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Großer-Tiger und Christian

Großer-Tiger und Christian

Titel: Großer-Tiger und Christian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frritz Mühlenweg
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und zog die Schuhe an, »sind schwach auf den Beinen.«
    »Sie stolpern und fallen um«, sagte Christian, »und dann deuten sie auf zwei unschuldige Jungen und sagen: Diese Verbrecher
     muss man bestrafen.«
    Glück lachte. »Ich kenne das«, sagte er; »seid ihr fertig?«
    »Wir sind fertig«, sagten Großer-Tiger und Christian.
    »Dann gehen wir frühstücken«, sagte Glück.
    Der Hof lag still im Frühlicht, und das Tor stand halb offen. Die Sonne schien herein, einige Spatzen lärmten, und im Stall
     hörte man das Pferd Han-Kan scharren.
    Christian und Großer-Tiger stapften hinter Glück der Küche zu. Unter dem Vordach fegte der Knecht, aber er hörte auf, stützte
     sich auf den Besen und rief laut: »Da geht das Lumpenpack.«
    »Von wem sprichst du?«, fragte Glück und blieb stehen.
    »Vergebung, Herr Soldat«, antwortete der Knecht grob, »ich fege den Boden trotz meiner klaffenden Stirnwunde, an der zwei
     durchtriebene Spitzbuben schuld sind. Seht euch das einmal an.« »Knecht, du hast keine Manieren«, sagte Glück. »Komm einmal
     her. Du hast dich ein bisschen an der Stirn gekratzt wie ich sehe.«
    »Die Wunde ist sehr tief. Man kann sie nur nicht wahrnehmen.«
    »Es ist so«, bestätigte Glück, »man sieht sie nicht. UnsichtbareWunden rühren aber, so viel ich weiß, von bösen Geistern her. Was beschuldigst du die beiden Jungen?«
    »Sie haben mir einen Bengel zwischen die Beine geworfen«, verteidigte sich der Knecht, »da bin ich auf einen Felsbrocken gestürzt.«
    »Niemand soll eine Lüge loslassen«, warnte Glück mit finsterem Gesicht.
    Der Knecht schwieg und blickte böse, aber Glück kehrte sich nicht weiter daran. Er ging zur Küche, und Christian und Großer-Tiger
     folgten ihm.
    »Ich kann euch«, sagte Glück leise, »nicht immer in Schutz nehmen, wenn ihr solche Geschichten anrichtet.«
    »Wir werden uns bessern«, versprach Großer-Tiger.
    »Unsere Reue ist tief wie das Meer«, versicherte Christian.
    Glück öffnete die Küchentür, aber er musste stehen bleiben und husten, weil ihm Dampf und Rauch entgegenschlugen. Ein schwaches
     Feuer flackerte in dem gemauerten Herd, der aus allen Fugen qualmte.
    »Die Sonne scheint aufs Kamin«, erklärte Hagelkorn und rührte mit einem angekohlten Stecken die Glut durcheinander.
    »Sie scheint dir ins Gehirn«, rief Glück. Er stieß die Türe auf, und als der Rauch sich verzogen hatte, sah man eine Reihe
     schwarzer Kochtöpfe an der Wand hängen. Darunter war ein schwarzer Tisch mit schwarzen Beinen, die in dem festgestampften
     Lehmboden steckten, und nebendran war eine Bank, auf der Grünmantel saß. Er hatte eine große Schüssel voll Reis vor sich stehen.
    »Stell sie auf den Tisch«, sagte Glück, »wir wollen auch essen.«
    »Freilich, freilich«, knurrte Grünmantel und kaute weiter.
    »Nur immer zu! Auf mich kommt es ja nicht an. Los, schlagt euch die Bäuche voll!«
    »Guten Morgen, Herr Grünmantel!«, sagte Christian.
    »Ich wünsche Ruhe und Bequemlichkeit«, sagte Großer-Tiger höflich.
    Grünmantel erwiderte nichts. Er schob die Augenbrauen ein bisschen enger zusammen, aber es war nur für einen Augenblick. Dann
     stellte er die Schüssel auf den Tisch und rief: »Hagelkorn,bring Schalen! Die jungen Herren wollen essen! Los!«, fuhr er fort und lachte, »wie ich schon sagte: Schlagt euch die Bäuche
     voll! Heute gibt’s noch was zu essen; morgen sind wir in der Wüste. Das Sandmeer ist groß, ihr Herren. Esst, damit ihr nicht
     vom Wagen fallt. Ha! ha!«
    Christian und Großer-Tiger wurden ängstlich, als sie ihn so reden hörten. Dabei hatten sie sich vorgenommen, tapfer zu sein.
    Tapfer wie die Alten vom Berge, dachte Christian, aber deswegen wurde er doch blass.
    Großer-Tiger sah es und versuchte unbefangen zu tun. »Wir essen«, sagte er nachlässig, »weil wir Hunger haben.«
    »Freilich, freilich«, nickte Grünmantel eifrig, und er drehte sich nach Hagelkorn um, der Schalen und Essstäbchen auf den
     Tisch legte. »Du Tropf!«, schalt er ihn, »wolltest uns Tee und geschälte Hirse zum Frühstück vorsetzen, grad so, als ob du
     es mit Kameltreibern zu tun hättest!«
    »Reis ist eine kostspielige Speise«, gab Hagelkorn zu bedenken.
    »Nicht für unsereins«, sagte Grünmantel patzig. »Wo sind die frischgelegten Eier?«
    »Der Herr Grünmantel haben keine befohlen.«
    »Eier gehören zum Frühstück. Marsch, hinaus! Und dass du nicht ohne ein halbes Dutzend wiederkommst!«
    Hagelkorn staunte. Aber was half das? Er

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