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Grote, P

Grote, P

Titel: Grote, P Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wein des KGB
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man hatte ihm nicht untersagt, die Reise fortzusetzen.
    »Morgen, Mister Simion, Marc, morgen erzähle ich Ihnen mehr, Sie müssen sich gedulden. Ich bin kurz vor dem Durchdrehen.« Martin dehnte den Hals und rieb sich den schmerzenden Nacken. Am liebsten wäre er gelaufen, aber nicht in der Stadt und auch nicht auf den asphaltierten Wegen des Cişmigiu-Parks, sondern über lebendige Erde, durch einen Weinberg, am Wald entlang, stundenlang, nur weg hier. Er fragte sich ernstlich, ob er weitermachen sollte. Wozu weitere Risiken eingehen? Morgen früh würde er Charlotte anrufen und mit ihr darüber reden. Sie war der einzige vernünftige Mensch, den er kannte. Sicher, es gab noch einige andere, von denen ein ehrlicher Rat zu erwarten war, vielleichtsogar von Josef Teubner, der hatte ihn positiv beeindruckt.
    »Heute Nacht, Marc, gibt es kein Besäufnis. Heute gehen wir schlafen. Ich danke Ihnen sehr, dass Sie gekommen sind, schon zum zweiten Mal . . .«
    »Es war mir ein Vergnügen.« Als Simion aufstand, fiel sein Morgenrock über das rechte Bein, und es zeigte sich eine riesige, hässlich verwachsene Narbe, eigentlich waren es mehrere, die ineinander übergingen und bis zur Hüfte reichten.
    »Was ist das Schreckliches«, fragte Martin befremdet, »was ist Ihnen passiert?«
    Simion wickelte sich erschrocken in den Morgenrock. »Heute gehen wir schlafen. Nur damit Sie noch was zum Grübeln haben, falls Sie nicht schlafen können – Vietnam. Ich war in Vietnam Soldat   ... Seien Sie froh, dass Ihnen das erspart geblieben ist.«
     
    »Du kommst sofort zurück!«
    »Nein, Charlotte. Und was soll ich da, wenn du in den Tschad fliegst?«
    »Ich musste verbindlich zusagen, es ging nicht anders.«
    »Da ist es schlimmer als hier, da wird geschossen, Regierungstruppen, Aufständische, Rebellen, alle bringen sich gegenseitig um, da herrscht das Elend – und du steckst mittendrin. Von jetzt an schlafe
ich
keine Nacht mehr ruhig, wenn ich weiß, dass du dort bist.«
    »Das tust du doch momentan auch nicht, nach dem, was du mir erzählt hast. Wir werden eine Lösung finden, Martin. Bei dir geht es um Politik, im Gegensatz zu dir kenne ich die Bande, ich habe dazugehört. Es hat für mich den Anschein, dass die Interessen verschiedener Gruppen oder Fraktionen des Apparats aufeinanderprallen. Alle wollen ans Geld, das du in gewisser Weise repräsentierst, es ist immer das Gleiche. Sie wollen ans Geld, das aus Brüsselkommt, und dazu wollen sie dich benutzen. Du kannst nur verlieren.«
    »Das glaube ich nicht, dann wären sie freundlicher. Ich habe damit nichts zu tun, außerdem halte ich mich raus, ich sehe mir alles an und komme nach Hause . . .« Den letzten Vorfall hatte er ihr wohlweislich verschwiegen.
    »Martin, sei nicht so naiv, du bist mittendrin.«
    »Wir brauchen das Geld, das ich hier verdiene, Charlotte. Wir haben investiert. Ich kriege fünfundzwanzigtausend Euro. Verstehst du? Ein Drittel haben wir schon, und ich bin länger als eine Woche hier – der Leihwagen, die Reise, das Hotel, das alles kostet . . .«
    »Deine Gesundheit ist mir wichtiger. Komm zurück, Liebster. Wir kriegen das auch anders hin. Mein jetziger Auftrag ist auch sehr lukrativ . . .«
    »Ach! Dein Geld ist leichter verdient? Nun gut, ich komme unter einer Bedingung!«
    Charlotte schwieg am anderen Ende der Leitung.
    »Ich komme zurück, wenn du nicht in den Tschad fliegst.«
    »Unmöglich, Martin, ich habe es versprochen, und außerdem reise ich mit einer kleinen, dafür aber offiziellen Delegation und nicht allein, so wie du.«
    »Ich bin auch nicht allein, Charlotte, ich kriege einen Dolmetscher. Und außerdem kenne ich dich! Die anderen gehen dir nach zwei Tagen auf den Geist, und du machst dich selbstständig, machst auf eigene Faust weiter und dich überall unbeliebt. Du stellst zu viele Fragen.«
    »Ich bin eben so wie du, Liebster.«
    »Und was nun?«, fragte Martin und sah auf die Uhr. Es war Zeit, Frühstücken zu gehen, außerdem würde Josef Teubner gleich eintreffen.
    »Wir machen das, was wir in solchen Fällen immer tun. Solange niemand beim anderen ein Veto einlegt, tut jeder, was er für richtig hält . . .«
    Das ist unser Abkommen, dachte Martin und seufzte.Wenn ich mein Veto einlege, muss auch ich die Reise abbrechen, und das will ich nicht. »Wann kommst du wieder?«
    »In genau zwei Wochen . . .«
    »Du musst mich von jetzt an anrufen, ich komme nicht zu dir durch. Der gesamte Tschad ist ein Funkloch.«
    »Unserer Gruppe

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