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Großstadt-Dschungel

Großstadt-Dschungel

Titel: Großstadt-Dschungel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Mlynowski
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Tanga von gestern. „Hallo“, tönt es dann, als ich den Apparat schließlich versteckt zwischen den Körbchen meines BHs entdecke.
    „Hi!“ Er ruft an! Er ruft an! Er hat gesagt, er ruft an, und er ruft an.
    „Bleibt es bei heute Abend?“
    Er spürt die kosmischen Schwingungen. Ich auch. Sie dringen direkt von ihm in meine Seele. „Na klar.“
    „Spitze. Wo soll ich dich treffen?“
    Mich treffen? Wo soll ich dich abholen? müsste er fragen. Welche Sorte von Zwillingsseele will mich denn schon irgendwo treffen?
    „Ich weiß nicht. Wo wollen wir denn hingehen?“
    „Wo wohnst du?“
    „Back Bay.“
    „Ich auch. Warum treffen wir uns nicht Ecke Marlborough und Dartmouth?
    „Ecke Marlborough und Dartmouth?“ An der Ecke? Er will mich an einer Straßenecke treffen? Bin ich ’ne Nutte? Was, wenn mich irgend so ein Perverser in sein Auto zerrt? Was, wenn der Scheißkerl von letzter Woche wieder seine Hosen runterlassen will und auf mich wartet?
    „Ist das okay?“
    Nein. Ist es
nicht
. Wer trifft seine Zwillingsseele an der Ecke? Was, wenn er nicht kommt? Wenn ich stundenlang warten und alle zwei Minuten auf die Uhr gucken muss? Um mir die Zeit zu vertreiben, werde ich Spielchen spielen müssen, zum Beispiel, mir alle Namen der Männer ins Gedächtnis rufen, mit denen ich jemals schlafen wollte.
    „Vermutlich.“ Vermutlich bist du nicht meine Zwillingsseele, du gedankenloses Arschloch. „Um wie viel Uhr?“
    „Wie ist es mit halb zehn?“
    „Gut.“ Wenn er um drei Minuten nach halb nicht an der Ecke ist, dann ist es aus.
    „Wir sehen uns.“
    Es sei denn, ich entschließe mich, auf Grund der vollkommen inakzeptablen Bedingungen doch nicht zu kommen. „Damon?“
    „Ja?“
    „Unter welcher Nummer kann ich dich erreichen? Falls was dazwischenkommt.“ Falls ich meine Selbstachtung zurückgewinne und dich direkt zur Hölle schicke anstatt an die nächste Straßenecke.
    Schweigen. Hallo? Wo ist das Problem? Das ist gerade ein ausgesprochen netter Zug von mir, deine Nummer zu erfragen, damit du nicht die ganze Nacht an der Ecke stehst und Autos zählen musst, sollte ich doch keine Lust auf dich haben.
    Nach einer langen Pause rattert er seine Nummer runter.
    „Wir sehen uns also später.“ Ich pfeffer das Telefon zur Seite. Wir haben kaum zwei Minuten geredet und uns schon gefetzt.
    „War das Damon?“ brüllt Sam aus dem Wohnzimmer.
    „Ja. Siehste, er hat doch angerufen! Wir treffen uns heute“, schreie ich durch die Zimmerwand zurück.
    „Wann denn?“
    „Um halb zehn! Warum? Willst du vorher etwas mit mir essen?“
    „Nein, ich treffe mich mit Marc. Aber in der ‚City Girls‘ steht, dass man über die Uhrzeit, zu der sich ein Typ verabredet, rausfindet, wie ernst er es meint. Wenn er sich nach neun mit dir treffen will, will er dir nur an die Wäsche.“
    Das ist nicht gut. Trotzdem sträube ich mich dagegen, mich von Sams Pessimismus anstecken zu lassen.
    „Im Gegensatz zu anderen Leuten will ich nicht gleich heiraten. Und ich finde es gut, wenn mir Typen an die Wäsche wollen.“
    „Ich muss auch nicht heiraten, verloben reicht. Holt er dich um halb zehn hier ab?“
    „Ja.“ Kein Bedarf, sie in die Details einzuweihen.
    Plötzlich überkommt mich ein Panikschub. Was zieht man zu einem literarischen Date bloß an? „Was zieht man zu einem literarischen Date an?“ brülle ich erneut durch die Wand. „Sam? Samantha!“
    „Du musst nicht so schreien“, sagt sie und taucht in der Tür auf. „Ich bin nicht taub, weißt du!“
    „Hast du irgendwelche gestreiften Shirts?“ frage ich sie.
    „Gestreift?“ wiederholt sie. „Warum gestreift?“
    „Er mag Streifen. Ich habe ihn zweimal gesehen, und jedes Mal hatte er was Gestreiftes an.“
    „Aber was, wenn er wieder was Gestreiftes anhat? Ihr werdet aussehen wie Ernie und Bert.“
    „Ich nehme die Längsstreifen. Glatt oder lockig?“
    „Deine Streifen?“
    „Nein, meine Haare. Gesetzt oder hip?“
    Gesetzt gewinnt. Nach der Dusche beginnt das Ritual. Erst mit dem Handtuch vortrocknen. Dann mit dem Kamm durchgehen. Es folgt die Lockenkontrolle. Und schließlich nehme ich zentimeterweise jede Haarsträhne in die Hand, lege sie über die geliebte Rundbürste und föhne sie einmal um den Kopf herum glatt. Über dem Gedröhne des Föhns höre ich Sam etwas sagen. „Was?“ rufe ich. „
Was
?“
    Keine Antwort. Ich hasse das. Das ist, wie wenn das Telefon genau dann klingelt, wenn man gerade pinkeln will, so dass man sich die Hosen

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