Großstadtvampire (German Edition)
Küche nachsehen, während ich mir das Bad und das Schlafzimmer vorknöpfe?", schlug Kurt vor. Brigitte nickte nur und ging in die Küche, die rechts von dem Vorraum der Wohnung abging, während Kurt sich des Badezimmers annahm, das gleich daneben lag.
Die Küche war winzig und mit Herd, Kühlschrank und einem Tisch beinahe komplett zugestellt. Da war garantiert kein Sarg versteckt. Aus Neugierde öffnete Brigitte den Kühlschrank und blickte hinein. Der Kühlschrank war vollkommen leer, bis auf etwas im Gemüsefach, das durch das Milchglas durchschimmerte. Vorsichtig öffnete sie das Fach und bereute es sofort. In dem Fach lagen zwei Blutkonserven. Zumindest sahen sie so aus, denn Brigitte hatte so etwas bisher nur im Fernsehen gesehen. Schnell schob sie das Fach wieder zu und schloss die Kühlschranktür, bevor ihr schlecht wurde. Blut im Kühlschrank, wunderte sie sich. Womöglich hatte ihr Mann doch recht mit seiner Theorie. Auf jeden Fall war kein Sarg in der Küche und so ging sie ins Wohnzimmer.
"Und? Haste was gefunden?", rief ihr Kurt aus dem Schlafzimmer zu.
"Ne, noch nicht! Auf jeden Fall keine Sarg", antwortete Brigitte und fragte sich dabei, ob sie ihrem Mann von den Blutkonserven berichten sollte. Das konnte sie später immer noch tun, beschloss sie und blickte ins Wohnzimmer. Ein Sofa, ein Fernseher und ein Tisch, auf dem ein Paar leere Bierflaschen und Schnapsgläser standen. Daneben ein paar Stühle, das war die gesamte reichlich schäbige Einrichtung des Raumes. Dazu stank es nach abgestandener Luft, wie in einem alten modrigen Keller. Brigitte wollte schon zum Fenster stürmen und die Jalousien aufreißen, als ihr die längliche Kiste hinter dem Tisch auffiel. Vorsichtig machte sie einen Schritt nach vorne, um besser sehen zu können. Sie hielt den Atem an. War das vielleicht der Sarg, nach dem Kurt suchte?
Doch dann erkannte sie den Kontrabasskoffer wieder, der am Vortag angeliefert worden war. Für einen Moment war sie erleichtert, doch sofort überfielen sie Zweifel. Johannes war doch gar kein Musiker. Die Überraschung hatte sie ihm sofort angesehen, als sie ihm von dem Paket berichtet hatte. Was wenn der Koffer einem anderen Zweck diente? Vielleicht hatte Johannes die Bespitzelungen ihres Mannes mitbekommen und seinen Sarg durch etwas Unauffälligeres ersetzen wollen? In so einem Kontrabasskoffer könnte sich ein Mensch gut verstecken. Es wäre eine Möglichkeit...
"Kurt! Ich glaub, ich hab was gefunden!", rief Brigitte vorsichtig.
"Wirklich?", kam die Antwort von nebenan und sofort kam Kurt ins Wohnzimmer gestürmt.
"Wo?", wollte er wissen.
Brigitte zeigte in Richtung des Kontrabasskoffers.
"Das ist doch kein Sarg", gab Kurt zu verstehen.
"Das weiß ich auch. Aber überleg doch mal. Was, wenn er weiß, dass du hinter ihm her bist und er was anderes sucht, um sich darin zu verstecken? Oder hast du vielleicht im Schlafzimmer einen Sarg gefunden?" Brigitte konnte sehen, wie es in Kurts Kopf anfing zu rumoren.
"Im Schlafzimmer war kein Sarg. Wenn du Recht hast und er eine Alternative gesucht hat, dann könnte es der Koffer sein. Groß genug ist er ja. Komm, wir schauen nach", er machte einen Schritt auf den Kontrabasskoffer zu.
"Stopp! Was, wenn er da drinnen liegt und auf uns wartet?" Brigitte wollte kein Risiko eingehen.
"Mach dir keine Sorgen. Der ist noch bei der Arbeit. Denkst du, ich würde diese Aktion durchführen, ohne mich abgesichert zu haben?", gab ihr Kurt zu bedenken.
Ja, sicherlich war Kurt Spezialist, überlegte sie, und leichtsinnig war er in solchen Sachen nie gewesen. "Gut, dann lass uns nachschauen", sagte Brigitte, aber wohl war ihr immer noch nicht dabei. Kurt stand bereits am Koffer und untersuchte ihn genau. "Sei vorsichtig", Brigitte war immer noch unschlüssig, ob das Ganze eine gute Idee war. Was, wenn Johannes unbemerkt nach Hause gekommen war. Als Fledermaus durchs Fenster, zum Beispiel. Schließlich war er ein Vampir und die konnten sich doch verwandeln, oder?
"Vorsicht ist mein zweiter Vorname", sagte Kurt und machte sich am Deckel zu schaffen.
Der klemmte. Kurt bekam ihn nicht auf. Er stellte sich etwas anders hin, um den Deckel besser greifen und mehr Kraft ausüben zu können. Brigitte hielt sich die Hand vor den Mund und schaute ihrem Mann ganz aufgeregt zu. Ihr war ein wenig ängstlich zu Mute.
Da sprang der Deckel auf und ihnen stob eine Staubwolke entgegen, als ob sie eine seit Jahrhunderten verschlossene Gruft geöffnet hätten. Kurt und
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