Grün war die Hoffnung
Lachen ein – ein leises, näselndes Kichern, es klang, als würde jemand eine Katze ertränken –, und auch Tierwater lachte mit.
Eine Stunde später erreichten sie ihr Ziel, eine kahle Stelle im Berghang am Ende der Straße. Auf der einen Seite lag die ungebrochene Schattenlinie des Waldes, auf der anderen war nichts als eine Felskuppe und eine Geröllhalde, die ins Tal abfiel. Überall standen Maschinen, nackter Stahl und abgeschabter Lack, ein Glitzern in der Sonne. Der Boden zu ihren Füßen war trocken, pulverisierte und zerkleinerte Krümel, zertretene Zweige ragten aus dem Boden wie Knochen, der Staub war wie eine zweite Haut für sie. Im Zentrum der kahlen Stelle stieg eine dünne Rauchsäule empor, wo ein Haufen verkohlter Zweige, zermahlener Tannenzapfen und anderer Unrat von den Bulldozern zusammengeschoben worden war und übers Wochenende schwelte.
So gründlich wie möglich sahen sie sich aus der Deckung der Bäume um, erst dann traten sie ins Freie. »Keine Sorge, Ty, wir sind nur Touristen, alles klar?« beruhigte ihn Andrea. »Und schließlich sind wir ja nicht unbefugt hier. Das ist immer noch der Sequoia National Forest, und auch wenn die Waldis es nicht gern zugeben, wir haben ebensoviel Recht hierzusein wie – was steht auf dem Bagger da drüben? Kannst du das lesen?«
»Cross Creek Timber Co.«, sagte Teo.
»Genau – wie die Cross Creek Timber Company.«
Sie gingen auf die Maschinen zu, wobei Teo und Andrea über die Hauptmerkmale von Clark-Erdschiebern, Schaufelladern und der zwei Kenworth-Holztransporter, die hintereinander am Ausgang der Forststraße geparkt standen, sowie die wirksamsten Methoden zu deren Ausschaltung debattierten. Tierwater fand es nicht so gut, hier im hellen Tageslicht herumzustehen, auch wenn niemand sonst da war. Ständig blickte er über die Schulter und rechnete damit, die Sonne in einem Feldstecher auf irgendeinem Hochstand aufblitzen zu sehen, oder schlimmer noch: zwei Forstaufseher, Schußwaffen im Anschlag, die über die ausgebrannte Fläche rannten. Oder Bullen. FBI-Agenten. Wie in einem Film, und er wider Willen der Hauptdarsteller: wie sahen die FBI-Agenten aus? Wie Robert Stack? Tommie Lee Jones?
»Seht ihr, die fackeln einfach alles ab, um nachher wieder was pflanzen zu können«, sagte Teo gerade, ging in die Hocke und ließ geschwärzte Erde durch die Finger rieseln. »So werden sie auch gleich das Unterholz los, und dann pflanzen sie ihre ordentlichen Reihen, und schon sind wieder zehn Hektar alter Bestand zur Plantage geworden.«
Sie standen im Schatten des Schaufelladers, eines riesigen, kranartigen Geräts, das die Baumstämme auf die Lastwagen verlud, nachdem die Bulldozer sie umgewalzt und die Trimmer die Äste entfernt hatten. Andrea streifte sich ein paar billige Baumwollhandschuhe über und schraubte den Einfüllstutzen am Getriebegehäuse ab. »Genau hier, Ty – da mußt du den Sand einfüllen, heute nacht, wenn es dunkel ist. Mittelkörniges Siliziumkarbid wäre sogar noch besser, aber natürlich schleppen wir keinen Extraballast bis hierher. Und vergiß deine Stiefel nicht.«
Ehe sie aus dem dichten Wald traten, hatten sie sich auf Teos Drängen Wollsocken über ihre Wanderstiefel gezogen, um die Abdrücke ihrer Sohlen zu verwischen. Es war hellichter Tag, und sie waren Wanderer – nur Wanderer, nichts als Wanderer –, aber sie gingen kein Risiko ein. »Keine Sorge«, versprach Tierwater. »Aber ich sag euch, ich weiß nicht, ob ich bis heute nacht warten kann. Ich bin hier, die Maschinen sind hier, die Scheißsynthetikbäume stehen gleich da drüben – ich hätte nichts dagegen, den ganzen Dreck abzufackeln: die Plantage, die Geräte, alles auf einmal.«
»Ich weiß, Ty«, sagte Andrea, und ihre Hand lag auf seinem Arm, ein freundlicher, überzeugender, ehefraulicher Griff, dessen Druck Bände sprach, »aber du tust es nicht.«
Als der Unterricht für den Tag vorüber war, zogen sich die drei an ein Bachbett einen Kilometer weit weg zurück, und Andrea breitete ein Picknick aus – geräucherte Entenwurst, Asiagokäse, Artischockenherzen, frische Tomaten und Baguette, dazu eine flußwassergekühlte Flasche Orvieto. Sie tranken auf Tierwaters erste verdeckte Aktion – bevorstehende verdeckte Aktion –, dann schulterten Andrea und Teo ihre Rucksäcke und wandten sich das Bachbett hinauf zu dem Weg, der sie in drei Stunden zurück zu Ratchiss’ Hütte bringen würde. Und Tierwater? Der ließ sich die Sonne aufs Gesicht
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