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Großer-Tiger und Christian

Großer-Tiger und Christian

Titel: Großer-Tiger und Christian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frritz Mühlenweg
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sagte: ›Folge mir.‹ Ich ritt mit ihm, und als die Seidenstraße außer Sicht war, sagte ich: ›Du hast nicht den bei dir,
     den du suchst.‹ ›Versuche nicht dein Leben zu retten‹, rief der Mongole, ›wir wissen, dass du einen der Unseren erstochen
     hast. Alle Welt weiß das.‹ ›Die Welt weiß nur die Hälfte‹, sagte ich, und dann erzählte ich ihm die fehlende Hälfte, und jetzt
     wisst ihr sie auch.«
    »Wir danken für dein Vertrauen«, sagte Großer-Tiger.
    »Aber dann«, fragte Christian, »was geschah dann?«
    »Nichts mehr geschah«, antwortete Ohnezehen. »Der Mongole brachte mich zur Burg des Uralten-Herrn. Er hieß Mondschein, und
     an jedem Morgen unserer Reise bat er mich auf den Knien um Vergebung für das, was in Anshi geschehen war, denn er war der
     Anführer gewesen. Der Uralte-Herr ließ sich von mir berichten, und ganz besonders genau musste ich ihm beschreiben, wie der
     Schmuck ausgesehen habe, und er wollte wissen, wie viele Türkise in den Haarspangen gewesen seien.
    Als ich sagte: ›In jeder waren vier, und ein großer war in der Mitte‹, presste er die Lippen zusammen, bis sie weiß waren.
     Er sah aus wie ein Sterbender.
    ›Würdest du‹, fragte er, ›diesen Menschen wiedererkennen?‹ Ich sagte: ›Ja, und wenn er alt würde wie ein Geist.‹ ›Ich kann
     dich leider nicht an die Seidenstraße schicken‹, sagte der Uralte-Herr, ›jeder kennt dich dort, und Schong-Ma würde dir aus
     dem Wege gehen.‹«
    »Schong-Ma?«, riefen Großer-Tiger und Christian.
    »So heißt er«, sagte Ohnezehen, »kennt ihr ihn?«
    »Wir hörten von ihm«, sagte Großer-Tiger vorsichtig.
    »Siebenstern erzählte, dass er die Familie des Uralten-Herrn umbrachte«, sagte Christian.
    »Er ist es«, rief Ohnezehen, »und ich wartete alle die Jahre, ob er nicht eines Tages die Straße der Nachdenklichkeit gezogen
     käme, denn das war meine Aufgabe. Manchmal griffen die Mongoleneinen auf, der einen Bart hatte und finstere Augen. Dann holten sie mich in die Burg, und wenn ich sagte: ›Dieser ist es nicht‹,
     ließen sie ihn wieder laufen. Als Mondschein und Donnerkeil vor vier Tagen bei mir waren, sagte Mondschein: ›Gib deinen Posten
     auf, in wenigen Tagen kriegen wir ihn.‹ Ich bat Mondschein, mir zu sagen, was er vorhabe, aber er machte ein Geheimnis daraus.‹
     ›Du wirst Schong-Ma sehen‹, sagte er, ›bevor der neue Mond voll wird, ob tot oder lebend, das weiß ich nicht.‹« »Verehrter
     alter Vater   …«, sagte Großer-Tiger.
    »Nichts da«, rief Ohnezehen zornig.
    »Gestattet«, sagte Großer-Tiger, »dass wir diesmal festbleiben. Mein Freund Kompass-Berg und ich ertragen es nicht länger,
     Euch nicht nach Gebühr ehren zu dürfen.«
    »Ich bin, was ich bin«, schrie Ohnezehen, »ein Verbrecher, dem man die Zehen abgeschnitten hat.«
    »Es heißt«, sprach Großer-Tiger, »dass, wer sich nicht rühmt und wer sich seine Verdienste nicht anrechnet, wahrhaft bescheiden
     sei. Wer sich aber Untaten anrechnet, die er nicht begangen hat, frevelt an sich selbst.«
    »Wer sagt das?«, knurrte Ohnezehen.
    »Mein Großvater sagt es«, erwiderte Großer-Tiger, »und Ihr dürft ihm Glauben schenken, denn er kennt die Dinge dieser Welt.
     Wir bitten um Euren werten Familiennamen.«
    »Ich habe ihn abgelegt, weil meine Familie mich nicht mehr kennt. Ihr müsst mich nennen wie bisher.«
    Christian und Großer-Tiger standen auf, und sie verneigten sich sehr tief. Sie hoben die Fäuste zur Stirn, und Sie sagten:
     »Wir bitten Euch, das Versprechen kindlichen Gehorsams in allen Dingen entgegenzunehmen, werter alter Herr Ohnezehen.«
    »Genug, genug!«, rief Ohnezehen, aber er stand auf und erwiderte die Verbeugung.
    Nachher beendeten Christian und Großer-Tiger das Frühstück, und sie waren viel fröhlicher als beim Beginn. Ohnezehen sah zu,
     und »Ihr habt mich drangekriegt«, sagte er wohlwollend. Er lächelte sogar. »Wir müssen reiten«, sagte er dann, »heute Abend
     ist Treffpunkt.«
    »Mit wem«, fragte Christian, »wenn es erlaubt ist zu fragen.«
    »Ich weiß nicht, wer kommt«, erklärte Ohnezehen, »irgendeiner bringt uns frische Pferde zum Verdeckten-Brunnen. So in einem
     fort, versteht ihr, auf den gleichen Pferden reiten geht nicht.«
    »Wir verstehen«, sagte Großer-Tiger, »und jetzt holen wir die Pferde.«
    »Nicht nötig.«
    Ohnezehen nahm das kleine Messinghorn, das bäh macht wie eine Kindertrompete. Da kamen die Pferde, eins nach dem andern, und
     Christian und

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