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Großvater 02 - und die Schmuggler

Großvater 02 - und die Schmuggler

Titel: Großvater 02 - und die Schmuggler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Per Olov Enquist
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Totenstille.
    »Sie haben zwei Fluchtmöglichkeiten«, sagte Großvater. »Die erste ist durch die Luft, und die hat der Bär ihnen versperrt, und die zweite geht hier über diesen Felsenpfad. Und sie haben eine Pistole. Vielleicht mehrere.«
    Es wurde still. Sie dachten alle nach über das, was er gesagt hatte, und welche Konsequenzen es haben würde. Es war nicht gerade spaßig.
    »Es wird nie so richtig dunkel im Juni«, sagte Marcus. »Was machen wir?«
    »Ich habe gehört«, sagte Gabriel, »dass man auf die Knie zielen soll. Ich kann hier mit der Knarre Wache halten, wenn ich darf.«
    »Gabriel«, sagte Marcus. »Wie alt bist du?«
    »Sieben«, sagte Gabriel.
    »Du weißt«, sagte Marcus, »dass dies ein Ernstfall ist. Und dass Kalaschnikows für Kinder unter neun verboten sind. Und man schießt nicht auf Menschen, denn sie können davon sterben. Auch wenn sie Russen sind. Ziel nicht auf die Knie. Nie.«
    »Wirklich?«, sagte Gabriel.
    »Ja«, sagte Marcus: »Ich bin neun. Lass mir die Knarre.«
    In diesem Moment kam Mina zu ihnen.
    Sie war im Inneren der zweiten Höhle verschwunden, sie wollte sich umsehen, denn hier war sie ja vor drei Jahren schon einmal gewesen, damals, als die Wolfsmörder sich in der Dämmerung genähert hatten. Und als die Wolfsmutter im hintersten Teil der Höhle gelegen und mit den Pfoten ihr Wolfsjunges umklammert hatte und alle glaubten, dass die Wolfsmörder sie töten könnten. Jetzt hatte sie den Ort noch einmal sehen und die tote Wolfsmutter suchen wollen.
    Die, deren Tod das jetzt erwachsene Wolfsjunge verkündet und für deren Begräbnis es um Hilfe gebeten hatte.
    »Kommt mit«, sagte Mina. »Ich will euch was zeigen.«
    Marcus blieb mit seiner Kalaschnikow im Höhleneingang stehen. Es war ganz ruhig und still drüben bei der dritten Höhle. Die russische Drogenmafia schien entweder gelähmt zu sein vor Verwirrung, oder sie plante eine schreckliche Rache. Mina ging als Erste hinein, duckte sich, als die Decke niedriger wurde, und kroch schließlich zu dem schmalen Reisiglager, auf dem die Wolfsmutter lag.
    Sie war dünn und mager, und sie war tot, das sahen sie sofort. Sie lag auf der Seite, es sah aus, als schliefe sie. Sie sah ziemlich lieb und schön aus. Aber dann zeigte Mina auf etwas. Und sie sahen es, alle sahen es: eine Schusswunde an der linken Hüfte. Sie war angeschossen worden und hatte sich noch hereinschleppen können; und hier war sie gestorben.
    Und sie wussten sofort, wer auf sie geschossen hatte.
    »Das waren sie «, sagte Großvater. »Deshalb wollte das Wolfsjunge uns warnen und um Hilfe bitten. Sie haben sie getötet.«
    Sie saßen eine Weile still vor der toten Wölfin und dachten darüber nach, was Großvater gesagt hatte, und darüber, wie es damals vor drei Jahren gewesen war und wie sie nun gestorben war. Dann kroch Gabriel hinaus zu Marcus, der am Höhleneingang saß und Wache hielt, und erzählte es ihm.
    Eine Zeit lang wurde es wieder ganz still. Sie dachten beide an eine Menge Dinge, sagten aber nichts darüber.
    »Haben sie also unsere Wolfsmutter erschossen!«, sagte Marcus schließlich.
    »Aber sie konnte sich in die Höhle schleppen«, sagte Gabriel. »Und in Frieden sterben.«
    Es war ein langer Tag gewesen, und beide mussten sich stark zusammenreißen, wenn sie darüber nachdachten, was der Wolfsmutter zugestoßen war, aber am Ende ging es.
    »Dann ziele ich doch auf die Knie«, sagte Marcus.
    Es war jetzt zwanzig Minuten nach zwei.
    Bei der dritten Höhle tauchte plötzlich der in einen norwegischen Trainingsanzug aus Brekkeseter gekleidete Mann auf, sprang auf das Felsplateau und lief zum Hubschrauber.
    Er verschwand in der Pilotenkabine, und nach ein paar Sekunden hörten sie, dass der Motor des Hubschraubers startete. Die übrig gebliebenen Rotorblätter bewegten sich langsam, dann immer schneller. Ein gewaltiges Schütteln warf die Maschine von einer Seite auf die andere, dann ein durchdringendes Quietschen, die Rotorblätter blieben wie mit einem Aufschrei stehen, danach abruptes Schweigen. Das abgebrochene Rotorblatt lag auf dem Boden wie ein Vogelflügel.
    »Völlig unbegreiflich«, flüsterte Marcus.
    Der Hubschrauber sank langsam auf die Seite, wie ein von einem Schuss getroffener Vogel.
    Absolute Stille.
    Jemand schrie. Dann wieder Stille. Der Mann im Trainingsanzug sprang aus der Kabine, lief geduckt in einem großen Bogen über das Felsplateau und verschwand in der Höhle.
    »Was tun sie?«, fragte Gabriel. »Worauf warten sie?

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