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Großer-Tiger und Christian

Großer-Tiger und Christian

Titel: Großer-Tiger und Christian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frritz Mühlenweg
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von Musik.
    Später gingen wir zum Einkauf in die Stadt, damit wir allen daheim mitbringen können, was sie notwendig brauchen. Zum Glück
     trafen wir einen Zuckerbäcker, der aus Syrup das macht, was man haben will, und es geht ganz geschwind. Man kann zusehen.Ich bestellte einen Fächer für meine Mutter, eine Pfeife für den Vater, ein Püppchen für meine kleine Schwester und die drei
     weisen Affen für die Ama. Großer-Tiger kaufte für den Großvater den gelben Kaiser, und der Zuckerbäcker machte alles und sagte,
     wir haben gut gewählt.
    An einer Straßenecke standen ein paar Kerle, die eine schöne Musik machten mit Tamburin und mit einer Geige, die bloß zwei
     Saiten hat, weil mehr nicht notwendig sind. Ein anderer pfiff auf einer Tonpfeife, in die man vorher ein wenig Wasser füllt,
     damit sie richtig tut, und der vierte blies Maultrommel. Wir hörten zu, und es war eine schöne kräftige Musik. Großer-Tiger
     gab ihnen einen Silberbatzen, und weil die Musikanten so was nicht gewohnt sind, sondern höchstens Kupferkäsch, machten sie
     ein lautes Dankgeschrei.
    ›Keine Erwähnung deswegen‹, sagte Großer-Tiger. Aber sie bestanden darauf, uns für das Geld eine lange Musik zu machen, und
     Großer-Tiger sagte, es wäre uns recht, und ob sie den Pater Hillbrenner kennen. Also schickten wir sie zu ihm, weil er ein
     großer Musikfreund ist, und weil wir ihm ein Vergnügen schulden. Sie zogen auch gleich los, und ein Haufen Liebhaber von guter
     Musik lief hinterdrein, damit sie es umsonst hören können.
    Auf dem Bazar war auch ein Auflauf, und als wir hinkamen, stellten wir uns dazu.
    Es war wieder Musik, und beinah wären wir weggegangen, doch da fing einer an zu singen, und vorher sagte er, sein Lied sei
     ganz neu, und man müsse gut aufpassen, denn es sei unerhört und es heiße: ›Das Lied vom tapfern Oberst Kao-Scheng‹. Also hörten
     wir zu, wie man Verbrecher fängt, und dass man es nicht in einem Melonengarten kann, sondern in einem Tal, wo die Felswände
     von selber einstürzen und wo ein ungeheurer Silberschatz in einer Höhle liegt; und Kao-Scheng hat ihn gefunden. Dafür ist
     er befördert worden, und weil er zwei unmündige Knaben gerettet hat, kriegte er obendrein einen Orden. Wir sind schnell weitergegangen,
     denn wir wünschen nicht, ein Aufsehen zu machen oder Glückwünsche für Lebensrettung zu kriegen.
    Die Hauptstraße von Urumtschi war wie ein Kanal. Wenn die Kinder auf die andere Seite gehen, probieren sie, ob ihnen der Schlamm
     bloß über die Knie geht oder bis zum Bauch. Sie tun es barfuß und sie ziehen die Hosen hoch. Es ist ein schönes Spiel, aber
     man kann es nur im Frühjahr machen, wenn es tagsüber sehr warm ist. Da schmilzt der Schnee in den Bergen, und weil das Wasser
     überall hinläuft, kommt es auch in die Hauptstraße, wo die Pferde den Dreck aufwühlen. Im Sommer ist die Straße wieder trocken,
     und die Kinder müssen sich ein anderes Spiel ausdenken.
    Am Nachmittag haben wir Glück besucht. Er hat schon gemerkt, dass die Wagen, die der Gouverneur besitzt, nicht gut im Stand
     sind. Die Leute, die damit umgehen, haben nicht viel gelernt. Es hat eben nicht jeder so eine Ausbildung wie Glück. Er wird
     uns morgen früh abholen, und wir müssen aufstehen, wenn es noch dunkel ist, denn wir wissen gut, was es heißt, wenn Glück
     sagt: ›Morgen früh‹. Es heißt, kurz nach Mitternacht. Dann fahren wir zwei Tage lang bis zur russischen Grenze, aber vorher
     ist heute Abend ein Abschiedsfest in der großen Halle neben dem Zimmer des Marschalls, und alle Herren, die beim Empfang waren,
     sollen auch beim Abschied dabei sein. Wir sind neugierig, wie dem Pater Hillbrenner die Musik gefallen hat, und Großer-Tiger
     sagt, wir müssen Obacht geben, denn er glaubt, der Pater ist ein Spaßvogel.
    Wir haben auch aufgepasst, und weil wir manierlich waren, haben die Herren viele Male auf unser Wohl getrunken, aber wir haben
     bloß die Fäuste geschüttelt und für unser Wohlsein gedankt. Der Pater hat nichts gesagt wegen der Musik, und so ging alles
     vortrefflich, bis zwei riesige Melonen auf den Tisch kamen. Auf der Seite tropften sie ein wenig, aber das kommt vor. Der
     General Wui-Hung-Wen ist aufgestanden wegen einer Rede, die er halten will. Er sagte: ›Ihr seid meine Freunde‹ und dann ging
     es nicht weiter. Er kämpfte mit dem Lachen, und er wurde ganz rot; doch da haben ihn der Marschall und der Pater Hillbrenner
     sehr ernst angeblickt. Also

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