Grosseinsatz Morgenröte
alles gutgegangen war, mußte er jetzt mit unserer Spezialausrüstung in unmittelbarer Nähe des Atomwerks sein. Möglicherweise besaß einer unserer hiesigen Agenten einen Empfänger. Der Alte hatte mich darüber nicht genau informieren können, da wir normalerweise keinen Außenstehenden mit Sup-Ultra-Geräten ausrüsteten.
Es konnte aber sein, daß unser Verbindungsmann nun eine Ausnahme gemacht hatte. Ich wußte von nichts, das war quälend. Sechs Tage lang waren wir nun schon abgeschlossen, und morgen sollten bereits die praktischen Arbeiten beginnen.
Ich stand an dem großen Kunststoffenster unseres Rundhauses und spähte hinaus.
Weiter hinten, fast verdeckt von einer wuchtigen Felsnase, begann das eigentliche Tal. Es war das größte am Fuße des Kangdikar. Etwa einen Kilometer breit und dreimal so lang. Rechts und links liefen die Stollen in die Bergwände. Mehr als zweieinhalb Kilometer unter dem mächtigen Gipfel waren große Hohlräume entstanden. Sie wurden immer weiter ausgebaut. Fast schien es, als wollten sich die Asiaten im Laufe der Jahre völlig unter die Felsen zurückziehen.
Über dem Tal heulte der Sturm. Hier oben schien es niemals Ruhe zu geben. Die künstlichen Sonnen hingen hoch über dem Boden. Sie spendeten helles Licht und ultraviolette Strahlungen in sorgfältig abgewogener Dosierung. Zur Winterszeit schien hier nur selten die Sonne.
Hannibal lag auf einer Couch und schien zu schlafen. Wenigstens mußte das für die Beobachter an den Bildflächen so aussehen. Natürlich hatte man uns das Haus mit einigen kleinen Nebeneinrichtungen übergeben. Ein unbefangener Mensch hätte die Fernsehaugen und Mikrophone niemals entdeckt. Wir hatten sie bereits nach vierundzwanzigstündigem Aufenthalt gefunden.
Verdächtige Gesten und Worte mußten also unterbleiben. Wir konnten nur im Freien sprechen. Aber auch dort mußte man noch aufpassen, daß man nicht gehört wurde.
Ich hatte die rechte Hand in der Hosentasche meiner blaßgelben Kunstfaserkombination. Gelb war in Kangdikar das Farbsymbol für die Atomphysiker. Andere Wissensgebiete wurden mit anderen Farben des Regenbogens gekennzeichnet. So konnten die Wachen schon von weitem unterscheiden, wohin der Träger eines bestimmten Kleidungsstückes gehörte. Es war ein höllisches System.
Sie beobachteten mich bestimmt, denn ich stand mit dem Gesicht fast vor einem im Fensterrahmen eingebauten Mikro-Auge. Was sie nicht sehen konnten, waren meine behutsam arbeitenden Fingerspitzen, mit denen ich die winzige Erhöhung meiner Morsetaste erfühlte. Da das Material der Tasche dünn war, konnte ich gut an meinen Mikrosender im Oberschenkel heran.
Für meine SU-Wellen war das schlechte Wetter mit seinen elektrischen Störungen bedeutungslos. Wenn jemand in der Nähe war, wurde ich gehört.
Ich gab meine Kodenummer und die gültige Tagesparole durch. Es war ein kompliziertes System, nach dem man den erforderlichen Begriff berechnen konnte. Es war also nicht notwendig, viele Kodeworte auswendig zu lernen.
Ich gab die genaue Position unseres Hauses durch und wiederholte alle Geschehnisse der letzten Tage. Genaue Angaben über Abwehrstationen, Radarantennen und Flugstreifen folgten. Wenn Lung-Yen geahnt hätte, was wir in den sechs Tagen schon alles unauffällig ausgekundschaftet hatten!
Ein GWA-Schatten hat eben einen besonderen Blick für das Wichtige. Dafür hatten wir schließlich ein umfangreiches Studium absolviert. Besonders Hannibal schien im Aufspüren von Gefahrenquellen unerschöpflich zu sein. Er entdeckte
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