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Großer-Tiger und Christian

Großer-Tiger und Christian

Titel: Großer-Tiger und Christian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frritz Mühlenweg
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antwortete, und nun war alles klar und aufs beste verabredet. Christian wusste, dass Großer-Tiger einen
     Bogen laufen würde, das gab Zeit zum Verstecken; und nachher, wenn Großer-Tiger wieder durch die Gasse der Traglasten rannte,
     musste die Umwälzung geschehen.
    Die Sache war einfach, weil es Nacht war, und weil überall Stangen lagen, die Vater Dogolon zur Herstellung der Packsättel
     benötigte. Mit einer solchen Stange wartete Christian hinter einem Ballen, bis Großer-Tiger gelaufen kam und tat, als ob er
     nicht mehr recht könnte. Der Knecht rannte hinter ihm drein und dachte an nichts anderes, als wie er Großer-Tiger verhauen
     würde. Er streckte die Hände nach ihm aus, und: »Habe ichdich endlich!«, wollte er rufen; aber da warf ihm Christian die Stange zwischen die Beine, und der Knecht fiel um. Es ging
     schrecklich schnell, und es platschte ordentlich, wie er mit voller Wucht und mit ausgestreckten Armen in den Schnee fiel.
     Da stellte Großer-Tiger die Laterne neben ihn, als ob nichts vorgefallen wäre, und ging Hagelkorn entgegen, der wissen wollte,
     ob was passiert sei.
    »Ich weiß nicht«, sagte Großer-Tiger, »was mit Eurem Knecht ist. Erst suchte er ringsumher emsig nach Spuren, und da habe
     ich ihm geleuchtet, aber es ging ihm nicht schnell genug. Da bin ich gelaufen, und er ist auch gelaufen, aber auf einmal wollte
     er nicht mehr. Jetzt liegt er auf der Erde, und vielleicht hat er eine Spur gefunden und studiert, wie sie aussieht.«
    »Vielleicht wäscht er sich das Gesicht«, sagte Christian nachdenklich, »ein Kamel hat ihn angespuckt.«
    »Aber er stöhnt«, rief Hagelkorn, »man hört es.«
    »Das Kamel«, erläuterte Christian, »hat ihm in den Mund gespuckt, da wird ihm übel sein.«
    »Ach«, rief Hagelkorn, »das ist schrecklich!« Und er lief dahin, wo die Laterne stand, und daneben lag der Knecht, der sich
     erst etwas erholen musste, bevor er sprechen konnte.
    Als er damit anfing, waren Christian und Großer-Tiger schon wieder bei Bator, und dann gingen sie ein wenig abseits in die
     Dunkelheit, wo es eine Schneewehe gab, hinter die sie sich setzten, denn sie wollten niemand Ungelegenheiten machen.
    Der Prinz hatte sich das Spiel »Kleine Umwälzung« aus der Ferne angesehen; und als Hagelkorn mit dem Knecht und mit den beiden
     Laternen kam, fragte der Prinz erst gar nicht, was passiert war, denn er hatte die Spielregel von »Kleiner Umwälzung« auch
     ohne Erklärung begriffen. Er verabschiedete sich von Dogolon und sagte: »Ladet auf, Dogolon, wir marschieren ab. Wir freuen
     uns, dass ihr mit uns kommt, da müsst ihr uns von euerm Vater ›Nicht-gibt-es-nicht‹ erzählen. Von dem haben wir schon viel
     gehört.«
    »Es ist eine große Ehre für mich«, sagte Dogolon.

Achzehntes Kapitel, von dem Kang, der nicht ausgemauert war
    »Was machst du da?«, fragte die Mutter Bators, die bei den Schensi-Leuten hinter dem Brunnen-Hügel gewesen war und die Schafe
     verkauft hatte. »Sind das deine Freunde?« »Ja, sagte Bator, »diese hier sind meine Freunde, und wir ruhen uns ein wenig aus.«
    Großer-Tiger und Christian standen auf und verneigten sich.
    »Dazu setzt ihr euch in den Schnee?«, fragte die Mutter.
    »Ja, Etsch«, sagte Bator, »dazu setzen wir uns in den Schnee. Wir wollen niemand Ungelegenheiten machen.«
    Er blickte in die Richtung der Herberge »Fröhliches Gedeihen«, und da sah man noch ein Weilchen Hagelkorn mit den Laternen,
     den Belin-Prinz, der aufrecht ging, und den Knecht, der hinterherhinkte.
    »Jetzt sind sie hineingegangen«, sagte Christian.
    »Sprechen deine Freunde nur chinesisch?«, fragte die Mutter Bators.
    »Sie sprechen nur diese Sprache«, bestätigte Bator; »du musst mit ihnen auch chinesisch reden, sonst verstehen sie dich nicht.«
    »Kinder«, fragte die Mutter, »wie heißt ihr?«
    Großer-Tiger und Christian nannten ihre Namen.
    »Mich könnt ihr Etsch nennen. Etsch heißt Mutter, und weil ihr hier keine habt, will ich nach euch schauen, sonst macht ihr
     Dummheiten.«
    »Diese beiden sehr erwachsene Stück Menschen sein«, erklärte Bator, »Dummheiten überhaupt nicht vorkommen etwa.«
    »Bator!«, rief Dogolon laut. »He, Bator! Wo steckst du?«
    »Ich stecke hier«, antwortete Bator, »aber ich komme.«
    »Wir auch«, bat Christian; »dürfen wir aufladen helfen?«
    »Kommt nur mit«, sagte die Etsch, und dann gingen alle zu Dogolon, der die Reitkamele schon gesattelt hatte und die übrigen
     mit den Nasenstricken

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