Grosseinsatz Morgenröte
Armee-Klinik waren.
Ich hätte ihm gern gedankt, aber er erhob sich bereits wieder. Während das Nervenserum in meine Vene tropfte, reagierte ich nachträglich meine maßlose Erregung ab. Wenn ich jetzt behauptet hätte, die ALPHA wäre von der Venus gekommen …
Ich durfte gar nicht daran denken. Als die kleine Prozedur beendet war, konnten wir auf die Terrasse zurückkehren. Die Gelegenheit benutzte ich, um dem Kleinen die lebensrettende Nachricht zuzuraunen.
»Hölle«, zischte er nur. Dann begaben wir uns wieder nach draußen. Hannibal keuchte und ging leicht gebeugt, so daß ihm Professor Erolter besorgt den Liegesessel bereitstellte.
»Na, na, Sie sehen aber sehr blaß aus. Diese Mediziner meinen es zwar gut, aber ich sehe Sie lieber bei einer Party als in der Klinik.«
Die Männer wandten sich sofort an den Arzt und erkundigten sich in schroffem Ton, was er mit uns gemacht hätte.
Er antwortete verstört, daß das Serum in den ersten Minuten immer etwas Übelkeit erzeugte, was jedoch keinesfalls gefährlich war.
Nach dieser Auskunft durfte er sich entfernen. Von da an wußte ich, daß der Geheimdienstbeamte ein mehr als harter Gegner war.
Es wurden wieder höfliche und recht belanglose Bemerkungen gewechselt. Unsere Flucht wurde durchgesprochen; es wurde gelacht und getrunken. Anschließend stellte man die Frage, die unser schönes Kartenhaus vernichtet hätte, wenn der Arzt nicht gewesen wäre.
»Es freut uns, Doktor, daß Sie uneingeschränkt mitarbeiten wollen«, betonte der Marschall. »Es freut uns deshalb ganz besonders, weil Sie in Asien der einzige Wissenschaftler sein dürften, der die Geburt des Triebwerks in allen Einzelheiten von Grund auf miterlebt hat. Sagen Sie, Doktor, ist es denn tatsächlich mit diesem Plasmareaktor möglich, in kürzester Zeit die Venus zu erreichen und sie zu umkreisen? Wir vermuten sogar, daß die ALPHA dort gelandet ist.«
Schon vor drei Tagen hatte der Geheimdienstchef unumwunden zugegeben, daß unser Raumschiff in Tibet notgelandet war. Das hatte uns nicht mehr gewundert. Es war selbstverständlich. Nun aber war die Fangfrage ausgesprochen worden.
Hannibal richtete sich ruckartig auf und spielte den Unwissenden. Die drei Männer vor uns – besonders Schui-Tung – zeigten verkrampft lächelnde Lippen. Fraglos fieberten sie der Antwort entgegen. Das war eine vorzügliche Testfrage für meine angebliche Bereitwilligkeit.
Ich starrte verblüfft in die Runde. Schließlich stotterte ich:
»Aber, aber, Sir, wie kommen Sie auf die Venus? Die ALPHA war ja gar nicht dort.«
»Nein?« Der Offizier sprach dieses Wort scharf akzentuiert.
»Aber nein, wirklich nicht«, beteuerte ich, nervös werdend. »Um Himmels willen, denken Sie doch nicht, ich wollte Sie belügen! Das Raumschiff hat den Mars angeflogen und ist dort auch gelandet. Das steht fest, Sir! Ich selbst war dabei, als die Daten berechnet wurden. Glauben Sie doch nicht das Märchen von der Venus-Reise, das von General Reling nur an die Presse gegeben wurde, um …«
»Danke, Kollege, vielen Dank«, stöhnte Vincent Erolter erleichtert.
Der stellvertretende GD-Chef verlor seinen lauernden Gesichtsausdruck. Auch der Raum-Marschall war befriedigt.
»Wir bedanken uns ebenfalls, Doktor. Sie werden verstehen, daß wir Sie auf die Vertrauensprobe stellen mußten. Wir wissen seit gestern, daß die ALPHA auf dein Mars war. Schon vor Wochen haben wir seltsame Metallfolien mit unverständlichen Schriftzeichen gefunden. Wissen Sie etwa auch, was das bedeutet?«
Ich konnte sicher sein, daß es keine neue Falle war. Aus dem Wirrwarr konnte ein Außenstehender ohne die Filme niemals klug werden. Hier hatte man
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