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Großer-Tiger und Christian

Großer-Tiger und Christian

Titel: Großer-Tiger und Christian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frritz Mühlenweg
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wird Schnee vom Himmel fallen. Wir wollen zum Weißen-Stein gehen, damit ich euch mit Filzdecken
     vor der Kälte bewahre.‹
    Ich sattelte eine flinke Stute, und bei Sonnenuntergang kamen wir daheim an. Vater Dogolon lobte meine Vorsicht, und ich lobte
     die Kamele. Während wir sie für die Nacht an eine Leine banden, kam ein langer Zug mit vornehmen Leuten, die es eilighatten. Voran ritt ein Bannerträger, dann kam einer mit einem großen runden Schirm, obgleich die Sonne nicht mehr schien.
     Mein Vater sagte aber, das müsse so sein. Hinterdrein ritten Männer mit roten Fransen auf den Hüten, und das waren Beamte
     des Belin-Wangs, der ein König ist. Hohe Lamas waren unter ihnen und ein junger Mann auf einem weißen Pferd; und sie begleiteten
     einen herrlichen Wagen, den ein Kamel zog. Zum Schluss folgten noch viele Kamele, die waren mit Zelten und anderen Dingen
     beladen. Sie suchten Zuflucht vor dem nahenden Sturm, und Hagelkorn lud sie freundlich ein, bei ihm zu bleiben.
    Ich bat Vater Dogolon, mich eine Weile ins Gasthaus zu lassen, weil ich alles sehen wollte, was es zu sehen gab. Er erlaubte
     es mir, und ich lief hin, und ich sprach mit dem Wärter der Kamele. Er sagte mir, der Lebende Gott vom Kloster Belin-Sum sei
     gekommen, und er heiße Jolleros-Lama. Er fährt in dem schönen Wagen mit den langen Deichseln, den ein Kamel zieht, und neben
     ihm reitet der älteste Sohn des Königs der Belin-Mongolen auf einem weißen Pferd. Alles das, sagte er, stehe auf dem Banner
     geschrieben, aber ich konnte es nicht lesen, weil ich nicht lesen gelernt habe.
    Sie kamen weither von einem großen Fest in der Sieben-See-Stadt: Dolor-Nor, wo der Pantschen-Bogdo zu Besuch war. Der Pantschen-Bogdo
     ist ein gewaltiger Priester, er ist der Scheitelschmuck aller weisen Männer, und er kommt gleich nach dem Dalai-Lama.
    Der Prinz vom Belin-Stamm und der Gegen Jolleros waren nach Dolor-Nor gereist, und sie hatten den Segen des Pantschen-Bogdo
     erhalten. Jetzt waren sie auf dem Heimweg, und als das Unwetter aufzog, wollten sie lieber im Gasthaus übernachten als im
     Zelt. Darum kehrten sie bei Hagelkorn im ›Fröhlichen Gedeihen‹ ein. Sie erhielten das beste Zimmer, und Hagelkorn wird ein
     Großes Gesicht kriegen. Er wird auf sein Schild schreiben müssen: Hier Unterkunft für Prinzen und lebende Götter.
    Gestern Abend konnte ich den Gegen und den Prinz nicht mehr sehen. Sie waren schon in dem schönen Zimmer, wo sie aufdem warmen Kang lagen und sich ausruhten. Weil ich aber den Fußfall vor Jolleros-Lama machen und seinen Segen haben wollte,
     blieb ich im Hof, bis das Tor geschlossen wurde. Dann begann es zu schneien, und ich verkroch mich unter den großen runden
     Schirm, den man vor Königen und Heiligen herträgt, auch wenn die Sonne nicht scheint. Ich war schon eingeschlafen, als ihr
     kamt, und anfänglich hatte ich Furcht vor dem schrecklichen Gebrüll, das der Wagen machte.
    Einen Wagen, der von selber geht, hatte ich noch nie gesehen, und eigentlich war ich dem Himmel dankbar für so viele Neuigkeiten
     auf einmal. Geschwind machte ich ein kleines Loch in den Schirm. Da sah ich den Wagen, und ich sah den fremden Soldaten mit
     der Pistole, und Hagelkorn, der Angst hatte, und Grünmantel, der zornig war. Als sie weggingen, merkte ich, dass noch wer
     auf dem Wagen sei. Ich schaute genau, und ich musste mich anstrengen dabei, aber dann sah ich eure Köpfe über dem Wagenrand,
     und ich hörte euch sprechen von einer fatalen Sache, und dass es so dunkel sei.
    Einer von euch sagte: ›Wie sollen wir da Dogolon finden?‹ Welche Freude! dachte ich, hier sind Freunde, und ich muss sie begrüßen!
    Also lief ich geschwind über den Hof, und ich zog meine Stiefel aus, damit ich besser auf den Wagen klettern konnte, und jetzt
     stehen sie noch immer zwischen den Rädern, aber ich bin bei euch, und das ist alles.«
    »Das ist noch nicht alles«, sagte Christian.
    »Du musst uns erzählen«, bat Großer-Tiger, »warum ihr die Jurte abgebrochen habt, die so lange am Weißen-Stein stand, und
     wir möchten wissen, was dein Vater jetzt vorhat.«
    »Ich«, entgegnete Bator, »vorhin sagen, später erzählen das etwa.«
    »Jetzt ist später«, sagten Großer-Tiger und Christian.
    »Von Zukunft sprechen ungewiss sein und töricht«, gab Bator zu bedenken; er wurde aber von Christian und Großer-Tiger überstimmt,
     und so sagte er: »Als ich euch verließ, musste ich über die Hofmauer klettern. Hagelkorn schiebt nicht

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