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Grün. Le vert de la Provence

Grün. Le vert de la Provence

Titel: Grün. Le vert de la Provence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Burger
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eintreten zu lassen“,
antwortet Vidal schließlich auf seine Frage.
    „Mmh“, brummte Anselm. Der Gedanke kam wieder in sein
Bewusstsein zurück, dass womöglich Thomas Engler den Rottweiler getötet haben
und jetzt mit Pauline und Alain auf der Suche nach den pflanzlichen Ressourcen
sein könnte. „Von Raphael wissen wir ja inzwischen, dass er nur ein Mythos ist.
Und mit einem Mythos an ihrer Seite werden Alain und Pauline ja vermutlich
nicht unterwegs sein. Ich meine, ein Mythos kann vermutlich nicht mit einem
Auto an der Brücke warten und dann zwei erwachsene Menschen kidnappen, und von
Kidnapping müssen wir doch wohl ausgehen, oder?“
    „Müssen wir wohl. Aber es kann dann nur jemand sein, der
über hervorragende Insiderkenntnisse verfügt. Jemand, der wusste, dass Pauline
sich in dem Kloster aufhält, der vielleicht sogar wusste, dass Alain dorthin
unterwegs war und der die Brücke kannte, der vermutlich sogar Alains Haus und
die Gewohnheiten seiner Mutter kannte und heute Morgen dort war.“
    Anselm nickte. Ed und Thomas Engler waren nach Valeries
Mutmaßung eine Woche lang in der Provence unterwegs gewesen. Wenn dabei
Paulines Potenzmittel im Mittelpunkt gestanden hatte, wäre Engler vermutlich in
alle Details eingeweiht und ein wesentlicher Faktor in Eds Plänen gewesen. In
Pläne, die Ed jetzt nicht mehr ausführen konnte, oder die er vielleicht vorher
schon nicht mehr ausführen wollte und deshalb sterben musste. Pläne, die Engler
zu seinen gemacht haben könnte und die er mit aller Unnachgiebigkeit
durchsetzte. Pläne, die ihm so viel bedeuteten, dass er dafür auch töten würde
oder bereits getötet hatte. Das alles waren aber lediglich Mutmaßungen. Sie
auszusprechen, würde bedeuten, Thomas Engler konkret zu verdächtigen, oder aber
auch Christoph Seefelder, der dritte in diesem Bund, der jetzt sowohl Englers
Partner, wie auch sein Gegner sein konnte.
    Wie weit mochte Vidal mit seinen Ermittlungen sein, wen
verdächtigte die Police nationale? Es war mittlerweile ein riesiger Stab an
Polizisten, Profilern und Wissenschaftlern damit beschäftigt, Licht ins Dunkel
zu bringen, jedes Detail wieder und wieder zu überprüfen und alle Fäden dieser
bizarren Ereignisse miteinander zu verknüpfen. Anselm war sicher, dass sie
bereits einen konkreten Verdacht hatten und eine Vielzahl von Spuren
verfolgten. Eine banale Fragestellung wäre womöglich der beste Weg, dies zu
erfahren. „Wer kommt denn als Insider in Betracht?“
    „Sie. Madame Baumann. Alain. Und alle Leute, die da
draußen im Restaurant sitzen. Sie alle wissen mehr, als Sie bislang zugegeben
haben und jeder von Ihnen lügt. Oder zumindest behält jeder von Ihnen noch ein
oder zwei kleine Geheimnisse für sich. Das macht Sie alle zu Verdächtigen.“
Vidal schritt die Küche der Länge nach ab, strich mit einem Finger über
Kochutensilien und Tische und blieb schließlich stehen, blickte auf Zettel, die
an der Wand in einem wilden Durcheinander auf ein Brett geheftet waren und über
zu erledigende Bestellungen, private Notizen und Rezepturen informierten.
„Allerdings haben sich aus dem Fluss der Ereignisse einige Details
herauskristallisiert, die uns dann doch sehr bedeutsam erschienen. So haben wir
von den Zugbegleitern der Französischen Bahn erfahren, dass in dem Abteil, in
dem Thomas Engler seinen reservierten Platz hatte, auf der gesamten Strecke
zumindest immer ein reservierter Platz nicht besetzt war. Das kommt mal auf
einzelnen Etappen vor, aber nie auf der gesamten Strecke von Köln nach Avignon,
zumal noch an einem Samstag. So kamen wir zu der Überlegung, ob Monsieur Engler
vielleicht gar nicht am Samstag, sondern möglicherweise schon zu einem früheren
Termin hierher gekommen ist. Wir mussten von unseren deutschen Kollegen im
Laufe des heutigen Tages auch erfahren, dass Engler mit riskanten Investments
viel Geld von Leuten vernichtet hat, die als wenig humorvoll angesehen werden,
und dass in den letzten Wochen in der Szene, in der sich dieser Herr bewegt,
von einem großen Geschäft gemunkelt wurde, dass alle entschädigen würde.
    Das waren schon sehr viele Informationen für einen
einzigen Vormittag. Und das auch noch mit dem Problem der Sprachbarriere. Und
dann kam da noch die Beobachtung des Zeugen vom Kloster, der graue Clio. Und,
was soll ich Ihnen sagen, Engler hat doch tatsächlich am Samstag einen grauen
Clio am TGV-Bahnhof ausgeliehen.“
    Vidal drehte sich von den Notizzetteln wieder Anselm,
Valerie und Gauthier

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