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Großvater 02 - und die Schmuggler

Großvater 02 - und die Schmuggler

Titel: Großvater 02 - und die Schmuggler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Per Olov Enquist
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werden. Und als sie fragten, ob sie jetzt gezwungen wären, nach Söderås zurückzukehren, wo Gunilla und die anderen waren, da stimmten sie gemeinsam darüber ab. Und mit vier gegen eins stimmten sie dafür, nicht umzukehren, sondern den Auftrag durchzuführen und den Marsch hinauf zur dritten Höhle wieder aufzunehmen.
    Pelle hatte als Einziger für die Umkehr gestimmt. Ahnte er etwas?

Das Kind der Wolfsmutter

    1. Sie verließen die schützenden Büsche an der Baumgrenze und setzten den Aufstieg in die Westwand fort.
    Es war jetzt steil, aber man konnte gut klettern. Marcus und Gabriel hatten nicht mal einen Rucksack zu tragen; sie trugen nur perfekte Kletterkleidung mit Stiefeln aus Gummi, beide von der Marke Trelleborg Alp Masters, und einen Anorak, falls der Regen sie überraschen sollte. Sie wussten, dass die zweite Höhle nur noch einen halbstündigen Aufstieg entfernt war, und die Westwand am Dreihöhlenberg war nicht sehr schwierig.
    Hier würden sie den Einstieg beginnen.
    Großvater hatte ihnen ja schon beigebracht, wie man sich ausdrückte. Man nahm die Westwand in Angriff und stieg in sie ein , so sollte man sagen, genauso redeten die Bergsteiger am Matterhorn oder am K2, zwei Berge übrigens, die eher noch höher waren als dieser. Und die von mutigen Männern – und Frauen! – besiegt worden waren, indem sie genau die richtige Ausrüstung benutzten, aber vor allem die richtigen Wörter.
    Genau in dem Moment klingelte Großvaters Handy. Sie wussten alle sofort, dass es Großvaters Handy war. Und alle horchten auf und fühlten sich einen Augenblick wie zu Hause. Und in Sicherheit. Dafür gab es eine Erklärung:
    Großvater hatte einen supercoolen Klingelton auf seinem Handy. Er hatte die Kinder bestimmen und ihn draufsprechen lassen und versprochen, ihn nicht zu ändern; und jedes Mal wenn es klingelte, war es darum kein Telefonklingeln, sondern Moas Stimme, die grell und wahnsinnig durchdringend schrie: »P. O., P. O., beeil dich! Beeil dich! Lieg nicht auf der faulen Haut, hak den BH zu, Großvater, und komm ans Telefon!« Das mit dem BH war so ein Soldatenspruch, hatte Großvater mal erzählt, und das war natürlich ziemlich lustig, zumindest die ersten Male. Danach bekam man es schnell über, aber Großvater hatte versprochen, den Klingelton zu behalten, sonst wären die Kinder untröstlich , behauptete er.
    Nur einmal war es ziemlich peinlich gewesen.
    Es war bei einer Theaterpremiere im Dramaten , einem Theater in Stockholm, er und Gunilla hatten Karten bekommen, und dann hatte das Stück angefangen, und im Saal war das Licht ausgegangen. Es war wie im Kino, und oben auf der Bühne hatten die Schauspieler angefangen zu spielen, man sagt spielen , so gesehen war es wie Fußball, und sie spielten mächtig ergreifend, und im Publikum gab es mehrere, die weinten. Und da war auf einmal, weil Großvater vergessen hatte, sein Handy auszuschalten, Moas durchdringende, schrille Stimme durch den Theatersaal geklungen: »P. O., P. O., beeil dich! Beeil dich! Lieg nicht auf der faulen Haut, hak den BH zu, Großvater, und komm ans Telefon! P. O., P. O., beeil dich …« Großvater hatte verzweifelt sein Handy gesucht, aber er war so nervös geworden, dass er es nicht fand.
    Und die Schauspieler oben, die gerade an einer gefühlvollen Stelle waren und schluchzten und weinten, waren außer sich, und einer von ihnen rief: »Wir müssen hier leider unterbrechen, offenbar hat jemand vergessen, sein Handy auszuschalten!«, und Großvater hatte sein Handy immer noch nicht gefunden und wühlte in den Tiefen seiner Hosentaschen, und Gunilla zischte ihn nur an: »Raus! Raus!«, und Großvater musste sich durch die ganze Reihe drängen und hörte jemanden hinter sich eindeutig kritisch und so laut sagen, dass jeder es verstehen konnte: »Aber das ist doch dieser Enquist!« Und ein anderer sagte: »Das ist wirklich das Letzte!« Und eine Frau, die ganz am Ende der Reihe saß, war auch wahnsinnig wütend und sagte: »So jemand sollte Hausverbot bekommen und nicht allen anderen den Genuss verderben dürfen!« Dabei versuchte sie, Großvater mit ihrer juwelengeschmückten Hand eine zu wischen, das hatten die Leute im Dramaten nämlich, also Juwelen an den Händen, aber so fest kann die Ohrfeige nicht gewesen sein, denn Großvater war hinterher nicht verletzt, und gerade als er die Tür nach draußen aufbekam, fand er endlich das Handy, gerade als Moas durchdringende Stimme zum letzten Mal schrie: »Hak den BH zu,

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