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Grün. Le vert de la Provence

Grün. Le vert de la Provence

Titel: Grün. Le vert de la Provence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Burger
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Flugzeug erreicht?“
    „Ich denke, das wird kein Problem gewesen sein. Sie ist
mit Christoph Seefelder in dessen Firmenjet geflogen. Ein Fahrer hat sie hier
abgeholt.“
    „Und der Leichnam ihres Mannes fliegt ebenfalls im
Privatjet?“
    „Anzunehmen. Monsieur Seefelder wollte sich um Valerie
kümmern, bis in Köln alles erledigt ist.“
    „Fahren Sie auch zur Beerdigung?“
    „Im Gedanken habe ich Baumann in den vergangenen Tagen
schon mehrmals beerdigt. Sein Tod ist ein sehr prägender Abschnitt meines
Lebens geworden. Aber natürlich werde ich auf der Rückfahrt in Köln Halt machen
und an der Beerdigung teilnehmen. Er wird übrigens eingeäschert, wenn ihre
Gerichtsmediziner noch offene Fragen haben, ist es Ende der Woche wohl
endgültig zu spät, diese zu klären.“
    Vidal schüttelte den Kopf. „Nein, Baumanns Tod ist
hinlänglich untersucht. Ob er sich nun selbstverschuldet bei Melissa Lindner
überfordert hat oder sie da bewusst nachgeholfen hat, ist anhand der Leiche
nicht festzustellen. Es bleibt aber noch zu klären, ob jemand diesen Tod
forciert hat.“
    „Bei allen anderen Opfern haben Sie Klarheit?“
    „Absolut nicht! Wir haben zwar bei Engler die Pistole
gefunden, mit der Melissa Lindner erschossen worden ist, aber ob Engler das
war, wissen wir noch nicht. Ebenso wenig wissen wir, wer den Käsehändler und
die Mutter von Alain auf dem Gewissen hat. Allerdings haben wir in Englers
Hotelzimmer auch eine Anzahl von Pflanzenbüchern gefunden. Darunter auch die
beiden Bände A Curious Herbal , die der Antiquar erwähnt hat. Man könnte
also mutmaßen, dass es in allen Fällen Engler war, aber Mutmaßung ist nun
einmal nicht unser Job. Wir sind für die Klärung zuständig. Ich hoffe
allerdings, dass in diesem Zusammenhang jetzt zumindest kein weiteres
Verbrechen mehr geschieht.“
    „Die Fährte in die Vergangenheit ist ohne Bedeutung geblieben?“
    Vidal sog hörbar tief Luft ein und schwieg einen Moment
lang, bevor er auf Anselms Frage antwortete. „Ich hoffe, dass es so ist. Wir
haben keinen Anhaltspunkt gefunden, der eine Vermutung in diese Richtung weiter
rechtfertigt. Es war wohl tatsächlich nur ein Zufall, dass diese Fährte sich
aufgetan hat, weil der verstorbene Monsieur Baumann sich auch mit
vierundvierzig und dem Thema deutscher Besatzungskinder beschäftigt hat.“
    „Verdächtigen Sie mich immer noch?“
    „Das werde ich Ihnen kaum verraten.“

Dritter Teil. Raphaels Spiel
Dezember
Sterne über Marseille
    L’Étang de Berre , das große Binnenmeer, in das
die Start- und Landebahn des Flughafens von Marseille hineinragte, zeigte sich
als ein schwarzer Spiegel, umrahmt von den Millionen Lichtern des Flughafens am
östlichen und der Raffinerieanlage mit ihren gewaltigen Tanks am westlichen
Ufer. Das Meer selbst blieb in der Dunkelheit der Nacht verborgen.
    Valerie gähnte. Eine bleierne Müdigkeit umfing sie. Ihr
wurde bewusst, dass sie dieses Schauspiel der funkelnden Lichter nur deshalb so
intensiv wahrnehmen konnte, weil die Autobahn zu dieser Stunde praktisch leer
war. Nur vereinzelt waren noch Lastwagenfahrer unterwegs, wenige
Geschäftsreisende und Menschen, die vermutlich, so wie sie, nach einem sehr
verspäteten Arbeitsende auf eine baldige Heimkehr in ihre Häuser und auf etwas
Ruhe hofften.
    Der Regen der vergangenen Tage, die Sturmböen und
vereinzelten Schneefälle waren in dieser Nacht einer trockenen, klirrenden
Kälte gewichen, die unter einem fast wolkenlosen Himmel Südfrankreich umfing.
Sie würde noch gut eineinhalb Stunden fahren müssen, bis sie Belle Lumière erreicht hätte. In ihren Gedanken sah sie sich ein Kaminfeuer entzünden, einen
guten Bordeaux entkorken und mit einem großen Rotweinglas in der Hand in einen
der tiefen Sessel sinken. Sie würde eine CD abspielen. Vielleicht Ravel. Oder
Mahler. Nein, Mahler nicht, das wäre zu schwermütig. Chopin vielleicht. Ein
Klavierkonzert. Andererseits wäre es auch schön, eine Stimme zu hören, die ihr
das Gefühl vermitteln würde, nicht ganz allein in dem großen Haus zu sein. Also
dann doch lieber Pavarotti. Mit Pavarotti fühlte sie sich nie allein. Der
Gedanke an diesen etwas speckigen, ewig strahlenden Sänger ließ in ihr immer
eine ruhige Behaglichkeit aufkommen. Sie stellte sich vor, er stände in ihrer
Küche, würde Pasta kochen und dabei Arien schmettern. Es war ein schöner
Gedanke. Irgendwie beruhigend.
    Sie sah in den Rückspiegel und konnte nur weit hinter
sich die Lichter anderer Fahrzeuge

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