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Grün. Le vert de la Provence

Grün. Le vert de la Provence

Titel: Grün. Le vert de la Provence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Burger
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einmal exzellente Fachleute auf ihrem Gebiet.
    Das entsprach zwar alles nicht den Plänen, die Ed gehabt
hatte, aber Ed war tot und seine Vorhaben waren damit Makulatur geworden. Das
müssten die beiden eigentlich begreifen. Wenn Seefelder erst das Heft des
Handelns an sich gerissen hätte, gäbe es für beide keine Option mehr, an dem Grün
der Provence zu partizipieren. Natürlich wäre dann auch seine eigene
Handlungsoption zunichtegemacht. Er baute bei seiner Überzeugungsarbeit auf das
Prinzip von Zuckerbrot und Peitsche.
    Pauline machte ihm dabei kaum Sorgen. Er betrachtete sie
als eine alternde Husche, die den Ausschweifungen der frühen Siebzigerjahre in
ihrem indischen Exil nachhing und ohne Ed den sicheren Weg in die existenzielle
Katastrophe gehen würde. Alain dagegen war schwieriger und kaum mit materiellen
Anreizen zu gewinnen. Aber da war die Pistole, die er selbst Melissa Lindner
mitgegeben hatte. Eine kleine, nützliche Selbstverteidigungswaffe für den Fall
der Fälle, der dann tatsächlich auch eingetreten war. Allerdings hatte sie sich
offensichtlich überrumpeln lassen und ist dann auch noch erschossen worden.
Eigentlich hätte sie es sein sollen, die ihre Gegner erledigt und nicht
umgekehrt. Vermutlich hatte sie wieder gekokst und dann total neben sich
gestanden. Das dumme Ding!
    „Alain“, rief er durch die Büsche, „hast du Melissa
eigentlich mit ihrer eigenen Pistole abgeknallt? Ich meine, die, die ich bei
dir im Haus gefunden habe?“ Er schwenkte die Waffe am ausgestreckten Arm in der
Luft. „Es war wirklich nicht nett von dir, dieses göttliche Geschöpf zu
erschießen. Ed würde es dir schwer übel nehmen. Schließlich hat sie ihm einen
glücklichen Tod beschert. Mit einer solchen Frau im Arm beim Orgasmus zu
sterben, muss für ihn die Erfüllung gewesen sein.“ Er lachte gekünstelt. Alain
sah lediglich zornig zu ihm herüber, antwortete aber nicht. „Wir müssen nachher
noch einmal über dieses Thema sprechen, meinst du nicht auch? Ich meine, dieses
kleine Missgeschick sollte doch nicht zwischen uns stehen. Wir wollen doch alle
ohne irgendein Unbehagen dieses Unternehmen zu einem Erfolg führen.“
     
    Die Frage des großflächigen Anbaus von Erd-Burzeldorn war
geklärt. Fachleute hatten exzellente Ideen dafür entwickelt. Mit Alains und
Paulines Erfahrung könnte der Anbau sehr zügig realisiert werden. Im ersten
Jahr würden Foliengewächshäuser die Anzucht beschleunigen und danach könnten
die Pflanzen auf angrenzenden riesigen Freilandflächen weiter gedeihen. Die
Vermarktungsstrategie hatte er selbst entwickelt, nachdem klar geworden war,
dass Ed sich nur noch auf die Stiftung und die Open-Source-Idee konzentrieren
wollte. Nach Eds Idee hätte bald jeder mit einer kleinen Pflanzung im Vorgarten
den Tribulus-terrestris-Extrakt gewinnen können. Wo wäre da das große Geschäft
geblieben!
    So wie er es jetzt konzipiert hatte, würden sie über zwei
Vertriebswege sehr lukrativ operieren können: steuerfrei über den
Schwarzverkauf, den die gleichen Leute abwickeln könnten, die sonst Partydrogen
unter die Vergnügungssüchtigen brachten. Wobei allein solche
Großveranstaltungen wie die internationalen Loveparades oder
Christopher-Street-Days zu Goldgruben würden. Zudem könnten sie zusätzlich noch
das Internet als Vertriebsstruktur nutzen und dort mit größerer Seriosität global
vermarkten. Es war ein gigantisches Geschäft zu erwarten, und das weitestgehend
sogar ganz legal.
    Zunächst musste er aber noch weitere Pflanzen finden und
ausgraben. Pauline hatte ihm die merkwürdigsten Arten gezeigt, die alle ein
Bestandteil des Extraktes waren. Allein die riesige Zwiebel, die er nach
Paulines Angaben gefunden hatte, wog mehrere Kilo. Auch die anderen
Wurzelballen, die er mit den Fingern aus dem Boden gegraben hatte, ergaben
durch die Erde daran ein enormes Gewicht, das er in dem Leinensack durch die
Hitze schleppte. Zu allem Überfluss war ihm speiübel geworden, er spürte ein
unangenehmes Kribbeln im Mund, an Fingern und Zehen, ganz zu schweigen von den
Schweißausbrüchen und dem Herzflattern. Diese ersten Anzeichen eines
Sonnenstichs trieben ihn zu noch größerer Eile. Er musste aus diesem sengenden
Sonnenlicht und der mörderischen Hitze heraus. Momentan bewegten sie sich aber
wieder über eine baumlose, glatte Felsfläche, die keinen Schatten bot.
    Es fiel ihm zunehmend schwer, sich zu konzentrieren. Vor
wenigen Minuten war er noch so euphorisch gewesen, jetzt

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