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Grün. Le vert de la Provence

Grün. Le vert de la Provence

Titel: Grün. Le vert de la Provence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Burger
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müde. „Alles zu Ihrer Zufriedenheit, Madame Baumann,
Monsieur?“ Beide zeigten eifrig ihre Zustimmung, „ très bien, excellent! “
„Möchten Sie noch einen Kaffee?“ Beide nickten, „sehr gern, zwei Espresso
bitte.“
     
    „Wie ist es denn, wenn man Christoph zum Gegner hat?“
    Valerie zog die Augenbrauen noch oben. „Er hat seine
Leute, verstehst du? Ein Mann wie Seefelder lässt Dinge erledigen. Er gibt
knappe Hinweise und andere interpretieren daraus, wie sie zu handeln haben. Er
hat bei mir nie den Eindruck erweckt, als würde er es akzeptieren, wenn seinen
Hinweisen nicht oder nicht vollständig oder nicht richtig entsprochen wird.“
    „Bei deinem Beispiel vorhin, ich meine, die Indios im
Regenwald. Wie sollten die von SBT denn auf die Idee kommen, dass es dort
Pflanzen gibt, die gegen Krankheiten wirken? Und wie würden die denn an diese
Pflanzen rankommen?“
    „Die beschäftigen Leute, die sie Bioprospektoren nennen.
Offiziell sollen die rund um den Globus nach biologischen Ressourcen suchen,
die wissenschaftlich oder kommerziell nützlich sind. So, wie die Jesuiten im
siebzehnten Jahrhundert Chinin aus China mitbrachten und es gegen die Malaria einsetzten.
Mir hat sich aber immer der Eindruck aufgedrängt, dass das eigentlich mehr
Biopiraten sind. Ich denke, dass die meistens nicht nur die biologischen
Ressourcen, sondern auch das angestammte Wissen der Ureinwohner einsammeln. Und
dies wahrscheinlich unter Einsatz von mehr oder weniger deutlichen Druckmitteln
und ohne nennenswerte Gegenleistung. Und in den ergiebigen Urwaldregionen der
Erde werden wohl auch dortige Regierungsmitglieder gut mitverdienen.
    Aber wieso interessiert dich das plötzlich? Ed hatte auch
ein Faible für dieses Thema. Siehst du wirklich einen Zusammenhang mit dieser
Pauline?“
    „Liegt nahe! Vielleicht kennt sie ja auch einen
pflanzlichen Wirkstoff, von dem Seefelder über Ed etwas weiß und der für SBT
interessant ist. Nachdem Ed tot ist, geht Seefelder dann zur harten Tour über,
um an diesen Stoff zu gelangen. Er schickt, um in deiner Bildsprache zu
bleiben, seine Gorillas zu Pauline, die killen kurzerhand den armen Käsehändler
und entführen Pauline, um ihr das Wissen abzupressen. Das klingt doch ganz wie
im richtigen Leben.“
    „Singular!“
    „Was, Singular?“
    „Gorillas! Er hat nur einen Gorilla. Raphael. Ein
Kolumbianer. Er hat mal in meinem Beisein mit ihm telefoniert. Auf Spanisch.
Christoph konnte sich offensichtlich nicht vorstellen, dass Franzosen
Fremdsprachen können. Kann ich ja auch eigentlich nicht, bis auf Deutsch
natürlich, nach den ganzen Jahren in Köln. Aber ich verstehe zumindest einzelne
Brocken und Sequenzen, wenn ein Nichtmuttersprachler spanisch spricht. Raphael
ist wohl der Mann, der den Bioprospektoren zur Hand geht, wenn sich die Indios
gegen die Ausbeutung wehren. Christoph wollte in dem Telefonat nicht so genau
wissen, wie der dabei vorgeht. Seine Bioprospektoren wollen das vermutlich auch
nicht.“
    „Du weißt viel über Seefelder.“
    Sie zuckte die Achseln.
    „Glaubst du, dass Raphael dein potenzieller Mörder ist?“
    „Möglich ist es. Ich habe dich aber auch verdächtigt.
Vidal wirkte direkt hasserfüllt auf dich.“
    „Die Morde müssen ja nicht zwangsläufig mit Bioressourcen
in Zusammenhang stehen. Eds Beziehung zu Pauline kann doch auch ganz andere
Gründe haben. Ich meine, diese Vertrautheit, von der du gesprochen hast, die
ist für ein reines Interesse an Heilpflanzen vielleicht etwas zu intensiv
gewesen. Und als Geliebte möchte ich sie für Ed nun wirklich ausschließen. Da
scheint es sich für mich mehr um eine Beziehung zwischen langjährigen guten
Freunden zu handeln, oder, wie sie vielleicht zwischen Geschwistern besteht.
Seefelder und seine SBT zu verdächtigen, ist sehr weit hergeholt. Ich werde
einfach das Gefühl nicht los, dass wir auf einer völlig falschen Fährte sind.
Dass es da ganz andere Interessen gibt, die tangiert wurden und wo irgendwas,
irgendwer schwere Geschütze auffährt, um eine weitere Berührung zu vermeiden.“
     
    Das Restaurant hatte sich geleert. Nach und nach waren
die Gäste aufgestanden. Die ausländischen Touristen zuerst, die meist früher
mit dem Essen begonnen hatten als die Franzosen. Dann folgten Tisch um Tisch
französische Touristen und Einheimische. Der Maître ging plaudernd von einem
zum anderen, begleitete sehr vertraute Gäste bis zur Gasse und kam schließlich,
um zahlreiche Tische mäandrierend, auf sie

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