Grosseinsatz Morgenröte
Spule.«
Hannibal, Erolter und der Inder nickten erleichtert. Unser GD-Chef biß sich auf die Lippen, erhob aber keinen Einwand mehr. Ehe wir gingen, warf ich der jungen Physikerin noch einen wohlwollenden Blick zu, der dem Marschall nicht entging. Er verlangsamte seine Schritte, blieb stehen und sah mich verhalten schmunzelnd an. Dann winkte er der Wissenschaftlerin auffordernd zu.
»Dr. Marna Zandjan. Dr. Hofart kennen Sie bereits.«
»Ich hatte die große Ehre«, sagte sie. Ihre ausdrucksvollen Augen strahlten, und ich dachte mit gemischten Gefühlen an mein geliehenes Gesicht.
Hannibal feixte unverschämt. An seine kommenden Bemerkungen mochte ich gar nicht denken. Zu spät fiel mir ein, daß ich die Perserin durch meinen Blick in die größte Gefahr bringen konnte.
»Der Geburtstag des Staatspräsidenten fällt auf den nächsten Freitag«, meinte Lung-Yen wie unbeabsichtigt. »Sie werden doch zu der Feier kommen, Dr. Hofart?«
»O ja, gern«, erwiderte ich.
Sie begann zu lächeln.
Sekunden später wurde sie verabschiedet. Der Marschall lachte hintergründig.
»Wollen wir wetten, daß sie kommt? Denken Sie aber an Ihre Arbeit, Doktor.«
Kaum zu glauben, wie geschickt es dieser Mann verstand, Sympathien zu erwecken.
Die Chinesen hatten sogar die Toilette mit einem Fernsehauge versehen. In unserem Haus konnte man tatsächlich nicht unbeobachtet bleiben.
Zum Glück war der Monteur so umsichtig gewesen, die Aufnahmeoptik in den Kunststoffrahmen der Garderobenhaken einzubauen. Das hatte er unauffällig gemacht, aber nicht daran gedacht, daß jemand dort seine Kleidungsstücke aufhängen würde.
Ich hängte meine kurze Hausjacke ausgebreitet über die Haken, und damit war das Auge blind. Zufrieden betrachtete ich mein Werk und öffnete dann das schmale Kunststoffröhrchen.
Eine fest gewickelte Rolle aus hauchdünner Plastik fiel in meine Handfläche. Der Streifen war sehr lang, jedoch kaum drei Zentimeter breit. Die Schrift war winzig, aber von absoluter Schärfe und Klarheit. Das war GWA-Arbeit.
Fieberhaft begann ich zu lesen. Die Nachricht stammte von TS-19 und war im Telegrammstil gehalten.
»An HC-9 ZBV, ›Großeinsatz Morgenröte‹. Befinde mich mit drei Agenten im Kangdikar-Massiv, Höhe 4.280 Meter. Siehe Karte, unterer Abschnitt. Eisschlucht ist eingezeichnet. Dort landen und auf mich warten.«
Womit ich dort wohl landen sollte?
Erregt las ich weiter:
»Ausrüstung bereits im Werk. Gestern geliefert. Ruinieren Sie den Kühlschrank Ihres Hauses. Ihre Funkmeldung hat Annahme bestätigt, daß man Ihnen ein eigenes Haus geben würde. Benutzen Sie Säurestrahl aus Notwehrwaffe. Kompressor beschädigen. Zentrale anrufen und darauf dringen, daß Schrank sofort ausgewechselt wird. Verbindungsmann sitzt als Chef im Ausrüstungsmagazin. Sie erhalten den präparierten Schrank. Boden enthält Ausrüstung. Anweisung für Öffnung siehe Rückseite (Zeichnung). Unbedingt darauf dringen, daß Kühlschrank ausgetauscht wird. Verbindungen spielen lassen.«
Ich konnte nur noch staunen! Wie hatte es der Alte geschafft, in die Fabrik für Kühlgeräte dieses Kuckucksei einzuschmuggeln? Wie kam es, daß der Schrank prompt ins Atomwerk geliefert wurde?
»Vorsicht mit Bomben. Funkzünder reagieren auf Spruch ›Großeinsatz Morgenröte‹ über SU-Welle. Eine Minute vor Ankunft des Flugpanzers Nummer AS-1834-KANG Zündimpuls geben. Panzerbesatzung drei Mann. Zwei davon ahnungslos. Panzerkommandant gezwungenermaßen auf unserer Seite. Name: Kapitän Dalan Mahni, Mongole. Vor vier Tagen von uns gefaßt. Schwerer Hypnoseblock. Er muß reagieren. Achtung! Dalan Mahni wird
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