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Grün war die Hoffnung

Grün war die Hoffnung

Titel: Grün war die Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C. Boyle
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Fauchen des angerissenen Streichholzes, das aufflackernde Licht, als er es an einen der vielen Haufen von abgeschnittenen Zweigen hielt, und dann die flinken Flammenfinger, die durch die ausgetrockneten Nadeln flitzten. Er sah zu, wie der erste Baum Feuer fing, wie er in grellen Farben vor der Schwärze der Nacht explodierte, und während er davonrannte, gegen den Schmerz im Knie und seine gepeinigte Lunge ankämpfte, verwandelte sich die Welt in seinem Rücken, wurde es auf einmal so taghell, als wäre die Sonne zur Unzeit aufgegangen.
    Andrea murmelte etwas, einen Fetzen Traumdialog, und wälzte sich herum. In den Fenstern glomm das grünliche Licht von halb acht Uhr morgens, und als Tierwater die Decke anhob und zu ihr ins Bett schlüpfte, stieg der stille, warme, vertraute Duft der nistenden Kreatur auf und hüllte ihn ein, der Duft des Körpers seiner Frau, ihres wunderschönen, nackten, schlummernden Körpers, so reich an Eigenheiten und Möglichkeiten. Er knabberte an ihrem Ohr und schob einen Arm unter sie, so daß er ihre Brüste mit beiden Händen umfangen konnte. Er war erregt. Es brannte in ihm. Sie murmelte erneut und rieb ihr Hinterteil an ihm, ein schläfriges, präkoitales Kreisen der Hüfte. »Du bist wieder da«, sagte sie. »Das bin ich«, flüsterte er und spürte, wie ihre Brustwarzen hart wurden. Er dachte an Jane und Sherry und das halbe Dutzend anderer Mädchen und Frauen, die er gehabt hatte, und dann drehte sie sich zu ihm um und küßte ihn, und er dachte nur noch an sie, an niemanden sonst.
    Danach lagen sie nebeneinander und starrten ins Dachgebälk hinauf, während das Haus unter ihnen allmählich wach wurde. Man hörte eine Toilettenspülung, dann das Schmatzen der Kühlschranktür und Sierras Kassettenrecorder, der das gedämpfte Wummern ihrer düsteren Songs durch die Dielenbretter dringen ließ. Stimmen. Sierras. Teos. Das Knallen der Fliegentür, dann Ratchiss mit »Hollaho!« und Teos leise Erwiderung.
    »Du riechst nach Rauch«, sagte Andrea.
    »Ich?« Tierwater wußte, daß er zu weit gegangen war, daß sie garantiert Brandstiftung vermuten würden, nachdem die Maschinen außer Gefecht gesetzt waren, und er hatte die ersten Löschfahrzeuge schon zum Kampf gegen das Feuer herandonnern hören, als er noch auf dem Heimweg war. Die Brandwache auf Saddle Peak oder Needles mußte früh auf gewesen sein, denn die Hubschrauber waren am Himmel, ehe er auch nur Atem hatte schöpfen können, und bereits nach einer Stunde erfüllte das Brummen der Löschbomber die Luft. Als er aufgeblickt hatte, sah er drei von ihnen dicht über sich vorbeiziehen, blinkende Tragflächen und die Bäuche prall gefüllt mit Brandverzögerungsmittel.
    Sie lag jetzt auf einen Ellenbogen gestützt und musterte ihn. »Du hast doch nicht etwa da draußen ein Feuer angezündet heute nacht, oder? Denn das wäre dämlich, echt dämlich von dir...«
    »Machst du Witze? Es ist prima gelaufen, jede Minute. Ich war wie das Phantom und der Fox in einem – so effizient, daß es zum Fürchten war. Es ging wie geschmiert, wirklich.«
    Er fühlte ihren Blick auf seinem Gesicht, diesen Blick, der kein Herumgequatsche duldete und alles Komplizierte auf das Wesentliche reduzierte. Sie schnupperte – erst in der Luft, dann an ihm –, beugte sich über ihn, ihre Brüste streiften leicht seine Haut, sie zauste ihm das Haar und schnupperte dabei. »Ich weiß nicht«, sagte sie, »aber du riechst, als hättest du die Nacht im Kamin verbracht.«
    »Vielleicht«, log er, »weil ich erst mal eingeheizt hab, nachdem ich zurück war, um mich nach dem kühlen Morgen ein bißchen aufzuwärmen.«
    Das schien sie zufriedenzustellen, einstweilen jedenfalls – das heißt, bis sie selbst die Löschflugzeuge hörte, zum Briefkasten ginge und den Qualm in der Luft riechen und die Busse der Forstverwaltung auf der Straße fahren sehen würde, rappelvoll besetzt mit den ungerührten dunkelgesichtigen Einwanderern, die sie zum Mindestlohn anheuerten, um die Flammen Meter für Meter und Gebüsch für Gebüsch niederzukämpfen. Dann würde es ihr klarwerden. Und Teo auch, ebenso wie Ratchiss. Er konnte sie jetzt schon hören: Bist du verrückt? Gleich hier, praktisch nebenan? Glaubst du denn, die Leute sind blöd? Willst du uns alle und die Sache in Gefahr bringen – unsere Organisation, zum Teufel –, nur weil du dich nicht im Griff hast? Was hast du bloß für ein Problem?
    Plötzlich fühlte er sich erschöpft. Er war die ganze Nacht unterwegs

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