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Grote, P

Grote, P

Titel: Grote, P Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wein des KGB
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hier kann durchaus die Mutter aller Zodiacs sein, sagte er sich und griff einen Klumpen Erde,zerbröselte ihn zwischen den Fingern, roch daran und probierte die Erde. Der Boden war nicht zu fett und hatte wenig Humus. Die Rebstöcke standen nicht zu eng, bekamen Licht und Luft, und auch ihre Ausrichtung von West nach Ost stimmte, sie hatten von morgens bis abends Sonne, und nichts deutete auf künstliche Bewässerung hin.
    Martin zitterte fast vor Aufregung, noch nie in seinem knapp zwanzigjährigen Weinleben war er einem Gewächs durch ein ganzes Land gefolgt, um schließlich den Boden zu finden, auf dem es gewachsen sein konnte. Es war eine nie zuvor gemachte Erfahrung, eine, die er nicht für möglich gehalten hatte, und doch hatte er es die ganze Reise über gehofft. Er strahlte, er hätte die Rebstöcke umarmen können. Er hatte einen Moment lang das Gefühl, dass sie mit seinen Reben in Saint-Émilion verwandt waren, denn er fühlte sich in diesem Augenblick mit ihnen verbunden.
    Er setzte sich und schaute. So ging es ihm manchmal, wenn er morgens vom Laufen zurückkam und an seinen Reben vorbeikam. Dann setzte er sich auch und sah sie an. Dass er heimlich mit ihnen sprach, wie es die Esoteriker empfahlen, wusste nur Charlotte. Vielleicht wussten es auch die Schwiegereltern, aber sie hatten nie ein Wort darüber verloren.
    Nach einer Weile wurde ihm die Unterlage, auf der er saß, zu hart und zu kalt. Beim Aufstehen erst bemerkte er, dass er auf einer Art Luftschacht gesessen hatte. Der viereckige Betonstutzen mit einer Abdeckplatte über den Lüftungsschlitzen, nicht größer als ein Blatt Papier, ragte ein Stück aus dem Boden. Martin feuchtete einen Finger an und hielt ihn an einen der Schlitze. Er spürte einen leichten Zug, die Kälte kam aus dem Inneren. Das konnte nur bedeuten   ... Martin begann jetzt aufmerksamer die Umgebung zu betrachten. Er richtete sich auf und blickte zum Haus hin, wo man ihm den Zutritt verwehrt hatte. Kaum zu glauben, dass die Kellergänge bis hierher reichten. Er musste weiter, näherran, die Neugier trieb ihn vorwärts, er befand sich, seit er durch den Zaun gekrochen war, in einer Art Rausch, noch näher an den Wein zu kommen, den er hier vermutete.
    Würde man ihn vom Haus aus sehen können? Nur wenn ich mich aufrichte, dachte Martin und stellte sich trotzdem kurz auf den Belüftungsstutzen, um einen Überblick zu gewinnen. So erst entdeckte er das von einer Hecke eingefasste Areal. Innen schien ein großes, kreisrundes Becken ins Erdreich eingelassen, ein Swimmingpool? Die Stühle, die auf den Steinplatten ringsum standen, legten die Vermutung nahe, doch es passte nicht. Oder gehörte der Pool, für einen Moment erinnerte er Martin an eine Parabolantenne, zum benachbarten Restaurant?
    Martin fürchtete, dass die Gorillas aus dem Restaurant auch für das Weingut zuständig waren, aber wenn man sonst kein Publikum duldete, würde um diese Zeit kaum jemand mehr dort sein. Jedenfalls war es besser, sich nicht sehen zu lassen. Hätte er jemanden in seinem Weinberg herumstromern sehen, wäre ihm das auch nicht recht gewesen.
    Er hielt sich geduckt und gelangte bei der Suche nach einem weiteren Lüftungsschacht an ein riesiges Schild, ähnlich denen an deutschen Autobahnen mit der Aufforderung, langsam zu fahren.
Buy land
hieß es hier, kaufe Land! Wieso stand das Schild mitten im Weinberg und nicht an der Straße? Der Appell richtete sich schließlich nicht an die Arbeiter. Der Rahmen war eine Metallkonstruktion, bestens verarbeitet, nirgends zeigte sich eine Spur von Rost. Der Rahmen war auf Betonsockel montiert, aus dem Erdreich führte ein dickes Kabel in den Rahmen hinein. Würde als Blitzableiter nicht ein Metallstab zur Erdung ausreichend sein? Und für die oben angebrachten Strahler benötigte man keinen Starkstrom. Das Windrad, das er kurz darauf in Augenschein nahm, war ähnlich konstruiert und genauso gut gepflegt. Hier führte ein ähnliches Kabel von einem Transformator ins Erdreich.
    Als Martin sich weiter geduckt durch den Weingarten bewegte, schloss er von der Anordnung der Luftschächte, dass die Gänge darunter an der Kellerei ihren Ausgang nahmen. Es mussten hier unten keine Schätze liegen, wenn man derartige Mühe auf die unterirdische Anlage verwendete, aber sie und der hervorragende Zustand des Weingartens fachten Martins Neugier weiter an. Er war weit vorgedrungen, jetzt wollte er wissen, was sich hier unter der Erde befand. Er entdeckte den Zugang neben

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