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Grote, P

Grote, P

Titel: Grote, P Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wein des KGB
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stand – Simion?
    Stöhnend richtete Martin sich auf. »Wie kommen Sie denn hierher?« Er war zu verschlafen, um verblüfft zu sein.
    »Mit dem Auto«, lautete die lapidare Antwort.
    »Dass Sie nicht geflogen sind, ist mir klar«, grummelte Martin ärgerlich und versuchte, sich aufzurappeln und Ordnung in seine Gedanken zu bringen. »Ich dachte, wir waren in Odobeşti oder Focşani verabredet.«
    Noch ehe Simion antworten konnte, traten zwei ziemlich gewöhnlich aussehende und in Anzüge gesteckte Männer durch die Hoteltür. Martin wusste nicht, warum, aber siesahen aus wie Polizisten. Er sah auf die Uhr: Es war kurz vor Mitternacht. Also hatten sie zwei Stunden gebraucht, um herzufinden. Der Nachtportier wies auf ihn, und die beiden kamen herüber.
    »Ist was passiert?«, mischte sich Simion in einer Mischung aus Neugier und Besorgnis ein.
    »Nichts von Belang.« Martin räusperte sich einige Male, der Frosch saß tief, und auch die Polizisten blickten ihn erstaunt an und griffen nach ihren Dienstausweisen. Dabei öffneten sie ihre Jacken so, dass man die Schulterhalfter mit den Waffen sah. Angeber waren das, Angeber. Martin ahnte, dass es unangenehme Diskussionen geben und eine lange Nacht werden würde.
    Simion fertigte er kurz ab. »Ich erzähle Ihnen morgen alles. Lassen Sie uns jetzt bitte allein.« Wie hatte der Kerl ihn gefunden? Er hob abwehrend die Hand, und Simion zog sich zurück. Es stand ihm ins Gesicht geschrieben, dass er vor Neugier fieberte. Dem Mann fehlt eine Aufgabe, vermutete Martin, er ist einfach zu früh pensioniert worden, aber es wäre zu viel verlangt, dass er darauf Rücksicht nahm.
    Der ältere der beiden Polizisten war ein gemütlich wirkender Mann, Typ Familienvater, Hundeliebhaber, mit buschigen Augenbrauen, einer Kassenbrille, die seine Augen verbarg, kurz geschnittenem Haar auf dem Kopf und schrecklich viel schwarzem Haar auf den Handrücken. Der Jüngere hatte den Schädel rasiert, einen breiten Mund mit nach oben gezogenen Mundwinkeln, er lächelte dauernd, obwohl die obere Gesichtshälfte starr blieb. Sein Gesicht war so hager, die Wangenknochen standen so weit vor, dass Martin ihn für unterernährt hielt, oder ein Bandwurm machte ihm seine Ernährung streitig. Während das Sakko des Älteren über dem Bauch spannte, war dem Jüngeren die Jacke um zwei Nummern zu groß, und sie passte nicht zu dem schwarzen T-Shirt , das er darunter trug. Er glich mehr einem Verbrecher als einem Polizisten.
    »Zu welcher Polizeieinheit gehören Sie?«, fragte Martin. »Sind Sie für Diebstahl zuständig?«
    »Die Fragen stellen wir«, sagte der Ältere betont, und der Jüngere lächelte – ein ekelhafter Typ, der Mann fürs Grobe.
    Martin hatte einige Erfahrung mit der Polizei in Frankfurt gemacht und mit der in Bordeaux. Aber das war fünf Jahre her. Er sah in Polizisten wie auch in Soldaten oder Agenten die Vertreter einer fremden Macht. Ihn störte, dass sie bewaffnet waren und fremden Befehlen folgten. Er hatte nie das Gefühl, dass sie auf seiner Seite standen oder etwas für ihn taten. Besonders nicht bei den beiden hier vor ihm, die ihn nach seinem Ausweis fragten und mit dem Dokument an den Tresen gingen und sich Notizen machten.
    Martin sah sich um. Da stand Simion, er trank ein Bier an der Bar und tat, als ginge ihn das alles nichts an, dabei beobachtete er das Geschehen sehr genau. Er würde einen guten Zeugen abgeben, ihn konnte er getrost mit aufs Zimmer nehmen, denn allein wollte Martin sich den Polizisten nicht aussetzen. Dazu musste er ihm jedoch von dem Einbruch berichten. Er musste sich schnell entscheiden, ob das sinnvoll war. Warum nicht? Ein U S-Amerikaner in der Nähe war hilfreich, denn wenn sie ihm zu nahe kämen, würde sein Präsident die Kavallerie in Marsch setzen. Die war längst in Rumänien eingetroffen, wie Lucien gesagt hatte.
    Der Lärm lauter Stimmen unterbrach seine Gedanken, sowohl die Drehtür wie auch die gläserne Tür daneben schepperten, Lachen und Gejohle tönte durch die Halle, eine angetrunkene Gruppe von ziemlich bieder wirkenden Touristen brach wie eine Welle ins Foyer. Die Plastiktüten in ihren Händen sahen schwer aus, der Inhalt klirrte, es war das unverwechselbare Geräusch voller Flaschen. Alle, die nicht zum Trupp gehörten, wie Simion und die beiden Polizisten, schauten betreten, und der Portier versuchte vergeblich, für Ruhe zu sorgen.
    »Es kommen ständig mehr Russen hierher«, sagte derältere Polizist oder Kriminalbeamte. »Was sie

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