Grosseinsatz Morgenröte
wartete ein Mongole auf den befehlenden Impuls des Hypnoseblocks. Wehe uns, wenn jetzt noch etwas schiefging.
Die Qual begann wieder. Warten mußten wir – immer nur warten. Das schien das Schicksal eines jeden GWA-Schattens im aktiven Einsatz zu sein.
Ich hatte fast eine halbe Stunde benötigt, um mich absolut lautlos in die Küche zu schleichen. Hannibal atmete für zwei Mann. Wie er das machte, ist mir heute noch rätselhaft.
Weitere fünfzehn Minuten brauchte ich, um das Küchen-Mikrophon unschädlich zu machen. Dann erst konnte ich an den Schrank. Ich zwängte mich in die heizbare Kombination und schnallte das Atemgerät auf den Rücken. Infrarot-Nachtbrille und SU-Sprechgerät folgten. Schließlich griff ich nach der langläufigen Thermo-Rak-Pistole mit ihren Raketengeschossen. Dann klappte ich noch den kleinen Rak-Werfer auf, dessen Projektile spontan explodierende Atomladungen enthielten. Meine Kleidung war strahlungssicher. Das Sauerstoffgerät konnten wir in diesen Höhen gut gebrauchen.
Ich sah mich mit Hilfe der unförmigen Infrarot-Brille um, die mir die Nacht zum Tage machte. Meine letzte Handlung war die Schaltung am Funkzünder der vierten Bombe, die im Kühlschrank zurückblieb. Unter keinen Umständen durfte sie mit den anderen drei in den Prozeß treten. Ich stellte sie auf den Kode »Marna« ein, da ich wieder an das Mädchen aus Persien denken mußte.
Als das geschehen war, war es genau Mitternacht. In vierzehn Minuten mußte ich das Signal geben. Eine Minute später hatte ich den landenden Flugpanzer zu empfangen. Bei größter Beeilung würde Hannibal mindestens drei Minuten brauchen, um seine bereitliegende Ausrüstung zu ergreifen. Die Atemzüge in unserem Schlafzimmer durften nicht vorzeitig verstummen.
Dreizehn Minuten nach Mitternacht begann Hannibal plötzlich zu husten. Darin hörte ich ihn aus dem Bett tappen. Ich verstand, daß er es nicht mehr ausgehalten hatte.
Er schritt so laut durch den Raum, daß ich ins Schlafzimmer huschen konnte. Sollten sie denken, er ginge zu dem intimen Ort mit dem Fernsehauge.
Ich wartete noch. Der Kleine schlüpfte hastig in seine Kombination. Ich hörte die Waffen klicken und die Magnetverschlüsse einschnappen.
Mein Sup-Ultra-Sender war auf Morsetext umgeschaltet. Acht Sekunden vor der Zeit tippte ich die beiden Worte »Großeinsatz Morgenröte« in die Taste. Als ich fertig war, war es 0 Uhr 14.
Weit hinten im Tal klang ein verhaltenes Grollen auf. Es war der Zündungsprozeß der Bomben, der im ersten Augenblick etwas spontan anlief, dann aber konstant blieb.
Nur Sekunden später wurde das Grollen von einem ekelhaften Brodeln und Zischen abgelöst, das gleich darauf in ein leises Heulen überging. Es war die schon hocherhitzte, nach oben entweichende Luft. In das entstehende Vakuum fielen die kalten Schwaden des Hochgebirges ein.
Nur dreißig Sekunden nach der Zündung war der Prozeß in vollem Gange. So mußte er etwa zwanzig Minuten bleiben, um dann langsam zu erlöschen.
Mit Donnergetöse stürzten die beiden Gebäude in sich zusammen. Aus ihnen hervor gluteten weißblaue Energiekugeln unlöschbarer Kernprozesse. Sie huschten über den Boden, wurden weiter und höher, bis sie schließlich das Tal in der hinteren Hälfte ausfüllten.
Nur dreißig Sekunden waren vergangen, doch schon tobte ein so starker Sturm, daß man sein eigenes Wort nicht mehr verstehen konnte.
Hannibal war fertig. Während er lief, schwang er die Magazine über den Rücken. In seiner Hand hielt er die Waffe.
»’raus hier«, brüllte er mir zu.
Jetzt brauchten wir keine Rücksicht mehr zu nehmen.
Als wir aus dem Haus stürzten, sahen wir die
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