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Grün. Le vert de la Provence

Grün. Le vert de la Provence

Titel: Grün. Le vert de la Provence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Burger
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Paul kannte das Haus. Er
hatte den Makler beauftragt, die alten Besitzer ausfindig zu machen und dieses
Haus für ihn zu kaufen, er wollte es unbedingt.“
    „Warum?“
    Alain zuckte mit den Schultern und betätigte die Zündung.
Nach einigen röhrenden Umdrehungen sprang der Diesel an. Der Traktor stieß eine
giftig schwarze, stinkende Rauchsäule aus, machte einen leichten Sprung nach
vorn und fuhr dann langsam davon. Alain hatte die Unterhaltung beendet.
     
    Auf dem Rückweg überlegte Anselm, ob er mit dem
Allradantrieb des Rover ebenfalls quer durch die Wälder den Weg zu Baumanns
Haus abkürzen könnte, musste aber bei einem Blick auf die Karte feststellen,
dass eine weite Strecke ausschließlich über einen schmalen Pfad führte. Es gab
aber keine unüberwindbaren Höhenunterschiede und der Weg war wesentlich kürzer,
betrug tatsächlich höchstens ein Viertel jenes über die Landstraße. Was mit dem
Auto weit erschien, war für einen geübten Radfahrer keine nennenswerte Distanz.
    Er suchte von Alains Haus nach alternativen Routen zu
Baumanns, konnte aber keine sinnvolle Alternative entdecken. Südlich gab es
keine Ost-West-Achsen, weder auf dem Plateau noch an dem langgestreckten Hang,
der tief hinunter in das Tal führte. Auf gut Glück suchte er für seine
Rückfahrt eine Strecke in nördliche Richtung aus.
    Die Straße war völlig überdimensioniert für die geringe
Verkehrsdichte. Selbst jetzt in der Haupturlaubszeit waren nur ganz wenige
Fahrzeuge auf der Hochebene unterwegs. Er beschleunigte den Rover und genoss
die rasante Fahrt über das imposante Wegenetz, das scheinbar einmal für den
Transport der Langstreckenraketen und der Atomsprengköpfe gebaut worden war.
Ein grauer Kleinwagen folgte ihm. Offenbar hatte der Fahrer auch Freude an der
schnellen Fahrt gefunden und war erfolgreich bemüht, den starken Geländewagen
nicht davonziehen zu lassen. Sie umfuhren deutlich zu schnell in einem weiten
Bogen eine kleine Ortschaft, und lieferten sich danach auf einer langgezogenen
Geraden ein Rennen. Der Rover war behäbiger, verfügte aber über gewaltige
Kraftreserven. Der Fahrer des Kleinwagens nutzte dagegen seine Vorteile
geschickt und unnachgiebig aus. Mehrmals bestand für ihn die Möglichkeit,
Anselm zu überholen. Er tat es aber nicht.
    „Der Arsch verfolgt mich“, murmelte Anselm, der in immer
kürzeren Abständen in den Rückspiegel schaute. Tatsächlich glaubte er jetzt,
den Wagen schon mehrfach gesehen zu haben; auf dem Seitenstreifen der Straße in
der Nähe von Baumanns Haus; in Prades, nur wenige Fahrzeuge von seinem
entfernt, als er auf dem Markt war; an der Kreuzung, bevor er in den
unbefestigten Weg zu Alain eingebogen war. „Jetzt werde ich langsam paranoid“,
setzte er sein Gemurmel fort. An der Kreuzung vor der nächsten Ortschaft hielt
er kurzerhand mit einer Vollbremsung mitten auf der Straße an. Der Fahrer des
Kleinwagens wich mit quietschenden Reifen aus, hielt einige Meter weiter
ebenfalls für einen kurzen Moment und fuhr dann, ohne eine weitere Reaktion,
zügig in Richtung Osten davon.
    Anselm atmete auf. Kurze Zeit später parkte er erneut vor
dem großen Platz von Prades. Es war gegen elf Uhr, die Geschäfte hatten noch
geöffnet. Einige Touristen und Einwohner waren auf der schmalen Hauptstraße
unterwegs. Mehrere Bars, Souvenirläden, ein Supermarkt und die obligaten
Maklerbüros mit den Glasvitrinen voller Aushänge von überteuerten und häufig
ziemlich heruntergekommenen Immobilien säumten die schmalen Gehsteige. Anselm
interessierte sich mehr für die Auslage des Metzgers, der sein Handwerk sehr
ambitioniert zu pflegen schien. Er musste Sophie fragen, ob dies ihr Schwager
sei und dann dort einmal einkaufen. Eine Apotheke warb mit Naturheilkräutern
der Region. Das Schaufenster war liebevoll dekoriert, mit sehr umfänglichen
Informationen zu einigen ausgestellten Pflanzen. Natürlich fehlte auch der
Lavendel nicht, das Wundermittel vom Plateau.
    An der Straßenecke, wenige Meter von der Metzgerei
entfernt, sah er in einem Schaufenster Bücher. Der Laden entpuppte sich als
bizarre Mischung zwischen Weinhandel, Antiquariat und Souvenirladen, der einem
Pierre Mathieu gehörte. Neben Bildbänden lagen auch eine stattliche Anzahl von
Büchern über provenzalisches Kochen und regionstypische Lebensmittel in der
Auslage. Einige Titel waren Kräutern und Heilpflanzen der Region gewidmet.
Anselm trat ein und hatte das Gefühl, gekannt zu sein. Der Mann, der hinter
einem

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