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Großvater 02 - und die Schmuggler

Großvater 02 - und die Schmuggler

Titel: Großvater 02 - und die Schmuggler
Autoren: Per Olov Enquist
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Einhandklatschen , Schaufensterpuppe stehen und Im Dunkeln weinen , aber es kam ihm so vor, als ob keine von den dreien in Großvaters Notlage helfen könnte.
    Am Morgen fühlten sich alle ein bisschen gerädert, es lag etwas Seltsames in der Luft, weil Großvater so still war; aber dann, exakt um 10 Uhr 30, klingelte das Telefon, das fest angebrachte, das 1964 installiert worden war, und Großvater hastete hin, wie er es immer tat, und sagte »Telefon« wie üblich; es war ein Scherz, den er manchmal abzog, statt Hallo zu sagen oder seinen Namen. Ein anderer Scherz war »Panzerkreuzer Gotland, Maschinenraum« oder, noch häufiger, »Kronprinzessin Lovisa Krankenhaus, Entbindungsstation«. Keiner fand das mehr besonders lustig, aber er trieb seine Scherze weiter, damit die Enkelkinder sich geborgen fühlen sollten, wie er sagte.
    Jetzt sagte er jedenfalls nur: »Telefon.« Dann stand er einen Moment ganz still da und sagte: »Gut!«, und dann: »Schön!«, und dann gab er eine Wegbeschreibung, wie man zum Haus kam, und hängte den Hörer zurück und sagte zu allen, die ihn ansahen, als wäre es das Normalste von der Welt:
    »Das war die Polizei.«
    Alle fingen an zu surren und zu fragen, außer Cissi, die ein wenig jubelte, denn sie stellte sich vielleicht vor, dass ein Polizist im passenden Alter kommen würde, etwas gut Gewachsenes und Hübsches in Uniform , wie sie sich ausdrückte. Großvater sagte, es sei wohl über die Homepage der Abteilung für Wirtschaftskriminalität gelaufen, deren Osteuropasektion in Karlstad war. Sie hatten bestimmt Värmlands Rettungsdienst alarmiert, mit dem Großvater ja bei der letzten Expedition vor drei Jahren zusammengearbeitet und worüber er in seinem Buch berichtet hatte.
    Es war, als sollte die Spannung jetzt zunehmen.
    Die Polizei würde kommen. Das stand fest. Großvater versammelte die Kinder und Gunilla im Wohnzimmer und erklärte ihnen, dass heute nicht alle acht dabei sein könnten; und dass man heute zusammen mit der Polizei von Värmland zu dem kriminellen Zelt zurückkehren würde. Keiner außer Großvater begriff im Grunde, was an dem leeren Zelt kriminell sein sollte, und Gunilla wollte auch protestieren, das konnte man sehen, aber da machte Großvater eine beruhigende Handbewegung und sagte: »Ich weiß, ich weiß, aber das werden wir herausfinden.«
    Dabei musste man das Ruderboot benutzen. Und darin hatten nicht alle Platz.
    Gabriel und Marcus waren natürlich gesetzt. Und dann Mina, als Vertreterin der Frauenseite, wie Großvater sagte. Und weil sie die Älteste und Klügste war, wie sie selbst ergänzte. Wenn man Cissi nicht mitzählte, aus begreiflichen Gründen, die mit dem rothaarigen Neunzehnjährigen zusammenhingen.
    Cissi war sauer. Sie mochte es nicht, ausgeschlossen zu werden. Wer hatte denn, machte sie geltend, vor zwei Jahren mit dem Hund Mischa den lebensgefährlichen Abstieg vom Berg gewagt? Damals, als Großvater sich das Bein gebrochen hatte und die Kinder in der zweiten Höhle eingeschlossen waren? Und die deutschen Wolfsmörder mit scharf geladenen Gewehren im Anschlag zur Höhle heraufgeklettert waren? Wer hatte sie denn praktisch alle gerettet? Und jetzt – jetzt sollte sie plötzlich zu alt sein!?
    Und das musste Großvater sagen, der fünfundsiebzig war!
    Marcus, ihr Bruder, hörte ihrer langen Rede zu und war ein bisschen verärgert und zugleich ein wenig traurig darüber, dass zwischen ihnen nicht mehr der gleiche enge Zusammenhalt bestand. Früher war Cissi die selbstverständliche Anführerin gewesen und er der kleine Bruder, der immer lustige Dinge sagte . Aber er war so klein gewesen, dass alle sowieso davon ausgingen, dass er – sozusagen nicht zählte.
    Und das war ein bisschen beruhigend gewesen.
    Jetzt hatte Mina Cissis Platz eingenommen. Sie war eine Kusine, keine Schwester, und das war nicht ganz das Gleiche.
    »Okay!«, sagte Marcus zu Mina. »Wenn es zu einem Ernstfall kommt, wer von uns soll bestimmen? Du oder ich?«
    »Das tut doch Großvater«, sagte Mina ein wenig zögerlich.
    »Der bricht sich das Bein oder etwas in der Art«, sagte Marcus. »Das tut er immer. Und dann tritt der Ernstfall ein, und wer von uns befiehlt dann und trifft die schweren Entscheidungen?«
    »Im Ernstfall?«
    »Genau.«
    »Ich«, sagte Mina. »Ich bin immerhin Frau.«
    Das war natürlich ein unmögliches Argument, aber Marcus hatte gelernt, zu schweigen und zu leiden und sich zurückzumelden, wenn die Situation besser geworden war; außerdem
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