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Grote, P

Grote, P

Titel: Grote, P Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wein des KGB
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befehlsartig vorgebrachten Worte. Anscheinend wusste Simion, wie mit den Leuten umzugehen war. Seine Härte zeigte den gewünschten Erfolg. Der Ältere schrieb eine Adresse auf ein Stück Papier, dazu eine Telefonnummer. »Da gehen Sie morgen vorbei und unterschreiben das Protokoll.«
    Als Martin die Männer zum Fahrstuhl begleiten wollte, um sicherzugehen, dass sie nicht irgendwo hier in der Nähe herumschwirrten, schickte ihn der Ältere barsch zurück. »Wir finden den Weg allein, wir sind nicht zum ersten Mal hier.«
    Es hörte sich an, als hätte er »nicht zum letzten Mal« gesagt.
    Die Tür schloss sich hinter den beiden, und Martin ließ sich aufs Bett fallen.
    Simion hockte sich vor die Minibar und inspizierte den Inhalt. »Nun erzählen Sie mir mal, um was für eine Liste es sich handelt. Sie muss ja ungeheuer wichtig sein, dass jemand deshalb einbricht und eine derartige Unordnung veranstaltet. So – und jetzt schauen wir, was Ihre Minibar hergibt. Das geht auf Sie, wo ich Ihnen aus der Patsche geholfen habe.«
    Er nahm jede Flasche in die Hand und betrachtete das Etikett, bei den kleinen Schnapsflaschen prüfte er sogar die Verschlüsse. »Man weiß nie, ob die Zimmermädchen die Flaschen mit Tee auffüllen, und dann sind wir es angeblich gewesen   ... Was darf ich Ihnen anbieten?«
    Martin war klar, dass er so einfach nicht aus der Situation herauskam. Am liebsten hätte er geduscht und wäre zu Bett gegangen, obwohl die Aufregung ihn kaum schlafen lassen würde. Mittlerweile sah er das, was Lucien ihm berichtet hatte, in einem ganz anderen Licht. Er hatte richtig gehandelt, als er Lucien weggeschickt hatte, es wäre falsch gewesen, ihn hier mit reinzuziehen. Welche Schlüsse hätten die Polizisten wohl aus seiner Anwesenheit gezogen? Dass Simion, den er gerade mal zwei Tage kannte, von der Sache viel zu viel mitbekommen hatte, war nicht schlimm, er hatte damit nichts zu tun.
    »Was Sie trinken wollen, habe ich gefragt. Hören Sie auf, sich Gedanken zu machen, das führt zu nichts. Die Rumänen werden Sie nicht verstehen. Die machen lediglich ihrenJob und denken nicht viel nach. Die haben früher pariert und tun es noch heute. Ich will keinen Wein, ich brauche was Kräftiges, einen Bourbon mit Gingerale, am liebsten einen doppelten. Wo ist hier Eis? Es ist kein Eis da. Verdammt   ... ich gehe welches holen, wollen Sie auch Eis?«
    Martin nickte geistesabwesend, es war ihm egal, was er trank, die Hauptsache war, dass Simion ihn bald schlafen ließ. Aber diese Nacht war noch lange nicht vorbei, der Amerikaner würde auf Erklärungen warten – er musste ihm welche geben, er musste Zeit gewinnen, sollte Simion das verdammte Eis holen gehen und möglichst lange wegbleiben.
    Simion verschwand, und Martin dachte nach. Wer hier eingebrochen hatte, wusste, was er wollte, der Einbrecher hatte gezielt nach der Liste gesucht und nach nichts anderem. Martin durchwühlte seine Unterlagen von Neuem, nichts fehlte sonst, was seine Vermutung bestätigte. Und dieser Jemand musste ihm gefolgt sein – da kam ihm ein Verdacht, der ihn starr werden ließ – wenn er Simion erzählt hatte, wo er in Bukarest bleiben würde, dann konnte nur er es weitergegeben haben. Wer war Simion? Er wusste kaum etwas von ihm. Er musste ihn ausfragen, ihn löchern und genauestens auf Widersprüche achten.
    »Was waren oder sind Sie eigentlich von Beruf, Marc?«, fragte er, als der Amerikaner mit einem Gefäß voll Eiswürfel zurückkam. »Davon haben Sie mir nichts erzählt.«
    »Stimmt. Ist das wichtig? Ich habe das hinter mir.«
    »Sie machen nicht den Eindruck, als wären Sie wirklich ein Rentner. Dazu sind Sie viel zu aktiv, zu wach und beweglich.«
    »Vielen Dank für das Kompliment.«
    »Vom Alter her ist es möglich, aber Sie wirken gesundheitlich ziemlich fit.«
    »Ich bin zwar über sechzig, aber ich treibe viel Sport, ich schwimme, ich gehe segeln – können Sie segeln?   –, ich jogge viel und fahre Rad. Das hält mich jung. Aber seit meine Frautot ist, fehlt mir der Antrieb, das alles macht mir nicht wirklich Spaß, verstehen Sie?«
    »Was sind Sie denn von Beruf . . .«
    »Ich war in der medizinischen Forschung tätig, ich bin CA S-Spezialist –
Computer Assisted Surgery.
Dabei geht es um den Einsatz von Computern zur Unterstützung operativer Eingriffe. Wie können Rechner den Chirurgen helfen, welche Arbeiten können sie übernehmen, welche Messungen während der Operation vornehmen, die den Operateur entlasten, damit

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