Grosseinsatz Morgenröte
sind nur einige der Fehler, die ich eingebaut hatte. Bis zum ersten praktischen Versuch konnte überhaupt nichts geschehen! Man konnte auch noch nicht wissen, daß das Spaltstoffplasma in den Flaschen unwiderruflich verdorben und für keine Kernreaktion mehr nutzbar war. Für mich war das eine große Beruhigung. Wenn wir allerdings auf unsere Ausrüstung noch lange warten mußten, wurde uns beim ersten Experiment bereits sozusagen die Maske vom Gesicht gezerrt. Dann waren wir verloren. Deshalb mußte sehr bald etwas geschehen.
TS-19 hielt sich bestimmt in nächster Nähe auf. Die Berge waren so zerklüftet und unzugänglich, daß es geschickten Männern mit modernsten Hilfsmitteln nicht schwer fallen konnte, trotz der intensiven Radarüberwachung wenigstens bis an die äußersten Grenzen des Werks vorzudringen. Die Maschinen der Luftüberwachung mußten mit der Ortung versagen, wenn es ein Mann verstand, sich in Eis und Schnee unsichtbar zu machen. Gelegenheiten gab es immer. Ich brauchte unsere Ausrüstung!
Der Alte hatte mir in dieser Richtung keine Anhaltspunkte geben können, da er einfach nicht wußte, wo die ALPHA zu finden war. Nun aber war er seit sechs Tagen informiert. Diese Zeit hätte eigentlich genügen müssen.
Mit diesen Gedanken schlief ich ein. Neben mir hörte ich Hannibals schwere Atemzüge. Mit einer gemurmelten Verwünschung drehte er sich auf die Seite.
Morgen also!
9.
Vor etwa zwei Stunden hatte ich die ALPHA gesehen. Das schlanke, am Heck zertrümmerte Schiff lag in einer großen Halle, die ehemals Flugzeuge aufgenommen hatte.
Kein Teil des Raumschiffs war unbeschädigt geblieben. Innerlich bebend hatte ich vor dem Raumer gestanden, der als Erzeugnis irdischer Wissenschaftler erstmalig einen fremden Planeten erreicht hatte.
Nun lag er hier als Wrack, nur noch für Studienzwecke brauchbar. An ausgezeichneten Raumschiffszellen herrschte in Asien kein Mangel.
Wichtig war einzig und allein das Triebwerk mit dem dazugehörigen Treibstoff. Wenn diese Geheimnisse gelüftet waren, konnte es für asiatische Fachingenieure nur eine Routineaufgabe sein, die Zelle eines bereits fertigen Mondschiffes damit auszustatten.
Fast bis zum Ende des sorgfältig getarnten Tales waren wir in einem geschlossenen Wagen gefahren worden.
Ein schwerer Betonrundbau, dem ein mächtiger Prüfstand angegliedert war, hatte das aufgenommen, was man aus dem Torso der ALPHA ausgebaut hatte.
Jetzt stand ich vor dem wüst erscheinenden Haufen aus Bauteilen, die etwa zu dreißig Prozent schwer beschädigt und völlig deformiert waren.
Plötzlich verstand ich, warum sich die Fachleute die Haare rauften und warum man uns so überaus freundlich behandelt hatte.
Mit diesen Trümmern hätte sogar ein Professor Scheuning nur wenig anfangen können. Bis man das alles entwirft, in den einzelnen Funktionen geklärt, anschließend nachgebaut und erprobt hatte – bis es überhaupt zu einem fertigmontierten und betriebsbereiten Aggregat kommen konnte, mußten ungefähr eineinhalb bis zwei Jahre vergehen.
Bei der Schätzung setzte ich noch den Einsatz aller verfügbaren Mittel voraus. Obwohl sie auch jetzt schon vorhanden waren, hatte man trotzdem allein vier Wochen benötigt, die vielen Einzelteile auszubauen und einigermaßen folgerichtig zu ordnen.
In Hannibals Augen entdeckte ich ein ironisches Funkeln. Für die Anwesenden bestimmt, rief er resignierend aus:
»O je, wo haben Sie das Zeug aufgetrieben? Ich werde wahnsinnig! Und das soll ich in Ordnung bringen und einen Probelauf vorführen?«
Auch ich warf dem neben uns stehenden Marschall einen
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