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Grosseinsatz Morgenröte

Grosseinsatz Morgenröte

Titel: Grosseinsatz Morgenröte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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auf.
    Ich dreh­te nicht eher den Kopf, bis ich das Ge­räusch von Stie­fel­ab­sät­zen und Wor­te in der neu­chi­ne­si­schen All­ge­mein- und Pflicht­spra­che hör­te.
    An­schei­nend über­rascht, er­hob ich mich aus mei­nem Lie­ge­stuhl und stand ei­nem Chi­ne­sen in der Uni­form ei­nes Mar­schalls der Tak­ti­schen Raum­waf­fe ge­gen­über. Er trug zahl­rei­che Or­dens­span­gen. Der flam­men­de Stern über der Welt­ku­gel zeig­te mir, daß ich den Ober­be­fehls­ha­ber vor mir hat­te. Ich kann­te ihn aus dem Un­ter­richt, wo ich ihn drei­di­men­sio­nal und in Le­bens­grö­ße auf dem Bild­schirm stu­diert hat­te. Es war Raum-Mar­schall Lung-Yen, der grü­ßend mit dem Ko­me­ten­stab an die Schirm­müt­ze tipp­te.
    »Blei­ben Sie doch lie­gen, Dok­tor«, er­klär­te der klei­ne, zier­li­che Mann mit über­ra­schend tiefer Stim­me. »Wir möch­ten Sie nicht in Ih­rer ver­dien­ten Ru­he stö­ren.«
    Er stell­te sich vor und reich­te uns die Hand. Den zwei­ten Mann kann­te ich eben­falls gut, da er der per­sön­li­che As­sis­tent des Ge­heim­dienst­chefs war.
    Er war ein hoch­ge­wach­se­ner, ha­ge­rer Süd­chi­ne­se aus Kan­ton. Sein Ge­sicht mit et­was ver­eng­ten Au­gen paß­te recht gut zu dem stell­ver­tre­ten­den Ge­heim­dienst­chef ei­nes dik­ta­to­risch re­gier­ten Rie­sen­lan­des. Er hieß Schui-Tung.
    Mit har­ter Stim­me er­klär­te er:
    »Ich ver­tre­te den Chef, Dok­tor. Wenn Sie er­lau­ben, wer­de ich von nun an Ihr Be­treu­er sein.«
    Die we­ni­gen Wor­te hall­ten in mir nach und ver­setz­ten mich in Alarm­stim­mung. Vom ers­ten Au­gen­blick an moch­te ich den Mann nicht. Es war in den Staa­ten be­kannt, daß je­der, der ein­mal in sei­ne Hän­de fiel, ret­tungs­los ver­lo­ren war. Er be­saß ei­ne ho­he In­tel­li­genz und durf­te des­halb nicht un­ter­schätzt wer­den.
    Der drit­te Mann ließ mir das Lä­cheln auf dem Ge­sicht er­star­ren. Es war ein klei­ner; kor­pu­len­ter Herr mit Kahl­kopf und Spitz­bart. Wer hät­te nicht Pro­fes­sor Vin­cent Erol­ter ge­kannt, der vor fast vier Jah­ren aus Eng­land ge­flo­hen war? Für uns war er ein eng­be­schrie­be­nes Blatt.
    Ehe ihn die eng­li­sche Po­li­zei we­gen er­wie­se­ner Spio­na­ge ver­haf­ten konn­te, war er auf rät­sel­haf­te Wei­se ver­schwun­den. Wir wuß­ten längst, daß er in Asi­en ei­ne füh­ren­de Po­si­ti­on er­hal­ten hat­te, da er zwei­fel­los ein Kön­ner war.
    Ich über­leg­te blitz­schnell und kam zu der An­sicht, daß es nicht gut sein konn­te, wenn ich mich un­wis­send stell­te. Je­der Wis­sen­schaft­ler der west­li­chen Welt hat­te von dem Fall ge­hört.
    Der Mar­schall woll­te ihn vor­stel­len, als ich schon zö­gernd sag­te:
    »Na­nu – sind – sind Sie nicht Pro­fes­sor Erol­ter? Ich ha­be Ihr Bild so oft ge­se­hen, daß ich kaum im Zwei­fel bin.«
    Er lach­te laut und fröh­lich. Es war nichts Falsches in den Tö­nen.
    »Bin ich, Kol­le­ge Hof­art, bin ich«, ent­geg­ne­te er. »Es hät­te mich ge­wun­dert, wenn Sie mich nicht so­fort er­kannt hät­ten. Nun – ich kann Ih­nen zu Ih­rer Be­ru­hi­gung mit­tei­len, daß Sie einen noch viel hef­ti­ge­ren Sturm im Blät­ter­wald der Pres­se ent­facht ha­ben. Fra­gen Sie ein­mal Schui-Tung. Es fehl­te nicht viel, und die em­pör­te Be­völ­ke­rung hät­te das Ver­tei­di­gungs­mi­nis­te­ri­um in Wa­shing­ton ge­stürmt. Die Ar­mee muß­te ein­grei­fen, als Ih­re Flucht be­kannt wur­de. Im­mer­hin – neh­men Sie mei­nen Glück­wunsch ent­ge­gen. Ich kann mir vor­stel­len, daß es nicht ein­fach war. Und Sie, Cap­tain, wie­der in Ord­nung? Was macht das Bein? Ich brau­che Sie drin­gend.«
    »Bit­te, Pro­fes­sor«, un­ter­brach der Süd­chi­ne­se den Re­de­strom.
    Erol­ter zuck­te bei den schar­fen Wor­ten zu­sam­men. Er hat­te et­was zu viel ge­sagt.
    Die Män­ner nah­men Platz. Ich muß­te mich wie­der in den Stuhl le­gen. Der Mar­schall gab sich loy­al, wäh­rend Pro­fes­sor Erol­ter zu fie­bern schi­en. Das war die ein­zi­ge Tat­sa­che, die ich ver­ste­hen und ver­zei­hen konn­te. Er war durch und durch Phy­si­ker, al­so muß­te ihn das Ge­heim­nis des Plas­ma­re­ak­tors bren­nend

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