Grün. Le vert de la Provence
haben sollte wie dieses
Viagra. Ein Riesenhype. Und jetzt addiere mal eins und eins zusammen! Pauline
Bouchet ist ein Heilpflanzenguru, sie verkauft ein pflanzliches Potenzmittel,
von dem dein Vater mir berichtet, es sei sehr wirksam. Ich wette übrigens, er
hat das selber ermittelt, das nur so nebenbei.“
„Kann gut sein. Meinem Vater ist alles zuzutrauen!“
„Egal. Tatsache ist, dass kurz nach dieser Meldung im
Umfeld von dieser Pauline ein wahres Gemetzel stattfindet. Und mittendrin
bewegt sich eine Gestalt, dessen Unternehmen sich mit Bioscience beschäftigt.
Dieser Seefelder! Ich will alles über diesen Mann und seine Firma wissen. Den
haben wir bislang zu sehr vernachlässigt!“
„Klar, Luc. Ist praktisch schon erledigt. Wir haben ja
sonst nichts zu tun. Blanke Langeweile hier!“ Gauthier klang deutlich
verärgert.
Vidal schaltete die Sirene ein und fuhr mit hoher
Geschwindigkeit über die Ausfallstraße in Richtung Norden. Er ignorierte
Gauthiers Ärger. „Pauline Bouchet ist die Schlüsselfigur. Gebt eine Suchmeldung
heraus. An alle Tankstellen, Rasthäuser, Zahlstellen, Grenzübergänge,
Flughäfen, Bahnhöfe, Banken, an alle Medien. Das ganze Programm. Die haben
einen Vorsprung von mindestens drei Stunden. Wenn die gefahren sind, können sie
theoretisch schon in Italien sein.“
„Sie können aber auch zu Fuß unterwegs sein. Und dann werden
sie sich wohl eher nördlich halten. Hinauf in Richtung Plateau, wo beide sich
auskennen. Die laufen wohl kaum vor uns weg, sondern vor einem Killer. Die
beiden wissen zwar erst von zwei Morden, aber ich denke, das reicht denen, um
nach dem besten Versteck zu suchen, das man hier finden kann. Und das ist nun
mal die Gebirgslandschaft da oben. Da haben sich während der Besatzungszeit
vermutlich schon die Maquis-Gruppenversteckt. Die beiden werden wohl
genügend sichere Unterschlupfmöglichkeiten kennen. Was meinst du?“
Vidal grunzte zunächst unverständliche Laute, bevor er
antwortete. „Wahrscheinlich hast du Recht. Also, alle Gendarmerien und
Municipals unterrichten. Sagen wir mal, in einem Radius von zwanzig Kilometern
nördlich vom Kloster. Das ist aber ein riesiges Brachland und oben in den
Bergregionen gibt es praktisch keine Besiedelung und keine Fahrwege mehr. Wenn
die beiden schnell sind, erwischen wir die nie. Wollen wir nur hoffen, dass der
Killer sie auch nicht erwischt.“
„Und was soll mit Valerie Baumann und Anselm Bernhard
passieren?“
„Zunächst im Kloster festhalten. Unsere Leute dort sollen
den Kollegen vor Ort klar machen, worum es geht. Die müssen im Kloster jeden
Mitarbeiter verhören, allen Spuren nachgehen, die von Pauline Bouchet ausgehen oder
zu ihr führen. Irgendwo muss die Frau ja gewohnt haben und irgendwas hat sie an
diesen Ort getrieben, nachdem sie ihren Hof verlassen hat. Wir brauchen jedes
Detail. Danach sollen sie die Baumann und den Deutschen nach Prades bringen.
Und dort unter allen Umständen nicht aus den Augen lassen. Ich komme auch
dahin. Und ich brauche alle Leute, die an den Tatorten dort oben zu erübrigen
sind. Wir werden in Prades jeden Stein umdrehen.“ Er beendete das Gespräch, um
wenige Minuten später erneut mit Gauthier zu telefonieren.
Das in Avignon gefundene Projektil war ein Volltreffer
gewesen. Die DNA war eindeutig Melissa Lindner zuzuordnen. Sie war also dort,
nur wenige Kilometer von ihrem Hotel entfernt, erschossen worden und nicht an
der Passstraße. Damit war Valerie Baumanns ohnehin schwaches Alibi noch
wackeliger geworden. Sie hätte es in wenigen Minuten aus der Innenstadt dorthin
schaffen können. Ihr Anwalt und dessen Personal mussten also erneut vernommen
werden.
Der ganz große Clou war aber der Abgleich der
Schusswaffenmerkmale in den Datenbanken der deutschen Polizeibehörden gewesen.
Ausgerechnet in Köln war im Frühsommer aus der gleichen Waffe geschossen
worden, mit der Melissa Lindner getötet worden war. Ein bizarrer Fall, wie die
Kölner Kollegen übermittelten, bei dem im Stadtwaldgürtel ein freilaufender
Rottweiler von einem Jogger erschossen worden war. Dieser Gürtel zieht sich um
ganz Köln und grenzt unmittelbar an das dicht besiedelte Stadtgebiet. Ein
ideales und beliebtes Terrain für Jogger, Radfahrer und Hundehalter, die
allerdings Tiere wie Rottweiler angeleint halten mussten, was in diesem Fall
nicht geschehen war. Es war Pech für den Hund und Glück für den Jogger, dass
dieser bewaffnet gewesen war, was natürlich ebenfalls verboten war. Der
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