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Grote, P

Grote, P

Titel: Grote, P Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wein des KGB
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erspart.«
    Das sagt immer der Mächtigere, erinnerte sich Martin, derjenige, der Schmerzen zufügt.
    »Aber seit Sie in Drăgăşani bei Ştirbey gewesen sind, Herr Bongers, begann ich zu zweifeln, was sich hiermit bestätigt. Besondere Umstände erfordern besondere Maßnahmen, ich bedauere das wirklich. Was ist – wollen Sie sich nicht umdrehen? Stehen Sie bequem.«
    Martin starrte auf die mit Elektronik tapezierten Wände, die drei Männer blickten ihn noch immer an. Dann wandte sich einer ab und schob einen Regler von sich weg, niemand sonst zeigte die geringste Regung, und Martins Gedanken überschlugen sich. Ließ sich der Mann hinter ihm mit der Kraft und dem Schwung aus einer Drehung heraus umwerfen? Vor seinem inneren Auge entstand der Fluchtweg: durch die Tür, drei Schritte nach links, dann nach rechts, den zweiten Gang wieder nach rechts, wenn er lief, war er nicht mehr einzuholen, von niemandem   ...
    Der Griff an seiner Schulter war hart, er wurde herumgerissen, sah den Mann vor sich, und noch bevor er sich über dessen wasserblaue Augen wundern konnte, stieß dieser ihm das Knie in den Bauch. »Keine Chance . . .!«
    Alle Luft wich aus Martin, und er klappte zusammen, er glaubte zu ersticken. Als er keuchend zu atmen begann, sah er ein Paar schwarze Schuhe vor sich, Budapester, elegant, feinstes Leder, teuer   ... Er hatte Angst, dass man ihm damit ins Gesicht treten würde.
    »Damit Sie uns verstehen, Herr Bongers, mir macht das keinen Spaß. Ich bin kein Sadist. Ich möchte nur klarstellen, dass es uns ernst ist, denn die Folgen für alle Beteiligten sind weitreichend. Für uns genauso unangenehm wie für Sie. Ich habe Sie für intelligenter gehalten, vielmehr Ihre Auftraggeber. Das ist das Einzige, was ich nicht verstehe. So, Sie kommen jetzt mit mir. Wir werden uns sehr ausführlich unterhalten.«
    »Wer sind Sie – was wollen Sie von mir?« Martin keuchte, er schnappte nach Luft, er kämpfte gegen die Übelkeit, während ihm die beiden, die hinter dem Schläger gestanden hatten, Handschellen anlegten. An denen wäre er nie vorbeigekommen.
    »Nennen Sie mich Brzezinski«, sagte der Mann lächelnd, »wie den Sicherheitsberater des ehemaligen U S-Präsidenten Carter – und des heutigen wieder. Man bringt Sie in Ihr Quartier, ich glaube nicht, dass es Ihnen gefällt. Wir unterhalten uns später. Entweder kooperieren Sie mit uns, dann ist es schnell vorüber, wir haben nicht viel Zeit. Sie haben vieles ins Rollen gebracht, und das erfordert eine Reihe konkreter Maßnahmen. Es wird jedenfalls eine interessante und anstrengende Nacht werden. Und denken Sie daran, Kooperation erspart Ihnen viel Ärger. Die Wahrheit dient immer als Bezugspunkt.«
    »Sind Sie Pole . . .?«
    »Wir fragen, Sie antworten, wir halten das so, bis ichIhnen etwas anderes sage.« Martin wurden die Augen verbunden, und er wurde durch die Gänge gestoßen, zumindest kam es ihm so vor. Trotz der zunehmenden Übelkeit zählte er die Schritte, die Wendungen nach links und rechts, um im Geiste den Weg zu rekonstruieren, aber dann wurde er mehrmals gedreht, bis ihm schwindlig wurde. Die Orientierung war weg. Wem war er in die Hände gefallen? Und er wusste nicht mehr, in welche Richtung sie ihn zuerst geführt hatten. Sein Geruchssinn half ihm auch nicht.
    Man brachte ihn in einen Raum und drückte ihn auf einen Stuhl. Dabei blieben die Hände auf den Rücken gefesselt. Einer der Männer nahm ihm im Vorübergehen die Augenbinde ab, dann ließ man ihn allein. Der Raum hatte keine Fenster, über der Tür waren Luftschlitze, von der Leuchtstoffröhre an der Decke tropfte ein krankes Licht. Ihm gegenüber standen ein Tisch mit Metallbeinen und auf der anderen Seite ein lederner Chefsessel. Dann ging das Licht aus.
    Es war unmöglich zu begreifen, was vor sich ging. Nur Fragen prasselten auf Martin ein, ob seine Bewacher zu irgendeinem Geheimdienst gehörten oder zur Russenmafia, wann und ob man ihn überhaupt laufen lassen würde, und vor allem, was sie von ihm wollten. Das Licht ging wieder an. Brzezinski stand in der Tür. Er trat allein ein, ein zweiter Mann hielt Wache. Keiner trug Uniform, kein militärisches Gehabe, alle waren in Jeans oder Cordhosen gekleidet, auch die im Elektronikraum trugen Pullover oder Hemden mit Weste gegen die Kälte und Sportschuhe wie er selbst.
    »Sie befinden sich in unserer Gewalt, Herr Bongers. So sagt man auf Deutsch? Gewalt. Ich will nichts beschönigen, ja, Gewalt ist das richtige Wort. Wir können

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