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Grün. Le vert de la Provence

Grün. Le vert de la Provence

Titel: Grün. Le vert de la Provence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Burger
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ihr Heilkräuterwissen interessierten, beständig gewachsen war.
    Als sie die Augen wieder senkte, stand unvermittelt Alain
vor ihr. Der Schreck nahm ihr einen Moment lang die Luft und ließ sie ihn
sprachlos anstarren.
    „Du musst hier weg!“, war Alains dürre Erklärung. Er
schwang die Jagdflinte am Gurt über seine Schulter und griff nach Paulines Arm.
„Komm! Wir haben keine Zeit zu verlieren.“ Er zog nachdrücklich an ihr und sah
sich sorgenvoll in alle Richtungen um. „Sie können jederzeit kommen“, sagte er.
    „Wer?“
    „Der Mörder. Die Mörder. Was weiß ich. Sie haben
Jean-Noël umgebracht! In deinem Arbeitszimmer. Mit einer Schlinge aus einer
Celloseite. Die wollten dich! Die haben deinen Hof gefunden und die werden
dieses Kloster finden. Wir müssen weg von hier. Sofort!“
     
Ende der Idylle
    „Die Enduro vom Gärtner und Pauline Bouchets Mofa wurden
gefunden“, berichtete Nicolas Gauthier am Handy.
    Vidal wischte mit dem Handrücken den Schweiß von der
Stirn. Er hatte neben seinem Wagen stehend noch einen Moment lang die
beschauliche Ruhe des Ortes in sich aufgesogen. Es waren Momente wie dieser, in
denen ihm bewusst wurde, warum er bei allem Frust seinen Job noch machte und
ihn auch weiterhin machen würde. Er wollte diese Beschaulichkeit um jeden Preis
erhalten. Nicht als Gutmensch, der sich für die Allgemeinheit opferte, sondern
für sich. Mochte die Allgemeinheit daran partizipieren, es war ihm Recht, aber
zunächst arbeitete er immer für sich, für sein Bedürfnis, diese kleinen Oasen
friedvollen Seins zu verteidigen, für sich zugänglich zu halten und womöglich noch
ein ganz klein wenig mehr davon seinem Leben hinzuzufügen. Aber das war
vermutlich eine Illusion. „Wo?“, fragte er.
    „ Abbaye Saint-Pierre . Ein ethnobotanisches Museum
mit großen Gartenanlagen nicht weit von dem Ort, in dem wir die Baumann und den
Deutschen beobachtet haben. Nicht mehr unser Gebiet. Das Mofa der Bouchet
lehnte neben dem rückwärtigen Eingangstor zum Klosterhof, die Enduro vom
Gärtner hat man am Fuß einer alten Brücke gefunden, die etwas westlich vom
Kloster einen Bach überquert.“
    „Und was ist mit Alain und Pauline?“
    „Keine Spur. Sie haben sich dort getroffen, bevor das
übrige Personal und Besucher kamen. Das muss also mittlerweile drei bis vier
Stunden zurückliegen. Zunächst hat sich dort niemand großartig Gedanken über
das Mofa gemacht, Pauline kam wohl öfter früher als die anderen dorthin, hat es
dann allerdings immer auf dem Parkplatz abgestellt. Erst gegen elf ist einer
der Gärtner unruhig geworden, als er sie nicht finden konnte. Dann haben sie
die Police municipale gerufen. Als die dann die Nummernschilder überprüfen
ließen, ist allen die Tragweite klar geworden.“
    „Sind Leute von uns unterwegs?“ Vidal sah mit leicht
geöffnetem Mund noch einmal auf die friedfertige Szenerie, die der kleine,
verschlafene Platz bot, an dem er seinen Wagen geparkt hatte. Er kniff die
Augen zusammen und seufzte. Dann stieg er ein und heftete das Blaulicht aufs
Dach.
    „Nicht nötig!“ sagte Gauthier. „Kurz nachdem die im
Kloster realisiert hatten, dass sie aus der Idylle unvermittelt in einen
Serienmordfall involviert worden sind, trafen Valerie Baumann und Anselm
Bernhard dort ein. Gefolgt von unseren Leuten.“
    „Das war also ihr Ziel! Die haben genau gewusst, wo
Pauline und Alain zu finden waren und uns heute Morgen gründlich verarscht.“
    „Scheint so!“
    „Gab es außer dem Mofa und der Enduro noch irgendwelche
Hinweise im Kloster?“
    „Nichts! Zumindest nicht mehr. Von Alain und Pauline
fehlt jede Spur und seit sie von dort aufgebrochen sind, haben Besucher und
Personal gründlich alle denkbaren Hinweise zunichtegemacht. Fest steht nur,
dass sie entweder von dort zu Fuß abgehauen sind oder mit einem anderen
Fahrzeug. Das hätte dann aber dort in der Nähe abgestellt sein müssen, zum
Beispiel oberhalb der Brücke auf der anderen Seite des Bachlaufs. Oder aber es
gibt noch einen unbekannten Dritten, der die beiden dort abgeholt hat.“
    „Sie hat Potenzmittel verkauft!“, sagte Vidal
unvermittelt. Er fädelte sich in den dichteren Verkehr der Hauptstraßen ein.
„Das könnte die weitere Fährtensuche bei den Ereignissen von vierundvierzig überflüssig
machen.“
    „Du meinst, ein Potenzmittel könnte eine Mordserie
auslösen?“
    „Möglich! Es gab da vor kurzem eine Pressemeldung über
ein pflanzliches Potenzmittel, das die gleiche Wirkung

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