Großstadt-Dschungel
Hollywood.“
Ist das Tom Cruise? Das ist Tom Cruise? Er kennt Tom Cruise? Kann er mir Tom Cruise vorstellen? Vielleicht hat er ihn auf „Mission Impossible“ vorbereitet. Wenn ich erst wirklich gut bin, ich meine wirklich,
wirklich
gut, kann Meister NanChu mich für einen weiblichen Stunt empfehlen. Ich kann den Killer-Karateschlag für kleine Frauen im Handumdrehen lernen. Man bedenke doch nur, wie schnell ich mit der Zeichensetzung fertig geworden bin, und Helen sagt oft, dass hinter meinen Kommas richtig Power steckt.
„Also, warum möchten Sie Taekwondo lernen?“
Zurück zum Geschäftlichen. „Ich würde gern eine Kampfsportart beherrschen, um mich selbst verteidigen zu können.“
„Gut. Sehr gut.“
„Und natürlich möchte ich auch körperlich in Form kommen.“
„Gut. Sehr gut.“
Und ich möchte scharfe Männer kennen lernen.
Wir plaudern ein paar Minuten über Boston, bevor er mich in den Dojo zurückschickt. „Wir reden nach der Stunde noch einmal. Wenn Ihnen der Unterricht Spaß macht, unterzeichnen Sie den Vertrag. Okay?“
Ein bisschen forsch, oder? Aber will ich wirklich mit jemandem streiten, der Tom Cruise kennt? Ich glaube kaum.
„Lassen Sie Ihre Strümpfe einfach im Umkleideraum.“
Da stehe ich nun. Unterwegs zu meinem neuen Ich. Ich bedanke mich und mache mich auf den Weg zur Kabine, seine Tür hinter mir schließend. Warum soll ich eigentlich meine Strümpfe ausziehen? Von den Strümpfen war am Telefon kein einziges Mal die Rede gewesen! Ich kann meine Strümpfe nicht ausziehen, da ich seit Juni nicht bei der Pediküre war. Das ist eine Katastrophe. Ich klopfe an Meister NanChus Bürotür.
„Sir?“
„Ja?“
„Darf ich die Strümpfe anlassen?“
„Zu gefährlich. Sie rutschen damit aus.“
„Oh. Okay. Danke.“ Verflucht!
Die nächsten sechzig Minuten verbringe ich damit herauszufinden, was um Himmels willen hier eigentlich geschieht. Koreanische Zahlen und Hiebe werden nur so durch die Gegend geschleudert. Doch obwohl ich mir ziemlich sicher bin, dass mein Magen von der Lauferei gleich explodiert (der Mokka vom Starbucks war offensichtlich keine meiner besten Ideen), und ich vollkommen außer Stande bin, den richtigen Arm einzusetzen („Den linken, Ma’am, links! Das ist nicht links, Ma’am. Die
andere
Seite!“), bin ich viel zu sehr damit beschäftigt, mich über das Geschlechterverhältnis im Raum zu freuen, um mir ernsthaft Gedanken zu machen. Zwanzig scharfe, muskulöse Männer gegen zwei tonnenschwere Frauen. Und ich. Yeah! Ich verstehe gar nicht, warum nicht andere attraktive Singlefrauen längst auf dieselbe Idee gekommen sind, aber … wen stört’s? Bleiben mehr Männer für mich übrig. Der Raum hier läuft bald über vor Testosteron. Ich habe versucht, Nat zum Mitkommen zu bewegen, da es ja in gewisser Weise auch ihre Idee gewesen ist, aber sie meinte, ihr persönlicher Trainer erlaube ihr nicht, noch woanders Sport zu treiben.
Lorenzo leitet die Klasse. „Hanna, Ap Chagi, Ap Oligi, Moa Sogi … und dann die Pferdestellung Jekiah!“ Ich hatte keine Ahnung, wovon er sprach, aber es hörte sich sexy an.
Meine Position muss augenscheinlich ziemlich dämlich aussehen, denn Lorenzo kommt zu mir und korrigiert meine Haltung. Oder er kommt nur zu mir,
um meine Haltung zu korrigieren
, wenn ich das mal so sagen darf. So dunkles dichtes Haar. So weiche braune Haut. So … was ist denn das? Das ist doch … ihh … Körpergeruch!
Ich bin nicht fair. Ich kann von einem schwitzenden Mann nicht erwarten, dass er nach Rasierwasser riecht. Ich finde ihn immer noch scharf. Oder werde es finden, wenn er frisch geduscht ist. Jetzt aber wäre es mir doch lieber, er würde ein wenig … und noch ein wenig … auf die andere Seite des Raumes gehen. So ist es gut. So ist er wieder sexy.
Hm. Ich kann die navygrüne Unterwäsche durch den weißen Anzug hindurchscheinen sehen. Notiz für mich: Muss mir mehr weiße Unterwäsche kaufen.
Schlag. Tritt zur Seite. Beugung. Komisch, die ganzen hoch gewachsenen Männer kommen weiter runter als ich.
„Und nun seht Lorenzo gut zu, wie er aufsteht“, sagt Meister NanChu. Lorenzo lässt sich auf den Boden fallen. Hoch, runter, hoch, runter, hoch, runter. „Beobachtet, wie das Becken sich gegen den Fußboden neigt.“
Hoch die Schulter. Hoch die männlichen, kräftigen, schönen Schultern. Hoch das Becken. Hoch das männliche, kräftige, schöne Becken.
Ach, da wollte man Fußboden sein.
Nach der Dusche.
Als ich um
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