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Großstadt-Dschungel

Großstadt-Dschungel

Titel: Großstadt-Dschungel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Mlynowski
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jene Art von Chemie, die Julie immer so glücklich macht? Julie aus dem Buch, nicht die Lektorin Julie. Wie kann ich herausfinden, ob es an der Chemie oder am Wein liegt? Gibt es da einen Unterschied? Sollte ich einfach den Rest meines Lebens betrunken sein?
    „Dorothy Parker schreibt …“, erzähle ich.
    „Ach, die gute, alte Dorothy. War sie nicht Alkoholikerin?“ Er hält noch immer meine Hand.
    Ich fange an zu kichern. „Und was ist daran schlecht?“ Seine Finger streicheln sanft, aber unablässig meine Innenflächen, so wie es früher Matt Roland gemacht hat. Er hatte mir damals gesagt, dass das Streicheln der Innenflächen bedeutet, dass der Mann Sex will. Daraufhin hatte ich ihm in den Arm geboxt.
    „Lass uns
Autor
spielen“, schlägt Damon vor.
    „Autor?“
    „Ja. Ich verklausuliere einen Buchtitel, und du musst raten, wer es geschrieben hat.“
    „Okay. Schieß los.“
    „David köpft ein Feld.“
    „Zu einfach. David Copperfield.“
    „Gut, dann ein anderes. ‚Der alte Mann und das Heer‘.“
    Ich kichere wieder. „Blödes Spiel. Wer ist dein Lieblingsschriftsteller?“
    „Da kann ich nicht nur einen nennen. Pass auf, wer hat das geschrieben?“ Damon schließt seine Augen und beginnt zu rezitieren: „Lass uns die Kräfte ballen, tu die Süße in uns ganz hinzu. Und was uns freut, das brech hervor aus dieses Lebens Gittertor.“
    Ich war nie gut darin, Lied- oder Gedichtnamen oder überhaupt irgendwas zu erraten. Hm. Es hatte schon seinen Grund, warum ich mich auf das 19. Jahrhundert spezialisiert hatte. Die Texte aus dem sechzehnten? Siebzehnten? Achtzehnten? hörten sich für mich immer so gleich an. „John Donne?“
    „Dicht dran, aber der war’s nicht. Andrew Marvell. ‚An seine stumme Geliebte‘.“
    Ich erinnere mich dunkel an das Gedicht aus einem meiner Grundkurse. Ein Mann versucht die Dame seines Herzens davon zu überzeugen, mit ihm zu schlafen, indem er ihr erzählt, dass sie das Leben genießen soll, solange sie noch jung und schön ist, weil sie eventuell schon bald stirbt, und dann ist es zu spät.
    Ich weiß, dass ich das jetzt nicht tun sollte. Jeder kluge Satz, den meine Mutter mich gelehrt hatte, jede Spaßregel aus meinen Frauenzeitschriften schrie in Jugendhorrorfilm-Manier gellend laut „Nein! Nein! Nein!“. Aber es ist vier Monate her, seit ich das letzte Mal … Das sind mehr als hundertzwanzig Tage. Andererseits frage ich mich, wie die Sache in unsere Zwillingsseelenbeziehung münden soll, wenn ich gleich nach dem ersten Treffen mit ihm schlafe? Eine wahre Heldin würde mit ihrem Mr. Right niemals direkt beim ersten Mal ins Bett gehen. Die sexuelle Anspannung müsste sich mindestens bis zum neunten Kapitel aufbauen, und erst dann wird sich die ganze Süße in uns entladen. Gibt sie im Moment der Leidenschaft doch vorschnell nach, wird sie schwanger und will ihn partout nicht mehr sehen. Bis zur nächsten Begegnung vergehen zwei Jahre, wenn sie aus Versehen in einer Videothek über ihn stolpert. Und natürlich ist sie mit ihrem liebenswerten kleinen Schatz dort, Adam, der das gleiche hintergründige Lächeln hat wie sein Vater. Und natürlich hat sie ihn nie vergessen, Adams Vater.
    Nein! Nein! Nein!
    Aber was spricht gegen die stumme Geliebte? Mir ist danach.
    Ich lehne mich vor und küsse ihn. Richtig. Nicht einfach einer dieser lächerlichen Fühlst-du-meine-Lippen-auf-dei-nen-Küssen. Ich rede von der Art Kuss, die Dornröschen aus ihrem Schlaf erwecken würde.
    Viele hundert Jahre später sagt er: „Komm, lass uns hier abhauen.“
    Als wir durch den Regen laufen, lässt er meine Hand nicht los. Wir tanzen unter den Regentropfen hindurch wie die Darsteller aus einem Fernsehspot. Ich wette, seine Wohnung entspricht der eines kunstbegeisterten Singles: vollgestopft mit schwarzen Bücherregalen, ein Poster von „Reservoir Dogs“ an der Wand und Aschenbecher, die die Form von nackten Frauen haben.
    „Wo wohnst du?“ fragt er.
    Wo
ich
wohne? Wir können nicht zu mir gehen! Mein Bett ist nicht gemacht, und aus meinem Wäschekorb quillt Undefinierbares hervor. Also küsse ich ihn, ein mit Regenwasser durchmischter feuchter Kuss. „Lass uns zu dir gehen. Wohnst du nicht um die Ecke?“
    Er küsst mich zurück. „Schon, aber ich möchte deine Wohnung sehen.“
    Ich denke an Sam und ihr Ultimatum. Meine Wohnung könnte ein sehr schlechter Ort sein. Ich küsse ihn erneut. „Und ich möchte deine Wohnung sehen.“
    Indem er den Arm um mich legt, führt er

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