagte er nicht. Natürlich erwartete er von einem Akademiker, daß der Sinn seiner Worte verstanden wurde.
Ich begriff also. Meine Haltung drückte neue Hoffnung aus.
»Ich verstehe Ihre Motive nicht ganz, aber ich weiß Bescheid. Wohin könnte ich wohl bei einem etwas – hmm – einem etwas unprogrammgemäßen Start fliegen? Können Sie mir da einen Rat geben?«
Er lächelte verhalten. Ein rascher Blick galt der Wand. Wir hatten noch fünf Minuten Zeit.
Er sprach etwas verschleiert, was ich auch nicht anders erwartet hatte.
»Viele Wege führen nach Rom. Es könnte sein, daß man Sie an anderer Stelle mit offenen Armen aufnimmt. Könner sind immer gesucht, und Leute, denen die Gaskammer winkt, pflegen gewöhnlich keine große Auswahl zu haben. Wenn Sie also starten sollten, so könnten Sie vielleicht der Sonne nachfliegen, nicht wahr?«
»Nach Westen«, flüsterte ich. Der Schweiß auf meiner Stirn war echt.
»Das habe ich nicht gesagt«, wich er aus. Doch seine Augen lauerten.
»Dort, wo für uns die Sonne untergeht, soll es viele Abwehrstationen geben«, äußerte ich hastig. »Ich könnte bei dem Übungsflug hineinfliegen.«
»Es könnte sein, daß Sie hier einen Freund haben, der rechtzeitig eine Information hinter der Sonne herschickt. Auf Wiedersehen.«
Damit drehte er sich abrupt um und schritt auf die Tür zu.
Praktisch hatte er alles gesagt, was für mich wichtig war. Ich rief ihm jedoch noch leise nach:
»Kann ich mich darauf verlassen? Ist das eine Falle? Wer sind Sie?«
»Jedenfalls kein Narr. Sie müssen selbst etwas für sich tun, solange Sie noch eine Chance haben. Aus den Fängen der GWA kann Sie niemand gewaltsam herausholen. Sie sollten endlich begreifen. Starten Sie. Mehr kann ich nicht tun.«
»Ich habe verstanden. Sie sind meine letzte Hoffnung.«
Er verschwand wortlos. Anschließend nahmen mich die Wachen wieder in Empfang. Mit unmerklicher Bewegung schaltete ich das Gerät aus. Zwei Männer wunderten sich über mein Grinsen.
Kurz nach Einbruch der Nacht stieg ich in die GWA-Maschine.
Es wunderte mich nicht, daß ich den Chef in der
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