Grün war die Hoffnung
kompliziert ist. Und ich habe nicht … ich weiß, ich sollte öfter anrufen, aber –«
Ihre Mutter senkte den Blick und die Gabel auf den Teller. Sie wickelte die langen Nudeln mit Hilfe eines Suppenlöffels ordentlich um die Zinken und legte die Gabel wieder ab. »Das meine ich nicht«, sagte sie. »Ich will nur, dass du weißt, dass ich an dich denke.« Sie sah Ed an. »Wir haben jede Menge zu tun, musst du wissen – als wir noch unterrichtet haben, war unser Leben in mancherlei Hinsicht weniger hektisch als jetzt. Komitees, Bridge-Partien, Partys. Und Golf. Habe ich dir erzählt, dass Ed mir Golf beibringt?«
»Ja«, sagte Ed und erwachte zum erstenmal, seit sie sich gesetzt hatten, zum Leben, »nicht mehr lange, und sie kann beim PGA-Turnier der Frauen mitmachen. Deine Mutter ist ein echtes Naturtalent, wusstest du das?«
Ihre Mutter lächelte, ihre Augen blickten warm, sie hatte Grübchen. Der Wodka in ihrem Glas schimmerte silbrig, wie ein geläutertes seltenes Metall. Sie sah ihren Mann mit einem langen, schmachtenden Blick an – die beiden waren sich einig.
»Nein«, sagte Alma und schüttelte mit übertriebener Geste den Kopf. Sie lächelte jetzt ebenfalls, die Last war von ihr genommen oder wenigstens leichter geworden, wenigstens für den Augenblick. »Ich hatte keine Ahnung.«
Jetzt, im Badezimmer, wischt sie den beschlagenen Spiegel ab, um ihr Make-up aufzulegen, und die Stimme ihrer Mutter – eine angenehme, bebende Altstimme, trainiert in all den Jahren, in denen sie mit ihren Drittklässlern »Lean On Me«, »The Man in the Mirror« und »The Lion Sleeps Tonight« gesungen hat – ist eigenartig beruhigend. Sie ertappt sich dabei, dass sie beim Anziehen mitsummt. Wie alle Meetings, die sie arrangiert, ist auch dieses informell, und so zieht sie nichts anderes an als sonst: eine lohfarbene Vliesweste von Patagonia über einem Micah-Stroud-T-Shirt, rehbraune Kordshorts und Wanderstiefel aus Veloursleder. Es ist Ende Oktober, die Sonne ist aufgegangen, es gibt keinen Nebel, aber am Meer ist es immer kühl, und darum trägt sie die Weste (oder vielmehr die Westen, denn sie hat drei davon, in Braun, Dunkelrot und Rostrot) jahrein, jahraus – mit einem T-Shirt im Sommer und einem langärmligen Hemd oder Pullover im Winter. Diese Westen sind äußerst praktisch. Obwohl sie weder heute noch an irgendeinem anderen Tag der Woche zur Insel hinausfahren wird, könnte sie jederzeit aufbrechen, denn die diversen Taschen sind ideal für Sunblocker, Lippenbalsam, Leatherman, Kompass, Landkarten, Wasserflasche und dergleichen. Schließlich wickelt sie das Handtuch vom Kopf, kämmt das Haar und geht hinunter, wo es nach Speck riecht, wo Ed und ihre Mutter sind und die Küche ein einziges Durcheinander ist.
Ihre Mutter, erstaunlich munter angesichts der Wodkamengen, die sie gestern abend in sich hineingeschüttet hat, trällert ein fröhliches: »Guten Morgen, Schatz! Kaffee?« Sie schwenkt einladend die Glaskanne.
»Ja, okay«, hört Alma sich sagen. »Aber ich muss ihn mitnehmen, bin sowieso schon spät dran, also tu ihn … « Sie greift nach ihrem Becher, dem mit dem zähnefletschenden Wildschwein, den Freeman ihr im Scherz geschenkt hat, aber er ist nicht da. Ihre Mutter hat aus unerfindlichen Gründen alles umgeräumt, nicht nur die Becher, sondern auch den Toaster, die Kaffeemaschine, die Mikrowelle und das Radio. Der Abfalleimer ist verschwunden. Die Fotos auf dem Kühlschrank sind willkürlich umarrangiert. Und wo ist der Kalender?
Aber da ist der Kaffee, ihre Mutter schenkt ihn ein und fragt sie, ob sie nicht Zeit hat, wenigstens einen Happen zu essen, und sie sagt: »Nein, Mom, ich muss los«, gerade als Ed – auch er munter und noch immer athletisch gebaut, trotz der Hüfte – mit seiner morgendlichen Bloody Mary hereinkommt und sich an den Tisch setzt, wo ihn ein Teller mit gebratenem Speck und Rührei à la mexicaine erwartet. »Morgen«, sagt er.
»Morgen, Ed.« Sie versucht ein Lächeln, er ebenfalls.
Hat sie alles? Sie stellt den Becher hin, klopft ihre Taschen ab, geht ins Wohnzimmer, um Laptop, Sonnenbrille und Ringbuch zu holen, und ergreift dann unter einem Schwall von Entschuldigungen die Flucht. »Ich wollte, ich könnte bleiben und den Vormittag mit euch verbringen«, sagt sie, als sie durch die Tür geht, »aber wir sehen uns ja heute abend. Und denk dran, Mom: Du brauchst nicht zu kochen – ich will euch doch in dieses Fischrestaurant einladen, okay?«
Sie ist angeschnallt,
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