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Großer-Tiger und Christian

Großer-Tiger und Christian

Titel: Großer-Tiger und Christian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frritz Mühlenweg
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selbst
     ohne Licht hätte sehen müssen.
    Das komme davon, sagte Bator, dass es nicht mehr vorhanden sei. Es sei zwar noch da, aber zusammengerollt und verschnürt,
     denn sein Vater habe ganz plötzlich Lust gekriegt, eine Reise zu machen.
    Hagelkorn war sprachlos, und als er wieder reden konnte, sagte er nur: »So ist das?«, und: »Das habe ich mir gleich gedacht.«
    Dabei schnalzte er mit der Zunge, und dann sah man auch schon die Kamele an der Leine liegen, und man hörte sie schnaufen.
     Dogolon kam den Nachtwanderern das letzte Stück entgegen. Er begrüßte sie höflich; aber erst als er sah, dass Grünmantel nicht
     dabei war, wurde er unbefangen. Bator flüsterte ihm zu, dass der vornehme Mann der Prinz vom Belin-Stamm sei, und dass sie
     sich dem Zug des Gegen und des Prinzen anschließen dürften, solange sie wollten. Da wurde Dogolon sogar fröhlich und bedankte
     sich bei dem Prinzen; zu Hagelkorn sagte er: »Entschuldigt, dass ich mich etwas formlos verabschiede, aber es ist wegen der
     Gelegenheit, ein Stück in Gesellschaft zu reisen. Da musste ich ohne langes Überlegen einpacken.«
    »Ich verstehe«, sagte Hagelkorn und tat zutraulich, »man kann nicht leben und zugleich Angst haben. Das geht eine Zeitlang,
     aber nicht länger, und die schönen Kamelchen würde er doch nur erfrieren lassen, der Lump.«
    »Sie gehören ihm nicht«, sagte Dogolon.
    »Das ist es«, rief Hagelkorn; »aber so macht er es mit jedem. Ihr seid nicht der einzige, Vater Dogolon. Passt nur auf, dass
     er Euch unterwegs keinen Prügel zwischen die Beine wirft.«
    »Wir reisen mit dem Prinz von Belin und mit dem Gegen«, sagte Dogolon.
    »Dann ist es gut«, rief Hagelkorn, »jetzt bin ich beruhigt. Schon lange machte ich mir Sorgen wegen Euch, guter Dogolon. Wohin
     verlegt Ihr denn Euren Wohnsitz?«
    »Ich weiß es nicht. Wir reisen, und wo es uns gefällt, da bleiben wir.«
    »Das nenne ich wahrhaftige Heiterkeit; so will es der Himmel, und so entspricht es den Menschen. Ich wünsche Glück auf allen
     Wegen.«
    Während Hagelkorn so schwatzte, um die Enttäuschung zu verbergen, dass er nicht mehr erfahren hatte, standen Christian und
     Großer-Tiger bei den Kamelen. Bator kam zu ihnen und zeigte auf eines, das einen dichten schwarzen Behang hatte, dazu einen
     kleinen Kopf, und der Hals schien länger zu sein als bei den übrigen.
    »Das mein Kamel«, sagte Bator stolz.
    Es war ein prächtiges Tier, aber es war ein wenig aufgeregt, denn der Knecht Hagelkorns lief mit der Laterne herum und leuchtete
     dahin und dorthin, ob er nicht doch was Gestohlenes fände.
    Bator wurde ärgerlich. »Du gestrigen Tag suchen etwa?«, fragte er. Aber der Knecht gab keine Antwort. Er ging die Reihe der
     angepflockten Kamele entlang, bückte sich und spähte in die Zwischenräume. Als er bei Bators Kamel anlangte, war die Reihe
     zu Ende, und er richtete sich auf. Da erschrak das Kamel vor dem Laternenlicht, und der Knecht Hagelkorns schrie, weil ihm
     das Kamel plötzlich einen grünen stinkenden Brei mitten ins Gesicht spie.
    »Das aus Magen heraufholen, vortrefflich«, sagte Bator.
    Der Knecht wurde schrecklich zornig. Als er sich die Augen ausgewischt hatte, suchte er nach einem Stock, um das Kamel zu
     prügeln, und als er keinen fand, hob er eine Menge Steine auf. Das ging flink; aber Bator schlug ihm die Steine aus der Hand,
     bevor er einen werfen konnte, und das ging auch sehr schnell.
    Darauf sah es ganz so aus, als ob der Knecht auf Bator los wollte. Er stellte die Laterne in den Schnee, und Bator duckte
     sich und ballte die Fäuste.
    »Hund!« knirschte der Knecht und wollte wieder Steine aufheben. In diesem Augenblick nahm Großer-Tiger die Laterne, lachte
     dem Knecht höhnisch ins Gesicht, nannte ihn einen Stinktopf und warf ihm eine Handvoll Schnee in den offenstehenden Mund.
     Dann rannte er weg. Christian begriff, dass »Kleine Umwälzung« gespielt werden sollte, und es kam nur darauf an, ob der Knecht
     mittat. Der Knecht war nicht aus Peking; daher kannte er so abgekartete Spiele nicht wie »Kleine Umwälzung« oder »Fliegender
     Berg«, zu denen man einen Dummen brauchte. Er machte begeistert mit. Ohne weiteres ließ er Bator stehen, wo er stand, und
     rannte Großer-Tiger nach, der die kostbare Petroleumlaterne schwenkte und »Lauf schneller, du Laubfrosch!«, rief.
    Da lief der Knecht schneller und wütender, und Großer-Tiger rannte zwischen den Traglasten durch. Dabei rief er »See«, worauf
     Christian »Feuer«

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