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Großstadtvampire (German Edition)

Großstadtvampire (German Edition)

Titel: Großstadtvampire (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Fröhlich
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Verwundert blickte er ins Treppenhaus. Komisch, dachte er noch. Da wurde er von einer unsichtbaren Hand aus dem Türrahmen ins Treppenhaus gerissen. Zugleich fiel die Tür ins Schloss und es kehrte wieder Ruhe in der Wohnung ein.
     
     

Johannes' Schicht war fast vorbei. Nur noch eine Stunde. Die Zeit war heute nur zäh verstrichen und die Geschehnisse des Vorabends waren ihm nicht aus dem Kopf gegangen. Während er die Blutspender einen nach dem anderen an ihre Apparatur an- und wieder abgehängt hatte, hatte er Pläne geschmiedet und wieder verworfen und war doch auf keine Idee gekommen, die ihn aus seiner Misere hätte befreien können. Dabei war ihm aber eine Sache klar geworden. Um eine Beichte bei Arno kam er nicht herum. Nur mit Arno zusammen konnte eine Lösung gefunden werden.
    "Kann ich Ihnen noch was Gutes tun? Soll ich Ihnen vielleicht einen Orangensaft vorbeibringen?", bot er Herrn Breier an, den er soeben an den Schlauch angehängt hatte. Es war relativ ruhig heute, und im Augenblick lagen nur vier Spender auf ihren Liegen. Johannes hatte Herrn Breier heute zum ersten Mal an den Schlauch gehängt und der griesgrämige und überhebliche alte Mann mit dem dichten weißen Haar war ihm nicht sonderlich sympathisch. Er schien alles besser zu wissen und wollte die Prozedur so schnell wie möglich hinter sich bringen. Johannes wunderte sich, weshalb Herr Breier überhaupt zum Spenden kam, wenn ihm die ganze Sache so zuwider war.
    "Nein, danke", antwortet Herr Breier unwirsch und studierte dabei Johannes' Gesicht. Er versuchte sich zu erinnern, woher er Johannes kannte. Nein, er hatte noch nie bei Johannes Blut gespendet. Daher konnte es also nicht sein. Er war ihm allerdings sofort bekannt vorgekommen, als Johannes ihn auf dem Flur aufgerufen und anschließend ins Krankenzimmer begleitet hatte. Herr Breier zermarterte sich das Gehirn, aber es wollte ihm einfach nicht einfallen.
    Währenddessen schoben Sven und Björn, die zwei Zivis, ein leeres Krankenhausbett an Johannes vorbei. "Wohin wollt ihr denn mit dem Bett? Hier ist kein Platz dafür", wollte Johannes wissen und ging ihnen hinterher.
    Herr Breier hasste es, wenn ihm Sachen nicht einfielen. Noch mehr hasste er es, wenn seine Frau scherzhaft stichelte und meinte, es könne sich dabei wohl nur um beginnenden Alzheimer handeln. Wohl auch, weil er sich höllisch davor fürchtete, sie könne Recht haben. Was für eine grauenhafte Vorstellung, sein Gedächtnis zu verlieren und langsam zu einer Art Gemüse zu verkommen. Sein phänomenales Gedächtnis war während seines ganzen Berufslebens als Richter am Landesgerichtshof gefürchtet. Er konnte wortgenau aus diversen Kommentaren zitieren, die er teilweise mitverfasst hatte. Woher nur kannte er diesen Pfleger? War er mal bei ihm vor Gericht gestanden, überlegte er. Eher unwahrscheinlich. Nein, er kam einfach nicht darauf. Vielleicht sollte er an etwas anderes denken, beschloss er.
    Gelangweilt blickte er in den Raum und hatte nur Verachtung für seine Mitspender übrig. Für die war Blutspenden wahrscheinlich ein Freizeitspaß. Für ihn hingegen war es eine Verpflichtung. Er war vor einem Jahr in einen schweren Autounfall auf der Stadtautobahn unweit des Innsbrucker Platzes involviert gewesen und man hatte seine starken Blutungen zunächst nicht stoppen können. Insgesamt hatte man zwölf Liter Spenderblut in ihn hineingepumpt und ihm so das Leben gerettet. Auf die Frage, wie er sich erkenntlich zeige könne, hatte die junge Ärztin, die ihn behandelt und gerettet hatte, nur knapp geantwortet, er solle Blut spenden, um vielleicht einem anderen Unfallopfer auf gleiche Weise zu helfen. Er hatte es ihr damals versprochen. Jetzt war er zum dritten Mal beim Blutspenden und er hasste es. Das Krankenhaus, die Nadeln, das unfreundliche Personal, einfach alles. Das musste er sich eigentlich nicht antun und schon auf dem Weg hierher hatte er beschlossen, dass heute das letzte Mal sein werde. Schließlich könne er ja auch Geld spenden. Das wäre sicher effektiver und besser als das Blut eines alten Mannes, bei dem das Gedächtnis nachließ und der vielleicht sogar an Alzheimer erkrankt war. Zudem hatte man ja bis heute noch nicht ausgeschlossen, dass Alzheimer ansteckend ist und vielleicht trug er mit seiner Spende gar zu einer Alzheimer Epidemie bei. Nein, das war definitiv das letzte Mal, dass er zur Blutspende gekommen war.
    Woher kenne ich nur diesen Pfleger, schoss es ihm erneut durch den Kopf. Schon waren seine

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