Grün war die Hoffnung
Norm vor einer Woche zu Ehren des französischen Nationalfeiertags ausgerufen hatte), und er gab seine Antworten nur in Form von Knurren und vagen Handzeichen. Sess ließ den Blick von seinem Holzstapel durch den Garten und zu den Hunden schweifen, sichtlich geistesabwesend, und als er zehn Minuten lang Tee geschlürft hatte, stand er vom Tisch auf und sagte: »Okay, Pamela, dann machen wir mal weiter.«
Verbie überstürzte sich vor lauter Versicherungen, das sei gar kein Problem – Pan und sie müßten sowieso längst los, wegen X, Y und Z –, und sie dankte Pamela für den Tee und Sess für die Gastfreundschaft und blablabla . Pan aber war in Hochstimmung, und er wollte ihnen unbedingt einen Gefallen tun, einfach um seine Wertschätzung und Dankbarkeit auszudrücken, und er quasselte in einem fort: »Das ist überhaupt kein Streß, Mann, wirklich, ich meine, wir sind morgen abend zurück, also zum Beispiel frisches Brot oder Brötchen für Hamburger, ein Fläschchen Scotch, was ihr eben wollt«, bis Pamela in die Tasche ihrer Jeans griff und einen vergilbten Fünfdollarschein hervorzog, der aussah, als wäre er während der Amtszeit von Franklin Delano Roosevelt gedruckt worden, und sagte: »Zigaretten vielleicht – Marlboro bitte –, und vielleicht bräuchten wir auch, ach ich weiß nicht, diese Schokoriegel mit Mandeln, so fünf oder sechs Stück, und den guten Kaffee, den Wetzel im Angebot hat – ist das Maxwell House? Den in der großen Dose?«
Dann waren sie wieder auf dem Fluß, sausten aus dem Thirtymile hinaus in den tosenden Güterzug des Yukon River. Verbie führte mit derartiger Inbrunst Selbstgespräche, als versprühte sie ihren Witz und ihre Weisheit vor einem tausendköpfigen Publikum, die Gischt überzog sie mit einem feinen Nebel, am Himmel rasten die Wolken, und Pan suchte weiterhin beide Ufer ab, ob sich dort irgend etwas bewegte. Auf Verbie reagierte er nur einmal, als sie sich dem Thema Jiminy und Merry widmete und bemerkte, wie gut die zwei doch zueinander paßten, ehe sie zielstrebig zu dem Vorfall vom vergangenen Abend kam. Irgendwer habe behauptet, er sei da beteiligt gewesen, ob das stimme? Nein, brüllte er durch das Motorengeräusch, das sei absoluter Quatsch, nichts weiter. Und dabei log er gar nicht, ja er verdrehte nicht einmal die Wahrheit. Denn so, wie es sich abgespielt hatte, war er tatsächlich nicht beteiligt gewesen, falls man darunter verstand, daß er seinen Schwanz eingetunkt hätte: Merry hatte nämlich prompt die Beine zugeklappt, sich die Hose wieder hochgezogen und war aus dem Zelt gekrabbelt, voller Gejeier und Ausreden und Entschuldigungen für den guten Jiminy, und dann waren sie flußaufwärts davonmarschiert, er mit dem rechten Arm in der Schlinge, sie seine Hüfte umschlingend wie ein Lazarettverband.
Eine halbe Stunde verging, der Motor lief auf vollen Touren, und die Strömung zog sie zusätzlich voran, er hatte Verbie innerlich fast abgedreht und lauschte eher der Melodie, in der der Außenborder der Welt seine Neuigkeiten mitteilte. Er hatte es schon aufgegeben, am Ufer irgend etwas Größeres zu entdecken – etwa einen Elch, der in den Trauerweiden schnüffelte, oder vielleicht einen Adler mit einem Fisch in den Klauen –, da erregte eine Bewegung weiter vorn im Wasser sein Interesse. Es sah aus wie ein Kissen von einem der Sofas im Wohnzimmer seiner Großmutter – oder nein, wie eine ganze Ottomane, Omas Ottomane, die da in der Strömung schaukelte, als wäre das hier der East River und nicht der Yukon. Immer noch zu weit weg, um es genau zu erkennen ... Aber jetzt, sie näherten sich rasch, sah er, daß das Ding gegen die Strömung schwamm, und warte mal, war das nicht ein Paar Ohren – und eine Schnauze?
Verbie stoppte ihren Monolog lange genug, um zu rufen: »Hey, spinnst du oder was?«, während das Boot scharf nach links ausscherte und die Ottomane sich in den Kopf eines Bären verwandelte, eines Grizzlys mit breitem Gesicht und silbergrauem Rücken, der sich aus der Gletschermilch des Flusses emporhob wie eine Metapher der Naturgewalten. Pan war wie elektrisiert. Ein Grizzly. Sein erster Grizzly . Da war er, praktisch wehrlos, ertappt beim Überqueren des Flusses, beim Schwimmen. Pan dachte weder an das Fleisch noch an das Fell, als er das Gas wegnahm und nach dem Gewehr griff. Ihm ging es um die Klauen. Beim Poolspielen im Three Pup war ihm neulich ein Indianer begegnet, und als der Typ sich vorgebeugt hatte, um einen Stoß abzuschätzen,
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