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Großvater 02 - und die Schmuggler

Großvater 02 - und die Schmuggler

Titel: Großvater 02 - und die Schmuggler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Per Olov Enquist
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hatten sie nicht viel Zeit, sich zu streiten.
    Um 12 Uhr 25 bog ein Polizeiwagen auf den Platz vor dem Haus ein, und zwei mittelalte Polizisten mit lässiger Haltung und in Uniform stiegen aus.
    Großvater ging mit elastischen Schritten auf sie zu und begrüßte sie. Marcus hängte sich an.
    »Was ist hier los?«, fragte der eine Polizist.
    »Schön, dass Sie hergefunden haben«, sagte Großvater ein bisschen übertrieben freundlich.
    »Habt ihr scharf geladen?«, fragte Marcus. »Es wird vielleicht notwendig!«
    »Junger Mann, was ist hier los?« , sagte der zweite Polizist.
    Es hörte sich an wie eine Kriegserklärung.
    3. Gegen 13 Uhr 15 am 23. Juni 2006 waren die Vorbereitungen abgeschlossen.
    Gunilla hatte den Zeitpunkt im Logbuch vermerkt, falls das Schlimmste eintreten sollte, war aber sonst äußerlich ganz ruhig und stand mit dem Kleinsten – also Tyra, neun Monate alt – im Arm auf der Haustreppe. Malva und Sonja daneben. Sie betrachteten jetzt Söderås als Basislager 1 und hatten sich damit abgefunden, dass sie für hinhaltende Verteidigung und Versorgung verantwortlich waren, sie waren der Tross , wie Großvater es nannte.
    Marcus hatte den einen Polizisten gefragt, ob er wüsste, wie sich Einhandklatschen anhörte, aber seitens des Vertreters der Polizeimacht, der angab, Furtenback zu heißen, hatte sich Schweigen breitgemacht. Er hatte sich nur den Schweiß von der Stirn gewischt und Großvater auffordernd angesehen, der daraufhin den Marsch zum Boot hinunter antrat. Es war eine merkwürdige Stimmung. Die Polizisten wirkten steif.
    Großvater setzte die beiden Polizisten auf die Achterbank und Mina ganz nach vorn. Die Jungen gingen am Boden des Ruderboots in Deckung. Der Schnauzer Pelle saß auf Marcus’ Schoß und betrachtete misstrauisch die beiden Polizisten.
    Pelle mochte sie nicht, hatte aber eine Strahlung, ein shining an Marcus gesendet, dass er ihre Anwesenheit akzeptierte, aber auch nicht mehr. Ihre Körperhaltung hatte etwas, was auf jeden Fall nicht vertrauenerweckend war, meinte Pelle. Und er hatte die Kinder ja sagen hören, dass sie von Torsby ausgesandt worden waren.
    Ja, stimmte denn etwas mit ihnen nicht? Marcus war sich auf einmal nicht richtig sicher.
    Die beiden Polizisten sahen ruhig aus, aber ihre Ruhe schien gezwungen , oder nein, eher sahen sie angespannt, aber beherrscht aus. Auf jeden Fall waren sie friedlich und stellten Fragen. Dachte Marcus. Sie wirken gezwungen ruhig, dachte er. Besonders Furtenback, der behauptete, ursprünglich aus Grimsmark zu stammen.
    Großvater ruderte mit kraftvollen Schlägen.
    Großvater pflegte den Kindern immer wieder zu predigen, dass der Charakter eines Menschen sich an der Art und Weise verriet, wie er ruderte. Ruderte man schlampig und mit schlingerndem Kurs, taumelnd eher, platschte man zu viel beim Einsetzen des Ruderblatts oder kam man nur ruckhaft und unrhythmisch vorwärts, dann lag das an einem Charakterfehler beim Rudernden.
    Er hatte Marcus beigebracht, einen speziellen Rhythmus zu halten.
    Wenn Marcus ruderte, saß Großvater meistens auf der Achterbank und gab lauthals den Takt an: »Ziehen – ruhen!« Und noch einmal: »Ziehen – ruhen! Ziehen – ruhen!« Und jedes Mal sagte er, wie wichtig und charakterbildend dies für junge Menschen sei. Das bedeutete, wenn man es übersetzte, das Wort charakterbildend also, dass sie Zug bekämen, wenn sie richtig ruderten, oder ein bisschen Rückgrat , oder Mumm , er benutzte verschiedene Wörter, je nachdem, wen er gerade unterrichtete.
    Großvater liebte es zu unterrichten.
    Seine Mutter hatte an einer Schule oben im norrländischen Dschungel unterrichtet, wo sie – Großvaters Gute-Nacht-Geschichten zufolge – Rindenbrot gebacken und Wölfe mit lauten Rufen vertrieben und ihn – also Großvater – darin unterrichtet hatte, wie man in unmenschlichen Verhältnissen überlebt.
    Damals hatte er alles von ihr gelernt.
    Dass es, wenn der Schneesturm ihr weit abgelegenes Haus unter den Schneemassen begraben hatte, wichtig war, einen Tunnel senkrecht nach oben zu graben, damit man Sauerstoff bekam und atmen konnte und eine Notflagge an einer Stange hissen konnte, damit die Rettungsmannschaften einen fanden. Zum Beispiel.
    Wie stark es beim Rudern vor allem auf den Rhythmus ankam, hatte er erkannt, als er eines Tages zusah, wie eine königliche Schaluppe sich dem Kai in Stockholm genähert hatte. Ziehen – ruhen. Das wollte er an seine Enkelkinder weitergeben. Mina zum Beispiel war ein

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