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Großer-Tiger und Christian

Großer-Tiger und Christian

Titel: Großer-Tiger und Christian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frritz Mühlenweg
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Hsing-Hsing-Hsia gibst   …«
    »Wir haben ausgemacht«, unterbrach ihn Glück, »dass mir der Wagen in Hsing-Hsing-Hsia nachts in der Herberge gestohlen wird,
     dass ich nichts davon weiß und dass du mir dann stillschweigend tausend Silberbatzen gibst. So lautet unsere Abmachung, und
     darüber gibt es kein ›Noch etwas‹.«
    »Höre mich«, sagte Grünmantel.
    »Es gibt auch kein ›Höre mich‹«, unterbrach ihn Glück heftig.
    »Gut«, rief Grünmantel bösartig, »ich werde dir sagen, was es alles gibt. Es gibt einen Amban in Kalgan, und es gibt einen
     Richter in Maumu, und überdies gibt es ein Militärgericht. Alle drei würden sich freuen, ein Mitglied der ehemaligen Bande
     vom roten Berg kennenzulernen.«
    »Kommst du mir so«, rief Glück mit zornbebender Stimme, »und merkst du nicht, du Rübengesicht, wie lächerlich du dich machst?«
    »Es kommt dir nicht zu, so zu reden«, erwiderte Grünmantel kalt.
    »Darüber lässt sich viel sagen«, höhnte Glück; »zwei Worte von mir genügen, und du trinkst aus dem gleichen Becher.«
    »Du könntest viele Worte reden, aber niemand würde sie glauben. Nehmen wir an, es gibt irgendwo einen ehrsamen Kaufmann. Hörst
     du das? Einen ehrsamen Kaufmann, der in dem guten Glauben, gleich ehrenwerte Herren vor sich zu haben, euch Lumpengesindel
     vom roten Berg einige Male Ware abkaufte. So was kommt vor, aber deshalb ist es noch lange kein Verbrechen. Der brave Mann
     wurde eben getäuscht. Sollte er aber zufällig einen der Gesetzesbrecher von damals treffen und erkennen, dann ist es ein Verdienst,
     wenn er diesen Menschen anzeigt. Ich glaube, man würde dem ehrsamen Kaufmann obendrein eine Belohnung geben. Meinst du nicht
     auch?«
    Christian und Großer-Tiger, die jedes Wort verstanden hatten, begannen zu zittern. Es war nicht nur der Kälte wegen, das spürten
     sie genau; es war auch, weil ihnen das Herz bis zum Hals schlug, und es war, weil sie erwarteten, dass Glück jetzt aufbrausen,
     über Grünmantel herfallen und ihn wahrscheinlich erschlagen würde.
    Nichts dergleichen geschah. Glück knirschte zwar mit den Zähnen und sagte hintereinander Worte wie: »Hund, Verräter, schwarzgesichtiger
     Schuft«, bis er plötzlich befreit lachte und mit der Hand auf die Pistolentasche schlug. »Hier ist die Belohnung für den ehrsamen
     Kaufmann«, rief er, »er kann sie jederzeit kriegen!«
    Grünmantel schien nicht schreckhaft zu sein, denn er lachte auch; aber es klang verächtlich, und gerade als er sagen wollte,
     dass er sich vor einer Pistole nicht fürchte, krähte im Hof ein Hahn.
    Darum erwähnte er die Pistole erst gar nicht, und auch davon, dass er keine Angst habe, sprach er nicht.
    Er hustete einige Male, und dann sagte er leise und begütigend zu Glück: »Gleich wird dieses Schafsgesicht kommen. Sei vernünftig,
     Glück, ich werde dir ein andermal erklären, warum wir die beiden vorlauten Bürschchen abschaffen müssen.«
    »Deine Rede ist lang, und sie hat Fehler«, widersprach Glück.
    »Du wirst noch einsehen, dass sie keine Fehler hat«, sagteGrünmantel, und dann hörte man Hagelkorn den Gang entlang kommen. Vor der Tür hielt er einen Augenblick inne, und als der
     Hahn zum zweiten Mal krähte, trat er ein.
    Grünmantel tat unwillig. »Bist du schon wieder da?«, fragte er und gähnte laut.
    »Ich bin wieder da, damit ich erfahre, ob ich für den gnädigen Herrn das Pferd Han-Kan satteln muss. Auch wünsche ich den
     Exzellenzen einen ersprießlichen Morgen.«
    »Was soll dein Geschwätz von dem Pferd Han-Kan?«, fragte Grünmantel.
    »Es ist das schnellste Pferd in meinem Stall. Es hat Mut und dünne Hufe. Vielleicht wäre es imstand, Dogolon einzuholen.«
    »Was sagst du da?«, schrie Grünmantel und sprang auf. »Willst du damit sagen, dass Dogolon nicht mehr hier sei?«
    »Genau das möchte ich sagen«, erklärte Hagelkorn.
    »Halunke!«, schrie Grünmantel. »Alles Halunken! Du bist auch einer, das sehe ich dir an. Aber so kommt mir Dogolon nicht aus
     den Fingern. Ich werde seiner Frau das Silber abnehmen!«
    »Dogolon hat«, berichtete Hagelkorn sanft, »seine Frau mitgenommen, dazu das Zelt und alle Kamele. Die Truhe war auch dabei,
     und wahrscheinlich hat er das Silber nicht hier liegen lassen, trotzdem er in Eile war. Es gab nur einen formlosen Abschied.«
    »O du verfluchter Trottel!«, rief Grünmantel, »warum hast du das nicht früher gemeldet?«
    »Reg dich nicht auf«, mischte sich Glück ein, »wir werden diesen Dogolon

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