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Großer-Tiger und Christian

Großer-Tiger und Christian

Titel: Großer-Tiger und Christian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frritz Mühlenweg
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Weideplätzen vertrieben wurden und sich grollend in die magere Steppe bis an den Rand der Wüste zurückziehen
     mussten. Selten genug hatten Christian und Großer-Tiger in den Straßen Pekings einen Mongolen gesehen, der die fremden Schätze
     der Kaufläden bestaunte. Er trug ein farbiges Gewand, hielt eine Gebetskette in der Hand, und wenn er in den schweren Reiterstiefeln
     weiterschaukelte, hatten sie ihm verstohlen nachgeblickt, und die Erwachsenen hatten gelächelt und achselzuckend gesagt: »Ein
     Barbarchen!« Damit hatte es sein Bewenden gehabt.
    »Du hast unser Herz beschwert«, sagte Großer-Tiger bekümmert. »Hamma-guä!«, rief Bator, »wir Tschachar-Mongolen haben wenig
     mehr Grasland, aber viel genug Wüste. Überall fröhlich sein wie Vogel Lerche.«
    »Aber in der Wüste ist es heiß«, sagte Christian, und er gab Großer-Tiger einen freundschaftlichen Rippenstoß.
    »Große Hitze nicht anwesend«, erklärte Bator, »jetzt viel mächtig kalt in Wüste und freundliche Sonne schwach. Vater Dogolon
     sagen, wir zwei Monde zum Edsin-Gol wandern etwa, dann erst schön warm. Jetzt aber gute Reisezeit sein. Hasenmond kalt und
     Drachenmond kühl. Kamele brav gehen da und nicht müde werden.«
    Großer-Tiger gab Christian den Rippenstoß zurück, und das hieß so viel als: »Hast du es gehört?« Laut sagte er: »Wir fahren
     auch zum Edsin-Gol, aber wir sind früher dort, wenn die Speichen nicht von den Rädern fallen.«
    »Keine Befürchtung wirkliche vorhanden«, behauptete Bator, »heute sehr guter Reisetag und morgen auch. Du wie viel Tage reisen?«
    »In fünf oder sechs Tagen werden wir dort sein, sagt Glück.«
    »Dieser Glück Soldat mit kleinem Gewehr sein etwa?«
    »Ja«, sagte Christian, »er ist ein Soldat des Generals Wu, und er fährt den Wagen, der von selber geht, und im Gürtel hat
     er eine Pistole.«
    »Gut oder schlecht Mensch?«, fragte Bator.
    »Halb gut«, sagte Großer-Tiger.
    »Und Grünmantel auch mit euch fahren etwa?«
    »Wir wissen es nicht«, gab Christian zu; »Glück sagt, Grünmantel fahre ein Stück Wegs mit uns. Wo dieses Stück Weg zu Ende
     sein wird, hat er nicht gesagt.«
    »Das herauskriegen sehr wichtig sein. Wir gleich diese Arbeit ausgezeichnet beginnen.«
    Christian staunte, und Großer-Tiger sagte: »Da ist keine Hilfe. Wir wagen nicht zu fragen.«
    »Fragen nicht gut«, erklärte Bator, »besser viel erfahren ohne Fragen, Mensch Wahrheit leicht sagen, wenn gut geschlafen etwa.«
    Christian und Großer-Tiger schauten sich verdutzt an; sie wussten nicht, wohinaus Bator wollte, der freundlich grinsend dasaß
     und behauptete: »Sobald Sonne aufgeht, wir genau wissen sehr wünschenswerte Auskunft.«
    Während er das sagte, wurde es im Hof lebendig. Ein Mann ging mit einem Windlicht zu den Kamelen. Sie wurden unruhig; einige
     sprangen auf, aber der Mann redete mit ihnen, und wenn es welche gab, die sich nicht wieder legen wollten, schrie er sie an:
     »Zuck, zuck, zuck, zuck!« Da legten sie sich und bekamen einen Beutel um den Kopf gehängt.
    »Was ruft der Mann?«, fragte Christian.
    »Er ›Zuck, zuck!‹ vielmals sagen«, erklärte Bator, »da verstehen Kamel, dass muss sich legen sogleich.«
    »Bekommen sie was zu fressen?«
    »Kriegen bisschen weiche Bohnen, weil Belin Prinz und Gegen reisen geschwind. Das sehr gut, wenn Mensch haben Geld dazu. Wir
     Tschachar-Mongolen haben kein Silber für Bohnen. Unsere Kamele fressen, was finden, dabei werden schlau wie Fuchs etwa. Das
     kosten gar nichts. Aber jetzt ich bitten weitherzig entschuldigen mich, da fortmüssen.«
    »Dürfen wir mit dir gehen?«, fragte Großer-Tiger.
    »Bolna«, sagte Bator, »sehr große Verehrung erweisen heiligem Mann Jolleros-Lama. Das gut für alle Fälle.«
    Großer-Tiger schaute Christian an, und Christian fragte: »Was müssen wir sagen?«
    »Ihr gar nichts sagen, ich sehr gute Worte sprechen für alle. Ihr nur hübsch niederknien wie Kamel etwa.«
    »Bolna«, sagte Christian; und Großer-Tiger sagte: »Wir werden einen Fußfall der Verehrung machen und ›Zehntausendfaches Glück‹
     wünschen.«
    Bator nickte zufrieden. Darauf zogen Großer-Tiger und Christian die Stoffschuhe mit den Filzsohlen an, und als sie fertig
     waren, murmelte Bator beifällig: »Für vorhabende Arbeit diese Art Schuhe sehr ausgezeichnet gut, viel besser als meine.«
    Dann kletterten alle drei vom Wagen herunter, und da standen zwei hohe schwarze Reiterstiefel, und Bator schlüpfte hinein.
     Die Stiefel

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