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Großer-Tiger und Christian

Großer-Tiger und Christian

Titel: Großer-Tiger und Christian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frritz Mühlenweg
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miteinander.
    »Dann steht es mir nicht zu, euch seinen Namen zu nennen. Wenn ihr ihn aber trefft und er sollte euch fragen: ›Habt ihr den
     oder den gesehen?‹ so antwortet: ›Mondschein lebt. Er blieb im elften Monat des vergangenen Jahres für tot liegen an dem See,
     der Gaschu-Nor heißt.‹«
    »Ene ju beino?«, fragte Großer-Tiger wieder.
    »›Gaschu-Nor‹ heißt ›Bittersee‹, und der Bittersee ist groß wie das Meer. An seinem Ufer hätten mich die Wölfe gefressen,
     denn ich war mehr tot als lebend, wie ihr euch denken könnt.« »Wir können es uns denken«, gab Christian zu. Ohne es zu wollen,
     schaute er auf die Narbe, aber sie war nicht mehr so blau wie vorher.
    »So was kommt vor«, sagte Mondschein; »es ist nicht besonders hübsch, nicht wahr? Aber man kann dabei verbluten. Zum Glück
     kamen vier Männer vom westlichen Sunit-Stamm des Weges, die auf einer Wallfahrt gewesen waren und nach Hause zogen. Sie nahmen
     mich mit, und sie pflegten mich. Als ich gesund war, baten sie mich, ich sollte bei ihnen bleiben. Ich sagte: ›Ich bleibe
     vier Monde bei euch, und wenn die vier Monde um sind, kehre ich in die Wüste zurück.‹ Die Männer merkten, was ich für sie
     tun wollte, und sie sagten: ›Wir brauchen keinen Dank.‹ Allein ich bat sie, ihre Herzen weit zu machen; ich sagte: ›Ihr habt
     eine lange Reise gemacht, und ihr sollt euch ausruhen. Gestattet deshalb, dass ich den Jahresdienst beim Wang für euch verrichte.‹
     Sie wollten es nicht haben, aber ich bestand darauf, und ich ging zum Wang, der dort hinter dem Hügel wohnt. Ich bat ihn,
     dass ich für jeden meiner Lebensretter den Dienst eines Monats ableisten dürfte, den sie dem Wang jährlich schulden. Der Wang
     erlaubte es, und so tue ich Dienst an seinem Hof bis zum ersten Tag des fünften Monats. Da werde ich frei sein und zu dem
     zurückkehren, dem der Ring gehört.«
    Mondschein klopfte die Pfeife aus und steckte sie umständlich in den Stiefelschaft. »So ist das«, fügte er unbeholfen hinzu;
     »ja, ja, so ist das.«
    »Wir haben alles vernommen, früher geborener Herr Mondschein«, sagte Großer-Tiger und griff nach dem Korb. »Wir werden nichts
     vergessen«, beteuerte Christian und stand auf.
    »Nur keine Eile«, sagte Mondschein, »ich gehe mit euch. Ihr braucht frisches Wasser zum Kochen, das kann ich euch geben; so
     müsst ihr nicht zweimal zum Brunnen laufen.«
    »Großen Dank«, sagte Christian, »es ist mehr, als wir erwarten dürfen.«
    »Nichts da«, erwiderte Mondschein, »ich will mir die Menschen ansehen, mit denen ihr reist.«
    »Einer heißt Glück«, sagte Großer-Tiger, »und er ist ein Soldat des Generals Wu.«
    »So, so«, brummte Mondschein; allein sein Gesicht verriet nicht, was er über Soldaten im Allgemeinen oder über Glück im besonderen
     dachte. Er führte die beiden Kamele nebeneinanderam Strick und tat gleichgültig. »Und der andere«, fragte er, »ist da noch einer?«
    »Es ist noch einer da«, sagte Christian und blickte verstohlen nach Großer-Tiger.
    »Es gibt noch einen zweiten«, bestätigte Großer-Tiger. Dabei blieb er stehen, als ob ihm der Korb zu schwer werde. Christian,
     der an der andern Seite angefasst hatte, blieb auch stehen; und dann schauten beide, was für ein Gesicht Mondschein machen
     würde, wenn sie jetzt sagten, wer der andere sei.
    »Er gibt sich für einen Kaufmann aus«, begann Christian.
    »Und die Leute nennen ihn Grünmantel«, platzte Großer-Tiger heraus.
    »Das freut mich«, sagte Mondschein, ohne eine Miene zu verziehen, »das freut mich aufrichtig. Ich wünschte schon lange, diesem
     Herrn zu begegnen. Aber hört einmal, es ist besser, wenn er meinen Namen nicht erfährt. Auch der Soldat Glück braucht ihn
     nicht zu wissen. Könnt ihr schweigen?«
    »Wir sind in der Geheimhaltung von Namen sehr erfahren«, behauptete Christian.
    »Das habe ich gemerkt«, sagte Mondschein lachend, »ihr seid zwei tüchtige Burschen und für das Grasland wie geschaffen. Es
     gilt also: Keiner von euch weiß, wie ich heiße!«
    »Wir haben es bereits vergessen«, erklärte Großer-Tiger.
    »Niemand braucht was zu wissen!«, wiederholte Sarrangril eindringlich.
    »Niemand«, bekräftigten Christian und Großer-Tiger.
    Dann gingen sie zusammen weiter. Großer-Tiger und Christian trugen den Korb mit Argal gemeinsam, und das Kamel trug die Wasserfässer,
     und das Wasser schlug gegen die hölzernen Deckel und gluckste. So kamen sie zu dem Lastwagen, wo Glück in

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