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Grün war die Hoffnung

Grün war die Hoffnung

Titel: Grün war die Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C. Boyle
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ansaugte, und langsam belebte sich der Raum mit leisem Knacken und Knistern. Gerüche wurden wach. Der Kessel ruckte und schepperte, suchte ein Gleichgewicht. »Was ist denn im Topf drin?« wollte Marco wissen, und er war nie im Leben hungriger gewesen, er brauchte dringend Zucker, Fett, Speck, klumpenweise Butter, die Grundschmiere des Lebens, und kein Wunder eigentlich, daß die Eskimos mit Seehundstran auskamen – hier oben mußte man wirklich seinen Vergaser völlig neu einstellen.
    »Elcheintopf.« Sess rumorte auf dem Wandbrett hinter dem Ofen herum, suchte nach Näpfen, Löffeln, Bechern. »Hab ich beim letztenmal aufgesetzt. Brauchst einfach nur ein anständiges Stück von der Elchflanke runterzusäbeln, die draußen in der Kammer hängt, die brätst du in Bärenschmalz mit etwas Mehl und ein paar Zwiebeln an, dazu Salz, Pfeffer, bißchen Tabasco und was gerade für Gemüse da ist – in diesem Fall waren es getrocknete Erbsen und Linsen –, dann füllst du es bis zum Rand mit Wasser auf, läßt es aufkochen und schmeißt noch den Reis rein. Und voilà: Elcheintopf à la Harder. Das Beste daran ist, daß du den Topf nur auf den Boden zu stellen brauchst, wenn du die Hütte verläßt, und innerhalb einer Stunde ist das Zeug tiefgefroren wie ein Eisblock.« Er rieb sich die Hände und hielt sie über den Ofen. »Hat mir Roy beigebracht.«
    »Und jetzt bringst du’s mir bei.«
    »Ganz recht. Jetzt bring ich’s dir bei.«
    Falls er Zweifel gehegt hatte – am Campen, am Biwakieren bei minus vierzig Grad –, so vertrieb sie der Eintopf, und bald konnte er sich ohne weiteres vorstellen, an Sess’ Stelle zu sein, hier in diesem Land zu Hause zu sein, von dem zu leben, was die Natur hergab, auf kleinstem Raum zu leben, Lichtjahre entfernt von den Stadtrandsiedlungen mit ihren zwanghaft getrimmten Hecken, gepflegten Rasenflächen und Zierbäumchen, denn wer die Landschaft hier draußen vor dem Fenster angelegt hatte, der hatte einen verdammt guten Job gemacht, gar keine Frage. Das Essen war köstlich. Er füllte seinen Napf dreimal auf und putzte ihn blitzsauber aus, mit dem Dauerbrot, das Sess in einem Schraubglas auf dem Wandbrett aufbewahrte. Es gab auch Kaffee mit Zucker und Kondensmilch und zum Nachtisch halb aufgetaute Heidelbeeren in dickem Sirup, dazu drei Schluck E&J-Brandy für jeden. Sie saßen etwas beengt an dem kleinen Tisch beim Fenster, die Becher in den Händen, und sahen zu, wie der Mond sich hinter den Bäumen versteckte und wieder hervorkam und ganz allgemein seinen Geschäften nachging. Sie redeten übers Fallenstellen, redeten über Schlingen und Köder, redeten über Drop City, redeten über Frauen.
    »Hat mich ehrlich gesagt kein bißchen überrascht, daß der Neffe abgedampft ist«, sagte Sess, »bei der Frau, mit der er da zusammen ist. Das ist doch ein Großstadtkind wie aus dem Bilderbuch.«
    »Der kommt wieder«, sagte Marco, und schon während er es sagte, hier draußen, wo ihn nichts als ein primitiver Ofen und eine Wand aus Fichtenstämmen davor bewahrten, eines von vielen Opfern zu werden, der tödliche Schlußpunkt einer weiteren warnenden Erzählung, zweifelte er an seinen Worten. Bei Norms Abschied war ganz Drop City in Panik ausgebrochen, und nach der Panik hatte es eine Phase der Trauer gegeben. Norm war ihr Fels in der Brandung, ihr Gründer und Guru gewesen – er hatte sie alle hierhinaus in die Wildnis geführt, mit der unwiderstehlichen Macht seiner Vision und mit seinem Geld und seiner Energie –, und nun hatte er sie im Stich gelassen. Star schluchzte, bis Marco schon glaubte, es würde ihr die Rippen brechen. Reba fraß haufenweise Seconal. Jiminy wollte Boskys Flugzeug die Kufen wegschießen, Norm zur Not mit Handschellen an die Bäume fesseln, irgendwas unternehmen, zum Beispiel Premstar kidnappen. Bill hatte anderthalb Tage lang auf Norm eingebrüllt, alle paar Minuten hörte man seine Stimme loszetern wie eine Kettensäge, die aufjaulte und wieder verebbte, bis sie zu den Hintergrundgeräuschen von Drop City gehörte, hörbar bis ins hinterste Bockhaus. Und dann landete das Flugzeug, und Norm und Premstar hoben ab, Friede, Brüder und Schwestern, und scheiß auf euch alle ...
    »Klar doch«, sagte Sess. »Bestimmt tut er das. Wenn er eine neue Freundin hat.«
    Marco zuckte die Achseln. Sie hatten die Laterne ausgeblasen, um Petroleum zu sparen und die Nacht draußen vor dem Fenster besser sehen zu können. »Ich weiß nicht«, sagte er. »Vielleicht brauchen wir

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