Grosseinsatz Morgenröte
ich davon ausgehen, daß er unter allen Umständen um 0 Uhr 15 eintraf. Egal, was bis dahin passierte – er würde kommen.
Bei diesen Überlegungen begann ich doch etwas zu schwitzen. Im breiten Boden des Schrankes mußten Dinge liegen, mit denen ich das Tal in eine glutflüssige Hölle verwandeln konnte. Dazu kamen noch Spezialwaffen für mich und Hannibal. Der Chef hatte es riskiert, uns die modernsten und geheimsten Neuentwicklungen der westlichen Welt nach Asien zu schicken. Wenn das kein Großeinsatz war!
An die Offiziere in den Stäben der Navy, der Air-Force und der Space-Force durfte ich gar nicht denken. Ein Funkzeichen konnte den Untergang bedeuten.
Hannibal sprach kein unbedachtes Wort, da die Abhörgeräte im Wohnraum zweifellos weiterliefen. Wir mußten warten, bis man uns im Schlaf wähnte.
Während ich vor dem Schrank hantierte, sah ich mir genau die Stellen an, wo die anscheinend so massive Klappe aufgehen sollte. Wieder zerbrach ich mir den Kopf, wie der Alte das Kunststück fertiggebracht hatte. Dieses Gerät war doch in einer chinesischen Fabrik hergestellt worden!
Nun, bei der GWA war eben nichts unmöglich. Später würde ich wohl erfahren, wie er das geschafft hatte.
Als ich informiert war, kehrte ich in das Wohnzimmer zurück und ließ mich in einen Liegesessel fallen.
Hannibal behauptete, er wäre hundemüde. Ich stimmte ihm zu.
»Marschall Lung-Yen dürfte im Laufe der Nacht noch zurückkommen«, betonte er. Ich wußte sofort, was er damit andeuten wollte.
»Ich werde mir morgen einmal genau das Schiff ansehen. Vielleicht kann man mit der Zelle noch etwas anfangen. Nimm du dir das Triebwerk beziehungsweise dessen Reste vor. Wenn der Marschall keinen Erfolg hatte, müssen wir uns wohl oder übel an die Arbeit machen.«
»Beim ersten Prüfstandversuch mit der geflickten Reaktorkammer werde ich aber in Deckung gehen, darauf kannst du dich verlassen«, entgegnete ich aufgebracht. »Ich habe die Leute gewarnt. Es ist unsinnig.«
Der Zwerg zuckte mit den Schultern, gähnte und stand auf. Was zu sagen war, war gesagt. Das Licht erlosch.
10.
Es war geradezu unheimlich, was man uns nun uns im Bodenteil des Kühlschrankes geschickt hatte!
Die vier stabförmigen Funkzünder-Atombomben genügten, um das lange Tal des I. Bezirkes zu verdampfen. Es waren sogenannte »Hemmungs-Ladungen«. Der Plutoniumsatz hatte als Katalysator eine Spur des Elementes Holwynium, Ordnungszahl 120, erhalten. Damit stand es fest, daß es keine spontane Atomexplosion geben konnte.
Dafür würde der Kernprozeß im Zeitraum von knapp zwanzig Minuten ablaufen, aber in dieser Zeit entwickelten die Bomben sehr hohe Temperaturen. Dazu kam noch die harte und intensiv bleibende Strahlung. Wenn es den Menschen des I. Bezirkes nicht gelang, noch rechtzeitig im Durchbruch zur nächsten Schlucht zu verschwinden, würden sie sterben.
Ich durfte aber nicht daran denken, um den Einsatz nicht durch meine unkontrollierten Gefühle in Gefahr zu bringen.
Fest stand nur, daß asiatische Soldaten nicht eher auf dem Mars landen durften, bis wir dort die grauenhaften Vernichtungswaffen in Sicherheit gebracht hatten. Der jetzige Diktator würde keine Hemmungen haben, den Westen mit dem Impulsstrahler eines unbekannten Volkes auszulöschen.
Ich drängte die Gedanken zurück und tastete nach den langen und schweren Stäben, die wir unter den Decken verborgen hatten. Alle anderen Einsatzwaffen ruhten noch im Schrank; außerdem die vierte Bombe. Sie sollte dort verbleiben, da drei Exemplare dieser Art zur Vernichtung des Schiffes und des Triebwerkes ausreichten.
Längst hatte ich an TS-19 die Nachricht
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