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Grote, P

Grote, P

Titel: Grote, P Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wein des KGB
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bei uns wollen, weiß ich nicht.«
    »Denen gehört eine der drei Tankstellenketten, und im Stahl sind sie auch, ein Teil des rumänischen Öls kontrollieren sie bereits. Sie kaufen immer mehr, an Geld fehlt’s denen nicht.«
    »Wahrscheinlich wollen sie zeigen, wie viel sie davon haben und wie großartig sie sind«, mischte Simion sich ein. »Die zweite Weltmacht benimmt sich, als wäre sie wieder eine. Na, ihr Europäer kriecht ihr ja in den Hintern. Seht zu, dass ihr euch dabei nicht schmutzig macht.« Die letzten Worte waren für Martin bestimmt.
    Martin zuckte mit den Achseln, ihn interessierte nicht, was die Nordamerikaner von Russen oder den Europäern hielten. In der Beziehung war er Franzose geworden, und seine Weine verkaufte er ausschließlich in Deutschland und Holland. Hingegen beschäftigten ihn die beiden Polizisten. Wie kann ich ihnen erklären, fragte er sich, dass mir eine Namensliste gestohlen wurde, die ich nicht haben wollte und die von einem Mann stammt, von dem ich so gut wie nichts weiß und der nicht zu erreichen ist? Und wenn Luciens Vermutungen zutreffen, dann gehört Harms sogar zu einer rumänischen Seilschaft   – Martin sah den Ärger geradewegs auf sich zukommen.
    Doch in diesem Moment trat einer der lauten Touristen vor ihn, zog eine Wodkaflasche aus der Plastiktüte und hielt sie Martin vors Gesicht, wobei er ihn laut zu irgendetwas aufforderte, wahrscheinlich mit ihm zu trinken. Mit Gesten versuchte Martin dem Russen klarzumachen, dass das nicht möglich sei, wobei er deutsch sprach. Der Portier mischte sich ein, die Kriminalbeamten gingen dazwischen, und Simion, wie Martin fassungslos beobachtete, verdrückte sich grinsend in eine Ecke. Martin schüttelte den lästigen, dabei aber nicht unfreundlichen Russen ab. Er folgte Simion und setzte ihm sein Anliegen auseinander. Zu seinem Erstaunenwilligte der Amerikaner sofort ein, ihn zu begleiten, und sie winkten die Kriminalbeamten zum Fahrstuhl.
    Als der Lift sich in Bewegung gesetzt hatte, waren sie in Sicherheit. »Woher wissen Sie, wo ich abgestiegen bin?«, fragte Martin, der alle anderen um fast einen Kopf überragte. Erst in der Enge der Kabine fiel es ihm selbst auf.
    »Sie haben es mir gegenüber erwähnt, woher sonst? Außerdem haben Sie gesagt, dass Sie nicht in Ihrem ehemaligen Hotel übernachten wollten.«
    Martin war sich sicher, dass er das nicht gesagt hatte, oder hatte er es vergessen? Sie verließen den Fahrstuhl und gingen über den dicken Teppich, der jeden Laut schluckte, den langen Flur entlang zu seinem Zimmer. Er hatte nichts angerührt, alles lag so wie vorhin, als er hereingekommen war   ...
    Die Kriminalbeamten sahen sich flüchtig um, zogen hier eine Schublade des Schreibtisches auf, lugten unter die Schreibmappe und ließen sich Martins Geschäftsunterlagen zeigen. Sie öffneten den Kleiderschrank, untersuchten Martins Anzüge und begutachteten die aufgebrochenen Schlösser des Koffers. Sie taten es nur oberflächlich und fingerten so ungeschickt daran herum, dass Martin ärgerlich wurde, da sie mögliche Fingerabdrücke verwischten. Im Bad interessierten sie sich für sein Rasierwasser und hoben den Deckel der Toilettenspülung an. Martin wurde den Eindruck nicht los, dass sie nicht nach Spuren des Einbruchs suchten, sondern den Raum in Augenschein nahmen. Simion stand mit verschränkten Armen ans Fenster gelehnt und beobachtete aufmerksam jede Bewegung im Raum. Er war der Wachsamste von allen.
    Die Kriminalpolizisten verlangten nach Martins Agenda, blätterten darin herum und ließen sich den bisherigen Reiseverlauf erklären. Sie verständigten sich auf Rumänisch und schienen sich abzusprechen, denn der Jüngere nickte dem Älteren zu, der sofort eine Erklärung vorbrachte, die sich eingeübt anhörte.
    »Das Schloss zu Ihrem Zimmer wurde nicht aufgebrochen, also wird jemand aus dem Hotel Ihr Zimmer durchsucht haben. Wir sprechen morgen mit der Direktion – oder Sie haben das alles selbst so hergerichtet.«
    »Wie bitte?« Martin meinte, sich verhört zu haben. Verblüfft sah er von einem zum andern, und auch Simion gab seine Abwehrhaltung auf und ließ überrascht die Arme sinken.
    »Ich soll das gewesen sein? Und wozu? Können Sie mir sagen, weshalb ich das tun sollte?«
    »Damit wir glauben, dass eingebrochen worden ist.«
    »Seid ihr hier alle verrückt? Leidet ihr alle an Paranoia? Was ist denn das für ein Land?«
    Das Gespräch nahm eine für ihn äußerst unangenehme Wendung, es ging in eine

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