Grosseinsatz Morgenröte
keine Ahnung, was auf dem Mars wirklich geschehen war. Damit war die akute Gefahr durch die Filme beseitigt. Nach wie vor blieben die ALPHA, das Triebwerk und der letzte Überlebende der Besatzung eine ständige Bedrohung. Was konnte geschehen, wenn er weiter im Fieber plauderte? Nicht auszudenken!
Ein Wort nur über die technischen Schätze auf dem Mars – und Groß-Asien würde seine Industriekapazität mit unwahrscheinlicher Großzügigkeit und Macht entfalten. Das kannten wir aus trüben Erfahrungen!
So etwas gab es im Westen nicht. Hier aber befahl ein einziger Mann. Wenn er etwas zu einer bestimmten Zeit fertig zu sehen wünscht, dann wurde es innerhalb der gesetzten Frist durchgeführt und vollendet. Es gab keine Diskussionen. Dazu kam noch der enorme Fleiß der Chinesen, der nicht nur in den USA sprichwörtlich, war. Diese Leute arbeiteten vierundzwanzig Stunden am Tag, und wenn die nicht ausreichten, nahmen sie noch die Nacht hinzu. Das war ein bitteres, nicht ganz unzutreffendes Scherzwort bei westlichen Militärs.
Ich verneinte die Frage nach den Schriftzeichen, gab aber zu, gerüchteweise über solche Funde gehört zu haben. Man war zufrieden und fragte nach meiner Meinung über die Herkunft der Folien.
»Ja, Sir«, erwiderte ich zögernd, »wenn ich mir das so überlege, läßt es eigentlich nur den Schluß zu, daß es da oben jemand gibt oder gegeben hat, der die Platten erzeugte.«
»Sehr gut«, sagte der GD-Mann anerkennend.
Was denken Sie wohl, wie mich diese Worte beruhigten! Sollten sie denken, was sie wollten; auf die Wahrheit kamen sie doch nicht. Was ich eben gesagt hatte, mußten sie längst selbst erkannt haben. Hannibal grinste nur. Dann sprach Marschall Lung-Yen den langerwarteten Satz:
»Schön, Dr. Hofart, wir werden Sie also morgen abholen lassen, Ihre Erlaubnis vorausgesetzt.«
Wenn er nur nicht so freundlich getan hätte! Er wußte längst, daß ich ihn durchschaut hatte.
Ich bejahte höflich und anscheinend erfreut.
»Wohin soll es denn gehen, Sir?« fragte der Zwerg. Seine Begeisterung wirkte so echt, daß die Freude nicht verfänglich wirken konnte. Der Marschall erklärte ohne Argwohn:
»Nun, das werden Sie schon sehen. Es handelt sich um unser größtes und modernstes Atomwerk für experimentelle Forschungen. Das Schiff befindet sich dort. Ich glaube aber nicht, daß Sie sich unter der Bezeichnung ›Werk Kangdikar‹ etwas vorstellen können. Mehr darf ich Ihnen leider nicht sagen.«
Hannibal zuckte mit den Schultern.
Meine Gedanken überschlugen sich. Also war die ALPHA im geheimnisumwitterten Kangdikar-Werk im tiefsten Tibet und am Fuße des gleichnamigen Riesenberges. Die Information kam mir wie gerufen!
8.
Radar-Bildtaster, elektronische Ortungs- und Zielgeräte von gewaltigen Ausmaßen, leichte, mittlere und schwerste Raketenbatterien auf den Höhen mächtiger Bergriesen, Tarnnetze zum Schutz vor Raumbeobachtung, Soldaten, Wissenschaftler, Techniker, Spezialisten aller Fachgebiete, Betonkolosse, flache Gebäude, künstlich erschaffene Hohlräume im Urgestein, atomare Kraftstationen, Flugplätze, Versuchsfelder, Prüfstände, tobende Atommeiler, Hochspannungssperren, eingebaute, vollautomatische Flammenwerfer, Säurestrahler, Robot-Maschinenkanonen, leichte Flugpanzer mit Rak-Kanonen und – unzählige Spitzel, Horcher und Denunzianten – das war das großasiatische Atomwerk »Kangdikar«!
Dominierend waren nicht die fähigen Wissenschaftler, sondern die Soldaten der Eliteeinheiten und die Beamten des GAS-Geheimdienstes. Sie waren überall. Jederzeit gegenwärtig und doch nicht
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