Grosseinsatz Morgenröte
über den Empfang durchgegeben.
Die Nacht verging qualvoll langsam. Wir lagen wach und durften keinen Ton sprechen. Auch das im Schrank mitgelieferte Sup-Ultra-Funksprechgerät konnten wir wegen der Abhörgefahr nicht benutzen.
Sekunden können zu Stunden werden; uns wurden sie zu kleinen Ewigkeiten. Es war ein nervenaufreibender Zustand, der durch die graue Morgendämmerung noch verstärkt wurde. Jetzt konnten sie uns in der Wachzentrale auch noch sehen, so daß wir die friedlich Schlafenden zu spielen hatten.
Noch in der Dunkelheit hatte ich zwei der Stabbomben in die Halterung des dünnen Kunststoffgürtels gesteckt, der bei der Ausrüstung gewesen war. Die Waffen lagen auf meiner bloßen Haut. Hannibal hatte sich ebenfalls »eingekleidet«.
Kurz vor sieben Uhr wurden wir über Bildsprech geweckt und für acht Uhr dreißig zum Marschall befohlen.
Unser Frühstück verlief gezwungen. Hannibals Witze und Bemerkungen waren verkrampft. Ich war nicht gerade gesprächig, zumal ich mir den Kopf zerbrach, wo ich meine beiden Bomben bis zur kommenden Nacht unterbringen konnte. Unter allen Umständen mußte ich in die große Halle.
Der Kleine mußte ins Schiff gelangen. Dicht nebenan lag das Gebäude, in dem Archäologen und fähige Mathematiker an der Entzifferung der marsianischen Aufzeichnungen arbeiteten. Wenn die Bombe im Raumschiff in den Kernprozeß trat, wurde auch das Haus vernichtet.
Punkt acht Uhr dreißig betraten wir den Befehlsbunker des Marschalls. Er lag teilweise tief unter den Felsen. Die Sperrwaffen am einzigen Eingang redeten eine deutliche Sprache.
Niemand untersuchte uns, da das längst geschehen war. Man behandelte uns noch immer zuvorkommend.
Bei der Besprechung wurde uns mitgeteilt, daß der Staatspräsident am nächsten Tag persönlich erscheinen würde, um sich die Sache anzusehen. Ich wurde dringend gebeten, zwischen den Trümmern noch etwas Ordnung zu schaffen. Es bestände die Aussicht, daß er auf die Reparatur verzichten würde.
Hannibal erfand eine gute Geschichte, die ihm die Erlaubnis einbrachte, die ALPHA zu inspizieren.
Nach einer Stunde wurden wir entlassen und nach dem zweiten Frühstück sofort zu den Arbeitsstellen gefahren. Hannibal entschwand damit aus meiner Nähe, aber ich konnte mich auf ihn verlassen. Irgendwie würde er seine Bombe loswerden.
Gegen zehn Uhr dreißig stand ich wieder vor den Trümmern des Aggregates. Es waren unendlich wertvolle Schätze, aus denen sich bei großer Mühe alles herauslesen ließ. Man war nur noch nicht soweit.
Ich fieberte einem günstigen Augenblick entgegen, doch der trat erst ein, als Marna Zandjan auftauchte. Ich sah sie beschwörend an. Daraufhin lenkte sie den Ingenieur ab, der mir nicht von der Seite gewichen war. Ich hegte den begründeten Verdacht, daß der Mann ein Angehöriger des GAS-Geheimdienstes war.
Ich stand hinter der schweren Entspannungskammer, deren eine Seite eingerissen war. Mit raschem Griff faßte ich unter der Kombination die beiden Stäbe. Bevor der Spitzel mich wieder beobachten konnte, waren sie in der Kammer verschwunden.
»Nanu, gehen Sie sofort zurück, Doktor!« sagte er hastig und umfaßte meinen Arm. »Sie wissen doch, daß sie noch etwas strahlt. Zurück.«
Widerwillig ließ ich es geschehen. Er rief sofort den zuständigen Arzt an. Nackte Angst stand in seinen Zügen, als er etwas von »vielleicht eine etwas zu hohe Dosis aufgenommen« murmelte.
Die junge Physikerin stand dicht neben mir, so daß ich ihr unauffällig zuflüstern konnte:
»In der kommenden Nacht, Marna. Verschwinden Sie aus dem Tal. Vielen Dank auch.«
»Verstanden.«
Das war alles. Minuten
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