Grounded (German Edition)
erscheinenden zwanzig Minuten, in denen ich ein Bilderbuch mit Mikey gelesen und zwei Mal die Toilette besucht hatte, stand Nathalie endlich in der Tür.
„So, wollen wir? Ich bin so weit.“
Den Impuls, ein erleichtertes „Wurde auch Zeit“ auszustoßen, verkniff ich mir. Stattdessen begleitete ich Nathalie nach draußen. Noch bevor wir die Wohnung verließen, nahm ich die prall gefüllte Reisetasche, wozu auch immer Nathalie so viel Zeug benötigte, an mich.
Meine Freundin zankte wie üblich eine Weile mit mir; sie könne die Tasche sehr gut alleine tragen, sie sei doch kein kleines Kind mehr, ich solle mich nicht so aufplustern und so weiter. Bei meinem zweiten Versuch, ihr Hilfe anzubieten, als wir die vier Etagen ohne Fahrstuhl hinter uns gebracht hatten und das Haus verließen, zeigte Nathalie deutlich weniger Widerstand und überließ mir ihr Gepäckstück.
Nach einer guten halben Stunde schloss ich schließlich die Tür zu meiner verwaisten Wohnung auf.
„Ich stelle deine Tasche in den Schrank, in Ordnung?“ Es war seltsam nach Hause zu kommen, ohne von Ells hämmernder Metal-Musik empfangen zu werden.
„Ja, klar“, rief Nathalie, die inzwischen schon verschwunden war, um Luzifer, Elenas Kaninchen, zu begrüßen. Sie liebte das Tier beinahe mehr als wir. Ich hörte bereits, wie sie verzückt auf das Nagetier einflötete, während ich gerade einmal meine Jacke aufhing. Als sie unser Haustier schließlich genügend von ihrer Ankunft unterrichtet hatte, gesellte Nathalie sich wieder zu mir. Ich war inzwischen in die Küche gegangen um Cappuccino zu machen.
„Hey, Danny“, sagte sie und umarmte mich, wobei sie sich auf die Zehenspitzen stellte und den Kopf auf meine Schulter legte um zu beobachten, was ich in die Kaffeetassen gab. „Kaffeeweißer? Ist das die magische Geheimzutat, die du mir nie verraten wolltest?“ –„Geheimnis gelüftet, Sherlock. Sie sind hiermit zum Polizeichef befördert.“ – „Sherlock Holmes war Detektiv, kein Polizist.“ – „Du musst aber auch immer alles besser wissen. So findest du niemals einen Freund“, maßregelte ich sie mit gespieltem Tadel.
Nathalie amüsierte sich köstlich über meinen Oberlehrer-Tonfall, dann wurde sie wieder ernster. „Sag mal“, begann sie, „wenn dein Vater und Ell aus dem Urlaub zurück sind, wollen wir dann vielleicht schon mal mit ihnen reden?“
„Worüber?“ Ich stellte mich dumm und erntete einen Hieb in die Seite. Beinahe hätte ich deshalb den Cappuccino verschüttet.
„Scherzkeks. Du weißt schon.“
„Nö, ich weiß gar nichts. Meinen Anteil an der Miete können Dad und Ell gut brauchen. Im Übrigen habe ich auch gar nicht vor, Sie durchzufüttern, Mademoiselle, nur weil ich im Gegensatz zu Ihnen arbeite“, stichelte ich mit einem breiten Grinsen, woraufhin meine Freundin mich erneut in die Seite boxte. Ich stellte die Tassen mit dem Cappuccino auf dem Couchtisch ab.
„Mein Job zählt ja wohl auch als Arbeit!“ – „Die paar Stunden, also bitte. Wie oft arbeitest du? Zwei mal vier Stunden im Monat?“
Mit gespielter Entrüstung biss sie mir ins Ohrläppchen, woraufhin ich blitzschnell ihre Arme griff und sie bewegungsunfähig machte. Eine Zeit lang versuchte sie sich mithilfe von diversen Dreh- und Kraftanstrengungen aus meinem Schraubzangengriff zu befreien. Mit einem kecken Grinsen rollte sie schließlich die Augen um mir zu bedeuten, dass ich gewonnen hatte. Ich ließ sie los und gab ihr damit die Gelegenheit, ihre Arme um meinen Hals zu schlingen. In ihre Augen trat ein freches Funkeln. „Wenn ich mich richtig erinnere, hattest du mir noch was versprochen.“
Ich wusste bereits, worauf sie anspielte, legte die Arme um ihre Hüften und warf einen verstohlenen Blick in Richtung Küche. Nathalie fing ihn auf und schüttelte den Kopf. „Ich bin mir ja nicht sicher“, sagte sie betont langsam, „aber um die Küche ging es letztens nicht, oder?“
Ich hob überrascht die Augenbrauen. Sie wol lte ernsthaft ins Bad?
Nathalie küsste mich. „Du solltest dein Gesicht sehen. Unbezahlbar.“ Ein spöttisches Grinsen umspielte ihre Lippen. Dafür hob ich sie hoch und entlockte ihr einen spitzen Schrei. Während sie vergeblich strampelte und laut lachte, schleppte ich sie in Richtung Badezimmer. Sie begann schließlich, verzweifelt mit den Fäusten gegen meine Brust zu trommeln, ich zeigte mich allerdings weiterhin erbarmungslos.
Im gleichen Moment fiel mir unwillkürlich der Tag ein, an dem ich sie
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